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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Stationäre Versorgung von geriatrischen Patienten in Corona-Pandemiezeiten

Meeting Abstract

  • Dirk Horenkamp-Sonntag - Techniker Krankenkasse, Hamburg; Alexianer EZA Krankenhaus Weinbergstraße, Potsdam
  • Susann-Cathrin Burde - Alexianer St. Josef Krankenhaus, Potsdam
  • Katja Selbmann - Alexianer EZA Krankenhaus Weinbergstraße, Potsdam
  • Manuel Anhold - Alexianer EZA Krankenhaus Weinbergstraße, Potsdam

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf165

doi: 10.3205/23dkvf165, urn:nbn:de:0183-23dkvf1656

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Horenkamp-Sonntag et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Der demographische Wandel findet sich auch in der Veränderung der Krankenhausbetten wieder. Im Zeitraum 1999-2019 ging die Gesamtbettenzahl um 12,6% auf ca. 500.000 zurück, während sie in der Geriatrie von 1999 bis 2017 um 99,5% auf ca. 18.100 anstieg, wobei der sog. „Geriatrischen Komplexbehandlung“ eine zentrale Bedeutung zukommt. Diese richtet sich an ältere Patienten (ab 70 J.), die an chronischen oder Mehrfacherkrankungen leiden. Anders als bei einer Rehabilitation ist keine besondere Antragstellung bei den Kostenträgern erforderlich. Im (Krankheits-) Fokus stehen dabei Einschränkungen der Mobilität, der Selbstständigkeit, der Kognition und/oder der Stimmungslage. Ziel der Komplexbehandlung ist die Steigerung von Mobilität und Selbsthilfetätigkeit.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Durch die Corona-Pandemie kam es zu vielen Veränderungen in der Gesundheitsversorgung. Hierzu zählen u.a. Priorisierung von Impfungen, Praxisschließungen, OP-Termin-Verschiebungen und Besuchsverbote. Um die Pandemie-Auswirkungen auf die Versorgung älterer Patienten zu untersuchen, werden geriatrische Routinedaten eines Krankenhauses analysiert.

Methode: Neben einer ausführlichen Bestandsaufnahme aller Datenquellen (Primär- und Sekundärdaten) eines stationären Leistungserbringers in Brandenburg im Zeitraum 2019 bis 2022 wurden v.a. Daten im Hinblick auf den Gesundheitszustand (u.a. MMSE, Barthel) und die post-stationäre Versorgung (u.a. Entlassung in eine Pflegeeinrichtung) im Zeitverlauf analysiert.

Ergebnisse: Bei einer Gesamtfallzahl von n = 5.782 Patienten in einem 4-Jahreszeitraum waren diese zu Pandemie-Beginn deutlich rückläufig (-16,8%) und nahmen dann von 2021 auf 2022 wieder zu. Die Verteilung der Pflegrade war im Zeitverlauf relativ stabil (mehr als 50% Grad 2-3), wobei in den ersten beiden Jahren deutlich weniger (bis zu 15%-Punkte) Anträge auf Pflegeeinstellung erfolgten. Die Entlassung vom Krankenhaus in Pflegeeinrichtungen hat im dritten Jahr um 2,9%-Punkte abgenommen. Der Anteil von AOK-Versicherten ist von 2019 (41,7%) zu 2022 (30,6%) deutlich gefallen ist, während der PKV- und Ersatzkassenanteil zugenommen hat.

Diskussion: Auch unter erheblichen Veränderungen der Rahmenbedingungen in der ersten drei Jahren der Corona-Pandemie zeigt sich, dass die geriatrische Versorgung (i.e.S. OPS-Komplexbehandlung) trotz großflächigem Personalausfall (Ärzte, Pfleger und Therapeuten) aufrecht gehalten werden konnte. Auch eine weitergehende (post-stationäre) Versorgung der z.T. hochaltrigen Patienten in stationären Pflegeeinrichtungen war durchgehend gegeben.

Implikation für die Versorgung: Durch die abrechnungstechnischen Besonderheiten der geriatrischen Komplexbehandlungen werden die GKV-Routinedaten um tagesgenaue Informationen zum aktuellen Gesundheitsstatus (i.e.S. MMSE und Barthel) des einzelnen Versicherten erweitert. Wünschenswert wäre es für die Versorgungsforschung, dass diese Informationen nicht nur bei Aufnahme ins Krankenhaus, sondern auch bei Entlassung nach extern dokumentiert werden, um auch in den Daten nach § 301 SGBV Veränderungen im Zeitverlauf eines stationären Aufenthalts nachhalten zu können.