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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Zahnärztliche Versorgung von zu Hause lebenden Pflegebedürftigen, Pflegebedürftigen in stationären Pflegeeinrichtungen und älteren Nichtpflegebedürftigen: Eine Analyse von Routinedaten der Gesetzlichen Krankenversicherung

Meeting Abstract

  • Jonas Czwikla - Universität Bremen, SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik, Bremen, Deutschland
  • Heinz Rothgang - Universität Bremen, SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik, Bremen, Deutschland
  • Falk Schwendicke - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Abteilung Orale Diagnostik, Digitale Zahnheilkunde und Versorgungsforschung, Berlin, Deutschland
  • Falk Hoffmann - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf126

doi: 10.3205/23dkvf126, urn:nbn:de:0183-23dkvf1265

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Czwikla et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Pflegebedürftige haben eine schlechtere Mundgesundheit als Nichtpflegebedürftige. Ein systematischer Vergleich der zahnärztlichen Versorgung zwischen zu Hause lebenden Pflegebedürftigen, Pflegebedürftigen in stationären Pflegeeinrichtungen und Nichtpflegebedürftigen liegt bislang jedoch nicht vor.

Fragestellung und Zielsetzung: Das Ziel dieser Arbeit war es, die zahnärztliche Versorgung in Abhängigkeit von Pflegebedürftigkeit und dem Pflegesetting zu untersuchen.

Methode: Basierend auf Routinedaten von acht gesetzlichen Betriebskrankenkassen wurde die Inanspruchnahme zahnärztlicher Versorgungsleistungen von zu Hause lebenden Pflegebedürftigen (n=68.137), Pflegebedürftigen in stationären Pflegeeinrichtungen (n=21.167) und älteren Nichtpflegebedürftigen (n=632.205) im Alter von 65+ Jahren im Jahr 2017 verglichen. Assoziationen zwischen der Inanspruchnahme und individuellen Charakteristika sowie dem Setting wurden mittels logistischer Regression untersucht. Darüber hinaus wurde die Inanspruchnahme innerhalb von 12 Monaten vor und nach dem Übergang in die häusliche Pflege (n=23.590) bzw. das stationäre Pflegesetting (n=6.583) verglichen.

Ergebnisse: Die Inanspruchnahme von zu Hause lebenden Pflegebedürftigen und Pflegebedürftigen in stationären Pflegeeinrichtungen war geringer als jene von Nichtpflegebedürftigen (Anteil mit Inanspruchnahme in 2017: 51,9%, 53,1%, bzw. 73,2%). Die adjustierten Odds Ratios für die Inanspruchnahme von zu Hause lebenden Pflegebedürftigen im Vergleich zu Nichtpflegebedürftigen variierten von 0,55 (Pflegegrade 1/2; 95% Konfidenzintervall 0,54-0,56) bis 0,38 (Pflegegrade 4/5; 0,36-0,40). Für Pflegebedürftige in stationären Pflegeeinrichtungen verglichen mit Nichtpflegebedürftigen variierten sie von 0,69 (3; 0,65-0,72) bis 0,66 (4/5; 0,63-0,71). Frauen, ältere Menschen, Personen mit 0-1 Elixhauser-Erkrankungen, Menschen mit Demenz und Personen aus den alten Bundesländern hatten verglichen mit den jeweiligen Vergleichsgruppen eine geringere Wahrscheinlichkeit zahnärztliche Versorgung in Anspruch zu nehmen. Beim Übergang in die häusliche Pflege sank die Inanspruchnahme von 60,0% (Anteil mit Inanspruchnahme in 12 Monaten vor dem Übergang) auf 55,6% (Anteil mit Inanspruchnahme in 12 Monaten nach dem Übergang), während sie beim Übergang in das stationäre Pflegesetting von 46,1% auf 53,5% stieg.

Diskussion: Die Inanspruchnahme zahnärztlicher Versorgung ist geringer bei Pflegebedürftigen als bei Nichtpflegebedürftigen. Die Effekte individueller Charakteristika auf die Inanspruchnahme zahnärztlicher Versorgung sind im häuslichen Pflegesetting ausgeprägter als im stationären Pflegesetting. Während die Wahrscheinlichkeit für die Inanspruchnahme zahnärztlicher Versorgung beim Übergang in die häusliche Pflege sinkt, steigt sie beim Übergang in das stationäre Setting.

Implikation: Pflegebedürftige nehmen zahnärztliche Versorgung selten in Anspruch. Interventionen zur Verbesserung der zahnärztlichen Versorgung sind nicht nur in stationären Pflegeeinrichtungen, sondern insbesondere auch in der häuslichen Pflege erforderlich.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01NVF17003