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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Veränderungen der Glukosemessung bei Patient*innen mit insulinpflichtigem Diabetes mellitus durch Flash Glucose Monitoring

Meeting Abstract

  • Sara Lena Lückmann - Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik, Profilzentrum Gesundheitswissenschaften, Medizinische Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle, Deutschland
  • Antonia Förster - Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik, Profilzentrum Gesundheitswissenschaften, Medizinische Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle, Deutschland; Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Profilzentrum Gesundheitswissenschaften, Medizinische Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
  • Rafael Mikolajczyk - Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik, Profilzentrum Gesundheitswissenschaften, Medizinische Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle, Deutschland
  • Gabriele Meyer - Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Profilzentrum Gesundheitswissenschaften, Medizinische Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
  • Stephanie Heinrich - AOK Sachsen-Anhalt, Magdeburg, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf017

doi: 10.3205/23dkvf017, urn:nbn:de:0183-23dkvf0177

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Lückmann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Die medizinische Versorgung des insulin-pflichtigen Diabetes mellitus ist mit hohen Anforderungen an das Selbstmanagement verbunden. Eine zentrale Rolle hat dabei die Selbstmessung des Blutzuckerwertes und daran angepasste Insulingabe. Seit 2016 ist die Bestimmung des Glukosespiegels mittels Flash Glucose Monitoring (FGM) eine Kassenleistung. FGM weist als unblutige, schmerzfreie Alternative zur regelmäßigen Messung mit Blutzuckerteststreifen Vorteile in der gesundheitlichen Versorgung und Lebensqualität auf.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Ziel der Studie ist es, die Inanspruchnahme der blutigen Messung im zeitlichen Verlauf für verschiedene Nutzergruppen der FGM-Sensoren darzustellen.

Methode: Im Rahmen einer Sekundärdatenanalyse von anonymisierten Krankenkassendaten der AOK Sachsen-Anhalt wird die Inanspruchnahme der Glukosemessung von FGM-Nutzer*innen anhand verschiedener Nutzer-Typen analysiert.

Ergebnisse: Insgesamt 4197 Probanden, die FGM nutzen, wurden in die Analyse einbezogen. Diese sind im Schnitt 66,2 Jahre alt und zu 46,8% weiblich. Die Ergebnisse der Inanspruchnahme der Blutzuckermessung unter langfristigen, durchgängigen FGM- Nutzer*innen (n = 2300) zeigen, dass der überwiegende Anteil der Nutzer*innen (51,1%) zusätzlich zu FGM-Sensoren eine geringe Menge von bis zu 1,5 täglichen Teststreifen verbrauchen und ebenfalls viele Nutzer*innen (31,8%) ausschließlich mit FGM den Glukosewert bestimmt. Trotz Glukosemessung per FGM nutzen 9,4% zusätzlich in erhöhtem Ausmaß Teststreifen zur Blutzuckerbestimmung. Der durchschnittliche Verbrauch von Teststreifen sinkt bei allen Diabetes-Patienten*innen nach Beginn der Glukosewertbestimmung mit FGM von 3,1 auf 0,9 tägliche Teststreifen. Die Wahrscheinlichkeit zusätzlich zu FGM einen erhöhten Teststreifen-Verbrauch zu haben, war erhöht für jüngere Patienten*innen, Patienten*innen mit T1DM (vs. T2DM), Patienten*innen mit bereits erhöhtem Teststreifen-Verbrauch vor der FGM-Nutzung und Patienten*innen ohne Hausarztbesuche.

Diskussion: Nicht alle Patient*innen mit insulinpflichtigem Diabetes mellitus profitieren gleichermaßen von den Vorteilen der FGM-Nutzung. Mit der Analyse verschiedener Typen der Inanspruchnahme der Glukosemessung werden die Voraussetzungen geschaffen, zielgerichtete Empfehlungen für geeignete Nutzergruppen zu geben, die von dem Wechsel auf ein FGM-System zur Glukosebestimmung besonders profitieren.

Implikation für die Versorgung: Nicht für alle Patient*innen mit insulinpflichtigem Diabetes mellitus führt die Nutzung von FGM-Sensoren zu einer niedrigen Inanspruchnahme der blutigen Messung per Teststreifen. Vor allem für Patient*innen, die bereits vor der FGM-Nutzung einen hohen Verbrauch an Teststreifen hatten, und ggf. ein hohes Kontrollbedürfnis des Blutzuckerwertes haben, können zusätzliche Maßnahmen zur Information, Beratung und Shared Decision Making möglicherweise Vorteile für die Lebensqualität und das Gesundheitssystem bewirken.