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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Häufigkeit von Vorhofflimmern-assoziierten ischämischen Schlaganfällen in der Gesetzlichen Krankenversicherung

Meeting Abstract

  • Ariane Höer - IGES Institut GmbH, Berlin, Deutschland
  • Guido Schiffhorst - IGES Institut GmbH, Berlin, Deutschland
  • Tina Ploner - InGef – Institut für angewandte Gesundheitsforschung Berlin GmbH, Berlin, Deutschland
  • Renate B. Schnabel - Universitäres Herz- und Gefäßzentrum Hamburg, Klinik für Kardiologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland; Deutsches Zentrum für Herz-Kreislaufforschung (DZHK e.V.), Standort Hamburg/Kiel/Lübeck, Hamburg, Deutschland
  • Katharina Kähm - Bristol Myers Squibb GmbH & Co. KGaA, München, Deutschland
  • Fabian Berkemeier - IGES Institut GmbH, Berlin, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf121

doi: 10.3205/23dkvf121, urn:nbn:de:0183-23dkvf1216

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Höer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Rund 80% aller Schlaganfälle sind ischämische Schlaganfälle (Hirninfarkte). Etwa 20 bis 30% aller Hirninfarkte sind auf Vorhofflimmern (VHF) zurückzuführen. Bei VHF sollte zur Schlaganfallprophylaxe eine orale Antikoagulation erwogen werden. Zur Häufigkeit von inzidentem Hirninfarkt, prävalentem VHF und VHF-assoziiertem, inzidentem Hirninfarkt in Deutschland unter Berücksichtigung der regionalen Verteilung und Versorgung mit oralen Antikoagulanzien existieren gegenwärtig nur wenige Daten.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Unsere Studie untersucht die Häufigkeit von inzidentem Hirninfarkt, prävalentem VHF und VHF-assoziiertem, inzidentem Hirninfarkt in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) unter Berücksichtigung der regionalen Verteilung und Versorgung mit oralen Antikoagulanzien.

Methode: Die Analyse wurde retrospektiv als Querschnittstudie für den Zeitraum 01.01.2014 bis 31.12.2018 auf Basis der InGef-Forschungsdatenbank durchgeführt. Unter den knapp 4,7 Mio. Versicherten der Grundgesamtheit wurden Versicherte mit Hirninfarkt bzw. VHF anhand stationärer und ambulanter Abrechnungsdiagnosen identifiziert. Die Ergebnisse wurden mittels KM6-Statistik auf die GKV-Population von 2018 standardisiert. Die Versorgung mit oralen Antikoagulanzien wurde mittels Abrechnungsdaten zu ambulant abgegebenen Arzneimitteln berücksichtigt.

Ergebnisse: Die standardisierten Raten für den inzidenten Hirninfarkt und für das prävalente VHF lagen 2018 bei 150,6 bzw. 4.778,9 pro 100.000 GKV-Versicherte. Die standardisierte Rate für den VHF-assoziierten, inzidenten Hirninfarkt lag 2018 bei 53,4 pro 100.000 GKV-Versicherte (35,5% aller Hirninfarkte). Die Inzidenz von Hirninfarkten ging bis 2018 zurück; die Prävalenz von VHF sowie VHF-assoziierten, inzidenten Hirninfarkten nahm zu. Regionale Unterschiede waren für den inzidenten Hirninfarkt gering; für das prävalente VHF sowie für den inzidenten, VHF-assoziierten Hirninfarkt groß. Bei 60,1% der Versicherten mit inzidentem, VHF-assoziiertem Hirninfarkt wurde vor dem Hirninfarkt VHF diagnostiziert. Bei vorheriger VHF-Diagnose erhielten nur etwa 50,6% der Versicherten vor dem Schlaganfall Antikoagulanzien, ca. 59% danach.

Diskussion: Zu den möglichen Ursachen für die steigende VHF-Prävalenz gehören demografische Effekte sowie eine höhere Aufmerksamkeit für das VHF. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass sich bei Versicherten mit inzidentem, VHF-assoziiertem Hirninfarkt der Anteil der Vorordnungen von oralen Antikoagulanzien erhöht hätte oder strukturbedingte Unterschiede zwischen östlichen und westlichen Bundesländern sowie Stadtstaaten und Flächenländern bestehen.

Implikation für die Versorgung: Die Ergebnisse unserer Studie weisen darauf hin, dass weiterhin Anstrengungen nötig sind, um VHF frühzeitiger zu diagnostizieren bzw. bei bekanntem VHF eine adäquate Versorgung zu gewährleisten. Weiterer Forschungsbedarf besteht insbesondere für die tatsächliche Häufigkeit von VHF, der Versorgung mit Antikoagulanzien und regionalen Unterschieden.