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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Entwicklung, Implementierung und Evaluation von Maßnahmen zur Prävention von Jodmangel bei jungen Frauen in Europa – EUthyroid2

Meeting Abstract

  • Natalia Cecon-Stabel - Fachbereich Versorgungsforschung im Kindes- und Jugendalter, Klinik für allgemeine Pädiatrie, Neonatologie und Kinderkardiologie, Universitätsklinikum Düsseldorf und Centre for Health and Society, Düsseldorf, Deutschland
  • Adrienne Alayli - Fachbereich Versorgungsforschung im Kindes- und Jugendalter, Klinik für allgemeine Pädiatrie, Neonatologie und Kinderkardiologie, Universitätsklinikum Düsseldorf und Centre for Health and Society, Düsseldorf, Deutschland
  • Vivien Henck - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Henry Völzke - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Freia De Bock - Fachbereich Versorgungsforschung im Kindes- und Jugendalter, Klinik für allgemeine Pädiatrie, Neonatologie und Kinderkardiologie, Universitätsklinikum Düsseldorf und Centre for Health and Society, Düsseldorf, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf225

doi: 10.3205/23dkvf225, urn:nbn:de:0183-23dkvf2256

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Cecon-Stabel et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Jodmangel ist ein Risikofaktor für die Entstehung von Schilddrüsenerkrankungen. Hierbei sind Frauen insgesamt deutlich häufiger von Schilddrüsenerkrankungen und um ein Vielfaches häufiger von Folgeerkrankungen betroffen wie Männer. Dabei ist besonders zu beachten, dass Jodmangel in den ersten Monaten der Schwangerschaft auch das Risiko von Entwicklungsstörungen beim Kind erhöhen kann, was wiederum als eine der vermeidbarsten Ursachen von geistiger Beeinträchtigung bei Kindern gilt.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: EUthyroid2 hat das Ziel, in 6 EU-Ländern sowie Bangladesch und Pakistan Best-Practice Modelle zur Steigerung des Bewusstseins für die Risiken des Jodmangels bei Jugendlichen und jungen Frauen zu entwickeln, zu implementieren und zu evaluieren.

Methoden: In zwei Studiensettings (S1: ambulante Gesundheitsversorgung; S2: weiterführende Schulen) sollen junge Frauen (18-24 Jahre) bzw. Jugendliche (13-17 Jahre) mittels zielgruppenspezifischer Informations- und Aufklärungsmaterialen über die Wichtigkeit von Jod und eine mögliche Anpassung der Ernährung sensibilisiert werden. Nach der Entwicklung von auf Funktionsebene standardisierten logischen Modellen der Interventionsmaßnahmen wird ein Assessment der Mikro-, Meso- und Makro-Kontextfaktoren der implementierenden Länder durchgeführt, um die Maßnahme jeweils kontextspezifisch adaptieren zu können. Im S1 wird ein cluster-randomisiert kontrolliertes Studiendesign angewendet, in der nur Frauen im Interventionsarm die Maßnahme erhalten. Im S2 erhalten alle rekrutierten Schulen die Maßnahme, während die Implementierungsansätze bzw. die Kombination der Interventionselemente zugeteilt werden. Das primäre Outcome ist das Bewusstsein für die Risiken von Jodmangel. Weitere Outcomes umfassen u.a. jodbezogenes Ernährungsverhalten und der individuelle Jodstatus in Urinproben (S 1). Über ein paralleles konvergentes Mixed Methods Design (Interviews, Befragungen, Dokumentenanalysen) wird der Implementierungsprozess in beiden Settings evaluiert.

Ergebnisse: Erste Prozessevaluationsdaten werden im Jahre 2024 Hinweise auf förderliche und hemmende Faktoren in der Implementierung in beiden Settings liefern. 2026 werden die summativen Evaluationen abgeschlossen sein. Diese basieren auf jeweils 15 Schulen (mit je 150 Schüler:innen) pro Land bzw. auf 10 Versorgungsinstitutionen (mit je 30 Patient:innen) pro Land.

Diskussion: Um die Funktionalität und Wirksamkeit der Intervention zu sichern als auch Material und Vorgehen adaptierbar für die unterschiedlichen Implementierungsländer und -kontexte zu machen, ist es zentral den Entwicklungsprozess des Materials theorie- und frameworkgeleitet durchzuführen und unterschiedliche Stakeholder durch partizipative Prozesse einzubinden.

Implikation für die Versorgung: Die Projektergebnisse können länderspezifisch Gesundheitsbehörden unterstützen, Maßnahmen zur Verringerung von Jodmangel und assoziierten Risiken im und außerhalb des Gesundheitssystems umzusetzen. Hierdurch könnte insbesondere die durch Jodmangel induzierte Krankheitslast für junge Frauen, Schwangere und ihre Nachkommen nachhaltig reduziert werden.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); 101095643