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Charakterisierung ergotherapeutischer Behandlung in der spezialisierten, stationären Palliativversorgung – eine deskriptive Datenanalyse
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Veröffentlicht: | 2. Oktober 2023 |
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Hintergrund und Stand der Forschung: Die Prioritäten von Patient:innen am Lebensende sind neben der Symptomfreiheit eine möglichst lange Selbständigkeit und soziale Teilhabe. Über die körperlichen Funktionen hinaus ergänzt die Ergotherapie das palliative Komplexteam darin den Bedürfnissen von Patient:innen nach Aktivität und Teilhabe zu begegnen. Bislang liegen kaum Versorgungsdaten zur Ergotherapie in der Palliativversorgung vor.
Fragestellung und Zielsetzung: Ziel dieser Arbeit ist es, die ergotherapeutische Behandlung bei Patient:innen in spezialisierter Palliativversorgung zu beschreiben. Welche ergotherapeutischen Interventionen werden in welchem zeitlichen Umfang in dieser Versorgung durchgeführt?
Methode: Es wurde eine 3-monatige prospektive quantitative Datenerhebung auf der Palliativstation des Universitätsklinikums Jena durchgeführt. Die Erhebung erfasste die ergotherapeutischen Interventionen im Routineverlauf von 3 geschulten, auf der Station tätigen, Ergotherapeutinnen. Die durchgeführten ergotherapeutischen Interventionen wurden nach jedem Patient:innenkontakt auf einem nach Cooper & Littlechild [1] entwickelten Erhebungsbogen dokumentiert. Dabei war es möglich, dass mehrere Interventionen pro Kontakt stattfanden z.B. Interventionen im Bereich Symptomkontrolle und Biographiearbeit. Als Sekundäranalyse des parallel laufenden COMPANION-Projektes [2] wurden die dort erhobenen Daten zu Versorgungskontakten und -zeiten mit den Daten der ergotherapeutischen Erhebung verknüpft.
Ergebnisse: Von den 69 in den drei Monaten behandelten Patient:innen erhielten 57 (83%) eine ergotherapeutische Behandlung, die insgesamt 333 ergotherapeutische Kontakte umfasste. Die Patient:innen waren zu 47% weiblich und im Mittel M=70,0 (SD=13,2) Jahre alt. Pro Kontakt wurden durchschnittlich 5 ergotherapeutische Interventionen durchgeführt. Im Median gab es 5 Kontakte mit 190 min Gesamtbehandlungszeit von Aufnahme bis Entlassung pro Patient:in (Min/Max: 25 min/1360 min). 70% der Arbeitszeit wurden im direkten Patient:innenkontakt verbracht. 30% Prozent bestand aus systemischer Zeit wie Vorbereitung, Dokumentation, Nachbereitung und interdisziplinärer Austausch. Am häufigsten wurden Interventionen aus der Kategorie Symptombehandlung mit 65%, Selbstversorgung mit 55% und Freizeit mit 45% durchgeführt.
Diskussion: Ergotherapie ergänzt bedarfsgerecht physiotherapeutische und pflegerische Behandlungen. Interventionen spiegeln angesichts der Mehrfachnennungen von Interventionen pro Kontakt die Ganzheitlichkeit ergotherapeutischer Ansätze wider.
Implikation für die Versorgung: Ergotherapie findet Ansätze bei einer Vielzahl von Patient:innen und fügt sich überzeugend in das ganzheitliche Konzept der Palliativmedizin ein.
Literatur
- 1.
- Cooper J, Littlechild B. A study of occupational therapy interventions in oncology and palliative care. International Journal of Therapy and Rehabilitation. 2004 Jul;11(7):329-33. DOI: 10.12968/ijtr.2004.11.7.13362
- 2.
- Hodiamont F, Schatz C, Gesell D, Leidl R, Boulesteix AL, Nauck F, Wikert J, Jansky M, Kranz S, Bausewein C. COMPANION: development of a patient-centred complexity and casemix classification for adult palliative care patients based on needs and resource use - a protocol for a cross-sectional multi-centre study. BMC Palliat Care. 2022 Feb 4;21(1):18. DOI: 10.1186/s12904-021-00897-x