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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Nicht-Unterlegenheit einer hybriden ambulanten orthopädischen Rehabilitation: Eine randomisierte kontrollierte Studie

Meeting Abstract

  • Richard Albers - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Deutschland
  • Stella Lemke - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Deutschland
  • Sebastian Knapp - Caspar Health, Berlin, Deutschland
  • Gert Krischak - Zentrum für ambulante Rehabilitation, Friedrichshafen
  • David Fauser - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Deutschland
  • Matthias Bethge - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf008

doi: 10.3205/23dkvf008, urn:nbn:de:0183-23dkvf0086

Veröffentlicht: 2. Oktober 2023

© 2023 Albers et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Studien zeigen für Menschen mit Rückenschmerzen vergleichbare Effekte für telerehabilitative physiotherapeutische Interventionen im Vergleich zu persönlicher Rehabilitation oder keiner Rehabilitation. In Deutschland wird in ambulanten Rehabilitationszentren das Curriculum Rückenschule der Deutschen Rentenversicherung Bund als standardisierte Rückenschule für Patient:innen mit chronischen Rückenschmerzen angeboten.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Unsere multizentrische randomisierte kontrollierte Studie prüft, ob Personen, die an einer digitalen Version des Curriculum Rückenschule während ihrer Rehabilitation von Zuhause aus teilnehmen eine vergleichbare schmerzspezifische Selbstwirksamkeit haben wie Personen, die die Rückenschule in Präsenz wahrnehmen.

Methode: In acht ambulanten Rehabilitationseinrichtungen wurden 267 Personen zufällig der Interventions- (n = 127; IG) und Kontrollgruppe (n = 140; KG) zugeteilt (Akronym HIRE: Deutsches Register Klinischer Studien: DRKS00028770). Eingeschlossen wurden 18 bis 65-jährige Patient:innen mit Rückenschmerzen. Beide Gruppen erhielten ein ambulantes dreiwöchiges multimodales Rehabilitationsprogram. Die KG erhielt die standardisierte Rückenschule in Präsenz, die IG in digitaler Form. Zielkriterien wurden zu Beginn, am Ende, drei Monate und zwölf Monate nach Ende der Rehabilitation erhoben. Primäres Zielkriterium ist die schmerzspezifische Selbstwirksamkeit (10 bis 60 Punkte). Auf Basis des kleinsten klinisch relevanten Unterschieds (5,5 bis 8,5 Punkte) wurde als Nichtunterlegenheitsgrenze ein Wert von -4 Punkten festgelegt. Überschreitet die untere 95-%-Konfidenzintervallgrenze der IG diese Grenze, gehen wir von Nichtunterlegenheit der hybriden Rehabilitation aus.

Ergebnisse: Die Stichprobe zum Beginn der Rehabilitation umfasste 267 Personen (mittleres Alter: 46,6; 52,6% weiblich). Zwischen den Gruppen gab es zur Erstbefragung keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der schmerzspezifischen Selbstwirksamkeit (IG: M = 38,5, SD = 11,4; KG: M = 37,3, SD = 10,0; p = 0,339) und waren bei den sekundären Zielkriterien in ihrer Gesundheit und Funktionsfähigkeit ebenfalls vergleichbar eingeschränkt. Auf dem Poster stellen wir das Studiendesign vor und berichten die Ergebnisse zur Nichtunterlegenheit drei Monate nach der Rehabilitation.

Diskussion: Unsere multizentrische randomisierte kontrollierte Studie zielt darauf ab, die Nichtunterlegenheit einer hybriden digitalen Rückenschule im Vergleich zur konventionellen Durchführung der Rückenschule in Präsenz nachzuweisen.

Implikation für die Versorgung: Digitale bzw. telerehabilitative Therapiemaßnahmen erfahren im rehabilitativen Setting zunehmend an Bedeutung und eröffnen die Chance einer flexibleren Durchführung der Rehabilitation. Hybride digitale Rehabilitationsformen könnten Menschen mit besonderen familiären Anforderungen die Rehabilitation ermöglichen oder auch eine stärker berufsbegleitende Durchführung der Rehabilitation unterstützen.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); 8011-106-31/31.104.10