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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Bedeutung und Einsatzpotenziale von Gesundheits-Apps in der diabetologischen Versorgung – Ergebnisse einer Befragungsstudie

Meeting Abstract

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  • Julian Wangler - Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf066

doi: 10.3205/23dkvf066, urn:nbn:de:0183-23dkvf0662

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Wangler.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Mit Blick auf Diabetes mellitus Typ 2 als lebensstilinduzierte Erkrankung wird ein großer potenzieller Nutzen in Gesundheits-Apps gesehen, die gesundheitsunterstützend bei Prävention und Monitoring oder auch der Therapie helfen sollen.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel der Studie war es, den Anwendungshorizont, die Akzeptanz und Einstellungen sowie Erfahrungen von Ärzt*innen aus diabetologischen Schwerpunktpraxen hinsichtlich des Nutzungspotenzials von Gesundheits-Apps für Diagnostik, Therapie und Prävention bei Diabetes mellitus Typ 2 zu beleuchten.

Methode: Mitte 2021 wurden insgesamt 291 Ärzt*innen diabetologischer Schwerpunktpraxen in Rheinland-Pfalz, Hessen, Thüringen und dem Saarland anonymisiert befragt. Die Rücklaufquote beträgt 30% (N=88). Neben der deskriptiven Analyse wurde ein t-Test bei unabhängigen Stichproben durchgeführt.

Ergebnisse: Die Befragten verbinden mit dem Einsatz von Apps eine Stärkung von Empowerment, Motivation und Compliance, aber auch durch Erinnerungs- und lebensstilunterstützenden Funktionen eine mögliche Effektivierung der Prävention und des Erkrankungsmanagements von Typ-2-Diabetes-Patient*innen. Gerade jüngere Ärzt*innen in städtischen Praxisumgebungen begegnen Gesundheits-Apps mit positiver Einstellung und greifen im Praxisalltag auf solche Tools zurück. Skepsis besteht auf Seiten der Befragten u.a. in Bezug auf die Anwendungsfreundlichkeit und Datensicherheit bestehender Apps sowie hinsichtlich rechtlicher Fragestellungen. Eine Mehrheit räumt ein, keinen ausreichenden Überblick über diabetologische Apps zu besitzen und traut sich eine Beratung von Patient*innen nur bedingt zu. Diejenigen Ärzt*innen, bei denen Apps schon in der Versorgung Einzug fanden, beobachten in großer Mehrzahl positive Effekte bei der Steigerung der Compliance, im schnelleren Aufdecken bzw. Verringern von Komplikationen, bei der Gewichtsreduktion sowie bei der Abnahme des HbA1c-Werts.

Diskussion: Diabetologische Ärzt*innen nehmen einen Mehrwert von Gesundheits-Apps zur Prävention, Diagnostik und Therapie wahr und haben bereits positive Erfahrungen in der selektiven Anwendung von Apps im Versorgungsgeschehen gemacht. Bedenken bestehen bezüglich Transparenz, Sicherheit und Anwendungsfreundlichkeit von Apps. Hinzu kommen Problematiken bei der Übersicht und Auswahl in Frage kommender Programme. Infolgedessen ist die Bereitschaft zur Empfehlung oder zum konsequenten Einsatz solcher digitalen Anwendungen im Praxisalltag bislang begrenzt.

Implikation für die Versorgung: Trotz positiver Effekte, die Gesundheits-Apps für Prävention und Therapie haben können, bestehen bei vielen diabetologischen Ärzt*innen Vorbehalte. Die Bedenken sollten verstärkt adressiert werden, um richtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Integration von Gesundheits-Apps in die diabetologische Versorgung zu schaffen (u.a. verbindliche Datenschutz- und Qualitätsstandards, klare Rechtslage in Bezug auf die Anwendung von Apps, systematische Schulungen, Tools zur Übersicht und Einordnung, größere Evidenzbasis).