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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Meldestelle „Gewalt gegen die Ärzteschaft“

Meeting Abstract

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  • Iris Natanzon - Landesärztekammer Hessen, Stabsstelle Qualitätssicherung, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Nina Walter - Landesärztekammer Hessen, Stabsstelle Qualitätssicherung, Frankfurt am Main, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf115

doi: 10.3205/23dkvf115, urn:nbn:de:0183-23dkvf1152

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Natanzon et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Aktuelle Studien ergeben, dass Drohungen und körperliche Übergriffe für die Ärzteschaft zum Berufsalltag gehören. Bislang schließt der Strafbestand „Tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte“ im § 115 des Strafgesetzbuches die gesamte Ärzteschaft nicht mit ein. Vor diesem Hintergrund wurde in Hessen 2019 eine Meldestelle "Gewalt gegen Ärztinnen und Ärzte und Team" eingerichtet.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Ziel ist es, eine Vorstellung über die tatsächlichen Zahlen hinsichtlich Drohungen und Übergriffe zu erhalten. Die Evaluationsergebnisse sollen dabei helfen, Forderungen gegenüber dem Gesetzgeber zu bekräftigen, um das gesamte medizinische Personal im Paragraphenteil § 115 des Strafgesetzbuches mit einzuschließen.

Methode: Im Jahr 2019 wurde ein anonymisierter Meldebogen „Gewalt gegen Ärztinnen und Ärzte und Team“ entwickelt und auf der Website eingestellt. Abgefragt wird u.a. die Form aggressiven Verhaltens sowie durch wen das aggressive Verhalten ausgeführt wurde. Die Daten werden deskriptiv ausgewertet.

Ergebnisse: Seit 2019 sind 157 Meldebögen eingegangen (Stand: März 2023). Der überwiegende Teil der Melder sind in einer niedergelassenen Praxis beschäftigt. Ferner wird aggressives Verhalten größtenteils gegenüber dem Praxisteam (MFA) ausgeübt. Bei den geschilderten Fällen handelt es sich größtenteils um leichte und mittlere, in der Regel verbale Aggressionsformen wie Beleidigungen und Rufschädigung. Aber es werden auch leichte körperliche Gewalt und sexuelle Belästigung sowie in einigen Fällen schwere Aggressionsformen (ausgeprägte körperliche Gewalt und Bedrohung) beschrieben. Nur ein geringer Teil meldet den Vorfall via Strafanzeige.

Diskussion: Es erscheint wichtig, bei der Ärzteschaft ein Bewusstsein zu schaffen, dass jegliche Form von Gewalt inakzeptabel ist. Die Meldestelle kann fundierte Fakten schaffen, um auf deren Grundlage Ansprüche gegenüber dem Gesetzgeber zu bekräftigen sowie praxistaugliche Lösungsstrategien, unter anderem Selbstverteidigungsseminare für Ärztinnen und Ärzte sowie Praxisteam, zu entwickeln.

Implikation für die Versorgung: Länderübergreifende Daten über die Häufigkeit sowie Art der Angriffe auf die Ärzteschaft sollten zukünftig evaluiert werden, um das Ausmaß des Gewaltproblems in der deutschen Versorgungslandschaft zu identifizieren sowie auf dessen Grundlage Präventionsmaßnahmen zu konzipieren.