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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Evaluation des Versorgungsnetzes SICHERE GEBURT in einem cluster-randomisierten, kontrollierten Stepped-Wedge-Design: Studienprotokoll

Meeting Abstract

  • Gabriele Müller - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Helene Hense - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Josephine Mathiebe - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Falko Tesch - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Mario Rüdiger - Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Fachbereich Neonatologie & Pädiatrische Intensivmedizin, Medizinische Fakultät der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Jochen Schmitt - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf224

doi: 10.3205/23dkvf224, urn:nbn:de:0183-23dkvf2247

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Müller et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Das VERSORGUNGSNETZ SICHERE GEBURT schließt ambulante und stationäre Einrichtungen unterschiedlicher Versorgungsstufen Sachsens mit dem Ziel zusammen, eine strukturierte, einrichtungsübergreifende und interdisziplinäre Versorgung für Risikoschwangere sowie kranke Neugeborene und deren Familien anzubieten. Dazu werden fünf telemedizinische Interventionsbündel (IB) bei den beteiligten Leistungserbringenden implementiert:

1.
Versorgungsplan für Risikoschwangere,
2.
Neonatale Reanimation,
3.
Neonatales Antibiotic Stewardship,
4.
Versorgung Früh- und kranker Neugeborener,
5.
psychosoziale Elternunterstützung.

Am Projekt nehmen 8 periphere Partnerkliniken und 5 ambulante Praxen für Pränatalmedizin und pränatale Diagnostik teil.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese:

Primäre Hypothese: Die neue Versorgungsform (NVF) führt zu einer Verbesserung der wohnortnahen Versorgung im Vergleich zur derzeitigen Regelversorgung.

Sekundäre Hypothesen:

1.
Die NVF steigert auf Leistungserbringenden-Seite die Arbeitszufriedenheit und das subjektive Sicherheitsgefühl bei der Versorgung von Früh- und kranken Neugeborenen. Sie erhöht bei den Patientinnen bzw. den Familien die Zufriedenheit mit der Versorgung, Resilienz und Lebensqualität und verringert eine depressive, Angst- und Stresssymptomatik.
2.
Die NVF ist aus GKV-Perspektive kosteneffizient.

Qualitative Fragestellungen:

1.
Welche Barrieren der Inanspruchnahme der NVF liegen auf Seiten der Leistungserbringenden, der schwangeren Patientinnen und Familien der Neugeborenen vor?
2.
Wie beeinflusst die NVF die Zufriedenheit und das subjektive Sicherheitsgefühl der Leistungserbringenden? Wie beeinflusst sie das Sicherheitsgefühl der Patientinnen?

Methode: Zur Evaluation der NVF wurde ein cluster-randomisiertes, kontrolliertes Stepped-Wedge-Design (SW-RCT) gewählt. Für jedes Outcome wurde ein separates logistisches Mehrebenen-Regressionsmodell geschätzt. Die Randomisierung erfolgt auf Klinik- bzw. Praxisebene. Über alle IB sollen 1.417 Schwangere bzw. Neugeborene in die Kontroll- und 1.541 in die Interventionsgruppe eingeschlossen werden. Folgende Datenquellen kommen zum Einsatz:

1.
Klinische Falldokumentationen
2.
Fragebogenerhebung unter Patientinnen und Mitarbeitenden der Partnerkliniken
3.
Semi-strukturierte Telefoninterviews mit 5 ambulanten und 12 stationären Leistungserbringenden sowie 12 Patientinnen
4.
GKV-Routinedaten der beteiligten Krankenkasse

Ergebnisse: Abgeleitet werden belastbare Aussagen zu den zu untersuchenden Outcomes und Erfahrungen mit der Implementierung.

Diskussion: Ein explanatory sequential Mixed-Methods-Design (Auswahl der Interviewteilnehmenden basiert auf Antworten der Fragebogenstudie) soll zusätzlich Aussagen ermöglichen, warum manche Personen mehr und andere weniger von der NVF profitieren und welche Effekte auf welche Komponenten der NVF zurückzuführen sind.

Implikation für die Versorgung: Sollte sich die NVF als wirksam und kosteneffizient erweisen, sollen Strategien und Wege zur Überführung der NVF in die Regelversorgung entwickelt und in einem Implementierungshandbuch festgehalten werden.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 052.10431