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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Berufliche Entscheidungswege der Medizinstudierenden sowie Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs Humanmedizin in Hessen

Meeting Abstract

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  • Liina Baumann - Landesärztekammer Hessen, Frankfurt am Main
  • Iris Natanzon - Landesärztekammer Hessen, Frankfurt am Main
  • Nina Walter - Landesärztekammer Hessen, Frankfurt am Main

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf036

doi: 10.3205/23dkvf036, urn:nbn:de:0183-23dkvf0365

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Baumann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Seit Jahren werden in Deutschland kontroverse Diskussionen um einen drohenden Ärztemangel durch Abwanderung und Nachwuchsmangel junger Mediziner geführt.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: In der seit 2009 laufenden Absolventenbefragung sowie der seit 2012 laufenden Befragung der Studienanfänger des Studiengangs Humanmedizin untersuchen wir die Einflussfaktoren auf die beruflichen Entscheidungen der angehenden Medizinerinnen und Mediziner. Ferner soll festgestellt werden, welche Tendenzen bezüglich einer Tätigkeit in der Patientenversorgung zu erwarten sind und ob sich die Motive für eine ärztliche Tätigkeit im Laufe der Zeit verändern. Gibt es Möglichkeiten, solchen Entwicklungen entgegenzusteuern?

Methode: Als Erhebungsinstrument dient ein von uns entwickelter teilstandardisierter Fragebogen. Die Zielgruppe der seit Herbst 2009 laufenden Befragungen sind alle Absolventinnen Absolventen der ärztlichen Prüfung in Hessen. Die Zielgruppe der seit 2012 laufenden Befragungen sind alle Studierenden des Studiengangs Humanmedizin im 1. Fachsemester. Die Auswertung und Analyse erfolgt mittels der Statistiksoftware Sphinx. Die sowohl retrospektiv sowie prospektiv gerichteten Fragestellungen beziehen sich auf Motive und Pläne der Befragten bezüglich ihrer ärztlichen Berufstätigkeit. Die beiden Befragungsreihen können mittels eines anonymen Panelcode zu einem „Lebenslauf“ verknüpft werden.

Ergebnisse: Bislang können Daten von 5.621 Absolventinnen und Absolventen sowie von 6.497 Studienanfängerinnen und -anfängern ausgewertet werden. Bisher konnten 426 Bögen miteinander verknüpft werden (Stand 01.2023). Die Gründe für die Aufnahme des Medizinstudiums sind im Laufe des Studiums insgesamt relativ stabil geblieben. Die beruflichen Ziele konkretisieren sich. Die „sozialen“ Komponenten einer ärztlichen Tätigkeit, wie „Helfen wollen“ am Anfang des Studiums weichen geringfügig zum Ende des Studiums den „praktischen“ Komponenten, wie „sicherer Arbeitsplatz“.

Diskussion: Die heutige Arbeitsmarktsituation und verschiedene Arbeitsmodelle erlauben angehenden Medizinern, neue Prioritäten für ihre zukünftige Tätigkeit zu setzen. Die Befürchtung, dass die Motivation für den Arztberuf nachlässt und eine hohe Zahl an jungen Ärztinnen und Ärzten das deutsche Gesundheitssystem verlassen möchte, wird durch unsere Ergebnisse nicht bestätigt. Allerdings verändern sich die Vorstellungen und Erwartungen bezüglich der ärztlichen Profession.

Implikation für die Versorgung: Zur Sicherung der ärztlichen Versorgung müssen potentielle Veränderungen und spezifische Bedürfnisse erkannt werden. Diesen Veränderungen muss Rechnung getragen werden – nicht nur im stationären Sektor, sondern auch durch eine optimierte ärztliche Weiterbildung und angestellte Berufsausübung in der ambulanten Versorgung.