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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Die Perspektive von Patienten mit lysosomalen Speicherkrankheiten auf die Enzymersatztherapie im häuslichen Umfeld: Eine longitudinale Beobachtungsstudie

Meeting Abstract

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  • Ria Heinrich - WIG2 GmbH, Leipzig, Deutschland
  • Franziska Claus - WIG2 GmbH, Leipzig, Deutschland
  • Tonio Schoenfelder - WIG2 GmbH, Leipzig, Deutschland; TU Dresden, Professur für Gesundheitswissenschaften/Public Health, Dresden, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf046

doi: 10.3205/23dkvf046, urn:nbn:de:0183-23dkvf0461

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Heinrich et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Lysosomale Speicherkrankheiten (LSK) sind Stoffwechselstörungen, die zu fortschreitenden Organschäden führen. Sie können mit einer intravenösen Enzymersatztherapie (EET) behandelt werden [1]. Die EET kann entweder in spezialisierten Zentren/Kliniken oder in der häuslichen Umgebung verabreicht werden; die Durchführung der EET im häuslichen Umfeld hat viele Vorteile für die Patienten, weil die regelmäßigen langen Wege zum Zentrum/Klinik vermieden werden und der Lebens- und Berufsalltag weniger beeinträchtigt wird [2]. Bislang existieren kaum Daten dazu, wie Patienten eine häusliche EET beurteilen.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Diese Studie untersucht die Patientenperspektive zur EET im häuslichen Umfeld im Hinblick auf Akzeptanz, Sicherheit und Behandlungszufriedenheit.

Methode: Es wurde eine longitudinale Beobachtungsstudie unter realen Bedingungen in der häuslichen Umgebung der Patienten über 30 Monate (von Januar 2019 bis Juni 2021) durchgeführt. Es wurden LSK-Patienten rekrutiert, die von ihren Ärzten als geeignet für eine EET im häuslichen Umfeld eingestuft wurden. Die Patienten wurden vor Beginn der ersten häuslichen EET und danach in regelmäßigen Abständen unter Verwendung von standardisierten Fragebögen befragt.

Ergebnisse: Es wurden Daten von 30 LSK-Patienten analysiert: 18 mit Morbus Fabry, 5 mit Morbus Gaucher, 6 mit Morbus Pompe und 1 mit Mukopolysaccharidose Typ I (MPS I). Das Alter reichte von 8 bis 77 Jahren (MW:40). Alle Patienten fühlten sich während der Follow-Up-Befragungen angemessen über die EET im häuslichen Umfeld informiert und gaben an, dass sie sich erneut dafür entscheiden würden. Zu fast jedem Zeitpunkt gaben die Patienten an, dass die häusliche EET ihre Fähigkeit, mit der Krankheit umzugehen, verbessert hat. Mit einer Ausnahme gaben alle Patienten an, sich zu jedem Follow-Up-Zeitpunkt sicher zu fühlen. Im Vergleich zu 36,7% bei Baseline gaben nur 6,9% der Patienten nach 6 Monaten an, dass ihre Betreuung verbessert werden müsse. Die durchschnittliche Behandlungszufriedenheit stieg nach 6 Monaten häuslicher EET im Vergleich zum Ausgangswert um etwa 1,6 Skalenpunkte und nach 18 Monaten um weitere 0,2 Skalenpunkte. In Bezug auf die Qualität der Behandlung bewerteten alle bis auf einen Patienten die EET im häuslichen Umfeld während der Follow-Up-Befragungen als gleichwertige Alternative. Die Patienten würden die häusliche EET auch anderen LSK-Patienten empfehlen.

Diskussion: Die EET im häuslichen Umfeld erhöht die Zufriedenheit der Patienten mit der Behandlung, und die Qualität der Versorgung wird von den Patienten als gleichwertige Alternative zur EET in einem Zentrum/Klinik wahrgenommen.

Implikation für die Versorgung: Die EET kann im häuslichen Umfeld bei LSK-Patienten sicher durchgeführt werden. Geeigneten Patienten sollte diese Therapieform daher ermöglicht werden.

Förderung: Sonstige Förderung


Literatur

1.
Das AM, Lagler F, Beck M, Scarpa M, Lampe C. Lysosomale Speichererkrankungen: Herausforderungen bei der sektorübergreifenden, multiprofessionellen Patientenversorgung mit Enzymersatztherapie [Lysosomal Storage Diseases: Challenges in Multiprofessional Patient Care with Enzyme Replacement Therapy]. Klin Padiatr. 2017 May;229(3):168-74. DOI: 10.1055/s-0043-103088 Externer Link
2.
Beck M, Gaedeke J, Martus P, Karabul N, Rolfs A. Infusionsbehandlung in häuslicher Umgebung--ein praktikabler Ansatz für chronisch Kranke? Neue Wege der Versorgung am Beispiel des Morbus Fabry [Home-based infusion therapy--a feasible approach for chronically ill patients? A new path to provide superior patient care exemplified for Fabry's disease]. Dtsch Med Wochenschr. 2013 Nov;138(46):2345-50. DOI: 10.1055/s-0033-1349624 Externer Link