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Umsetzung der Leitlinienempfehlungen zur Kurzberatung zum Alkoholkonsum bei riskant und schädlich Alkoholkonsumierenden im hausärztlichen Versorgungssetting: Eine repräsentative Bevölkerungsbefragung
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Veröffentlicht: | 30. September 2022 |
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Hintergrund/Stand (inter)nationaler Forschung: Die S3-Leitlinie zur Behandlung alkoholbezogener Störungen empfiehlt, dass Hausärzt*innen ihren Patient*innen mit riskantem (erhöhtes Risiko für Gesundheitsschädigung) oder schädlichem (vorliegende Gesundheitsschädigung) Alkoholkonsum eine Kurzberatung zur Konsumreduktion anbieten. Repräsentative Daten zur Umsetzung dieser Leitlinienempfehlung liegen aus Deutschland keine vor.
Fragestellung: Welcher Anteil Erwachsener mit riskantem oder schädlichem Alkoholkonsum in Deutschland gibt an, jemals eine entsprechende Kurzberatung (Konsumabfrage, Reduktionsempfehlung, Unterstützungsangebot) erhalten zu haben? Gibt es Unterschiede beim Jemals-Erhalt (ja/nein) hausärztlicher Kurzberatung abhängig von bestimmten Personenmerkmalen?
Methode: Repräsentative, persönlich-mündliche Bevölkerungsbefragung im Querschnittdesign (2021–2022) bei 2.247 Erwachsenen (>18 Jahre) mit riskantem und schädlichem Alkoholkonsum entsprechend der Kurzform des „Alcohol Use Disorders Identification Test“ (AUDIT-C; Wert Frauen: 4–12, Männer: 5–12). Jemals-Erhalt hausärztlicher Kurzberatung war definiert als Ratschlag zur Konsumreduktion, mit/ohne Unterstützungsangebot und/oder Empfehlung zur Inanspruchnahme psychologischer/medizinischer Hilfsangebote. Mittels logistischer Regression wurden Zusammenhänge mit Personenmerkmalen analysiert: Alter, Geschlecht, Schulabschluss (niedrig, mittel, hoch), Haushaltsnettoeinkommen, Migrationshintergrund, Wohnregion (städtisch/ländlich), Tabakrauchstatus (aktuell, ehemals, nie), Alkoholkonsummenge (AUDIT-C).
Ergebnisse: Von den Erwachsenen mit riskantem oder schädlichem Alkoholkonsum gaben 6,3% (95%KI=5,3%–7,4%) an, jemals eine hausärztliche Kurzberatung erhalten zu haben, und 1,6% (95%KI=1,1%-2,1%) ein Unterstützungsangebot und/oder eine Empfehlung für Hilfsangebote. Männer, Ältere (>65 Jahre), Personen mit niedrigem und mittlerem (versus hohem) Schulabschluss und geringerem Haushaltseinkommen sowie aktuell und ehemals Tabakrauchende hatten relativ häufiger eine Kurzberatung erhalten. Höhere AUDIT-C-Werte waren mit einer höheren Wahrscheinlichkeit des Jemals-Erhalts einer Kurzberatung assoziiert (Odds Ratio:1,76 pro Punktwert, 95%KI:1,59-1,95). Etwa jede*r Zweite mit einem AUDIT-C Wert >9 (=schädlicher Konsum) gab an, eine Kurzberatung erhalten zu haben.
Diskussion: Nur ein kleiner Teil der Menschen mit riskantem oder schädlichem Alkoholkonsum in Deutschland gibt an oder kann sich erinnern, jemals eine hausärztliche Kurzberatung zur Reduktion des Alkoholkonsums oder ein Unterstützungsangebot erhalten zu haben. Steigender Alkoholkonsum ist mit höherer Beratungshäufigkeit assoziiert. Die Umsetzung der Beratung scheint mit bestimmten Personenmerkmalen verknüpft.
Implikationen/Appell für die Wissenschaft: Zunächst sollten Gründe für die anscheinend geringe Umsetzung der Leitlinienempfehlungen im hausärztlichen Versorgungssetting bei riskant Alkoholkonsumierenden exploriert werden sowie für die Zusammenhänge mit bestimmten Personenmerkmalen. Darauf aufbauend lassen sich Strategien zur Verbesserung der Versorgung entwickeln und prüfen.
Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc)