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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Smart Brain Care – Entwicklung einer komplexen Intervention hinsichtlich der Früherkennung und Behandlung von Patienten mit leichten kognitiven Störungen und leichtgradigen dementiellen Syndromen in Deutschland

Meeting Abstract

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  • Ann-Kathrin Schwientek - Zentrum für Kognitive Störungen, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Deutschland
  • Lucas Wolski - Zentrum für Kognitive Störungen, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Deutschland
  • Timo Grimmer - Zentrum für Kognitive Störungen, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf489

doi: 10.3205/22dkvf489, urn:nbn:de:0183-22dkvf4894

Veröffentlicht: 24. Oktober 2022

© 2022 Schwientek et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Stand 2021 liegt bei ca. 1.6 Millionen Menschen in Deutschland eine Demenz vor, Tendenz steigend. Daten aus der Versorgung zeigen, dass aufgrund einer niedrigen Anzahl dokumentierter Fälle von Patienten mit einer leichten kognitiven Störung (MCI) im Vergleich zur geschätzten Häufigkeit, MCI selten diagnostiziert wird. Die Prävention und Früherkennung von MCI nimmt Einfluss auf den Verlauf - durch eine Minimierung von Risikofaktoren könnte die Demenzwahrscheinlichkeit um bis zu 40% reduziert werden. Wichtig ist eine zeitnahe Diagnostik, um reversible Ursachen zu behandeln. Es vergehen durchschnittlich ca. 90,3 Wochen, bis ein Patient mit kognitiven Störungen die richtige Diagnose erhält. Als Barrieren in der Versorgung werden eine mangelhafte Kommunikation sowie der Wunsch nach hausarztkonformen Diagnose- und Behandlungsalgorithmen genannt. Auch fehlende Kenntnisse und Ängste auf Seiten der Patienten beeinflussen das Hilfesuchverhalten. Die steigende Nachfrage in der Bevölkerung nach Abklärung von kognitiven Störungen stellen die Versorgung vor eine große Herausforderung.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel ist die Entwicklung einer Intervention zur Verbesserung der Identifikation, Diagnostik und Behandlung von Patienten mit MCI und leichtgradigen dementiellen Syndromen. Im Fokus stehen Hausärzte und Fachärzte als Schlüsselfiguren im Versorgungsnetz.

Methode oder Hypothese: Im Rahmen der Entwicklungsphase werden kritische Versorgungselemente durch systematische Literaturrecherche sowie die Erhebung von qualitativen und quantitativen Daten identifiziert, Ziele abgeleitet und einzelne Bausteine der Intervention definiert.

Ergebnisse: Basierend auf bisherigen Ergebnissen wurden vier kritische Elemente identifiziert und Workpackages abgeleitet:

  • WP1: Entwicklung einer e-Datenbank für einen optimierten Austausch sowie einen digitalen Zugang zu Screenings-Tools und Informationsmaterialien (s. WP2 und WP3).
  • WP2: Entwicklung eines hausarztkonformen Screening-Tools sowie Informations- und Weiterbildungsmaterialien für den Arzt (s. WP1).
  • WP3: Entwicklung von Informationsmaterialien für Patienten und Angehörige (s. WP2).
  • WP4: Entwicklung einer Aufklärungskampagne auf Bevölkerungsebene.

Diskussion: Ausgehend von einer zunehmenden digitalen Kompetenz adressieren wir strukturelle sowie wissensbasierte Versorgungsprobleme und beziehen den Patienten als zentralen Akteur in die Behandlung mit ein. Darüber hinaus erzielen wir eine verbesserte Awareness für MCI auf ärztlicher sowie auf Patienten- und Bevölkerungsebene. Herausforderungen stellen sich vor allem in Bezug auf den Datenschutz sowie im Hinblick finanzieller Anreize.

Praktische Implikationen: Im hausärztlichen Setting integrierbare und niederschwellig zugängliche digitale Intervention, welche Probleme in der Versorgungspraxis von Patienten mit MCI anspricht.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Notwendigkeit eines strukturierten Diagnose- und Behandlungsregimes, einer Verbesserung der interdisziplinären Zusammenarbeit über Sektorengrenzen hinweg sowie einer stärkeren Patienteneinbindung.

Autor*innenschaft: Die Autor:innen Ann-Kathrin Schwientek und Lucas Wolski teilen sich die Erstautor*innenschaft.