gms | German Medical Science

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Wünsche von Medizinstudierenden in Bezug auf die Verankerung von E-Mental-Health-Kompetenzen im Curriculum und mit Blick auf das ärztliche Handeln: Eine qualitative Studie

Meeting Abstract

  • Ann-Kathrin Schwientek - Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Centre for Health and Society, Düsseldorf, Deutschland; Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Klinikum rechts der Isar, München, Deutschland
  • Pia Braun - Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Centre for Health and Society, Düsseldorf, Deutschland
  • Jennifer Apolinário-Hagen - Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Centre for Health and Society, Düsseldorf, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf487

doi: 10.3205/22dkvf487, urn:nbn:de:0183-22dkvf4878

Veröffentlicht: 24. Oktober 2022

© 2022 Schwientek et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Trotz des vielversprechenden präventiven und therapeutischen Ansatzes von E-Mental-Health (EMH)-Angeboten sowie ihrer in Studien gezeigten Wirksamkeit, ist der Einsatz in der Versorgung noch gering. Als ursächlich werden unter anderem unzureichende Kenntnisse von Akteuren im Gesundheitswesen diskutiert. Medizinstudierende als angehende Ärzt:innen können in der Verbreitung von EMH-Kompetenzen eine Schlüsselrolle einnehmen. Bisherige Studien deuten jedoch auf eine inhomogene und unzureichende Verankerung von E-Health im Curriculum hin.

Fragestellung und Zielsetzung: Neben der Einstellung von Medizinstudierenden gegenüber EMH-Angeboten sowie ihrer Erfahrung mit Lehrveranstaltungen im Bereich e-Health, untersuchten wir ihre Bedürfnisse und Präferenzen im Hinblick einer Verankerung von EMH-Angeboten an der medizinischen Fakultät.

Methode: Es wurden semistrukturierte online-Interviews mit Medizinstudierenden (n=16) von Universitäten aus vier verschiedenen Bundesländern zwischen August und September 2021 durchgeführt. Zusätzlich erfassten wir demographische Daten mit Hilfe eines Fragebogens. Die Interviews wurden aufgezeichnet, transkribiert und anhand strukturierter Inhaltsanalyse orientiert nach Mayring ausgewertet.

Ergebnisse: Trotz einer positiven Einstellung gegenüber EMH-Angeboten sowie einem Bewusstsein für die Bedeutung von digitalen Gesundheitskompetenzen für den späteren Arztberuf, unabhängig von der angestrebten ärztlichen Spezialisierung, fühlten sich Medizinstudierende im Bereich Digitalisierung nicht ausreichend vorbereitet. Zusammenfassend bewerteten Medizinstudierende ihr Wissen bzgl. EMH höher, wenn eigene Nutzungserfahrungen vorlagen. Im Hinblick der Vermittlung von EMH-Kompetenzen im Curriculum wurden kleine Gruppengrößen sowie Konzepte, welche Studierenden einen breiten Zugang ermöglichen, bevorzugt. Medizinstudierende wünschten sich einen offenen und proaktiven Umgang von Dozenten mit dem Thema EMH. In ihrer Rolle als angehende Ärzt:innen äußerten sie den Wunsch, selbst digitale Interventionen zu testen, bevor sie diese Patienten verschreiben.

Diskussion: Unsere Ergebnisse geben Hinweise auf eine zielgruppengerichtete Vermittlung von EMH-Kompetenzen für angehende Ärzt:innen. Ferner könnte die Vermittlung von EMH-Kompetenzen bei Medizinstudierenden die mit der Nutzung psychologischer Interventionen verbundene Stigmatisierung reduzieren. Auch die Bedeutung einer entsprechenden Fortbildung der Lehrkräfte im Hinblick von EMH-Kenntnissen wurde bereits in der Literatur diskutiert und wird durch die Ergebnisse unserer Studie unterstützt.

Praktische Implikationen: Neben einer Fokussierung auf das Training von Ärzt:innen im Bereich EMH, könnte die Ausbildung von Medizinstudierenden hier einen positiven und nachhaltigen Effekt auf die Implementierung von EMH-Angeboten in der medizinischen Versorgung zeigen.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Bereits im Medizinstudium sollte angehenden Ärzt:innen ein fundiertes Wissen über digitale Interventionen vermitteln werden, um spätere Defizite in der ärztlichen Praxis vorzubeugen.

Anmerkung: Die Studie wurde gefördert als Vorarbeit eines größer angelegten Forschungsprojekts durch die Forschungskommission (FoKo) der Medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität.