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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Hausärztliche Erfahrungen mit und Einstellungen zur elektronischen Patient:innen-Akte – ein qualitativer Online-Survey

Meeting Abstract

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  • Nadine Janis Pohontsch - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Melida Böhm - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Marion Eisele - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Martin Scherer - Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf451

doi: 10.3205/22dkvf451, urn:nbn:de:0183-22dkvf4510

Veröffentlicht: 30. September 2022

© 2022 Pohontsch et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: In der elektronischen Patient:innenakte (ePA) können die Gesundheitsdaten von Patient:innen digital zusammengeführt werden. Seit Januar 2021 müssen die gesetzlichen Krankenkassen ihren Patient:innen die ePA anbieten. Seit Juli 2021 sind hausärztliche Praxen dazu verpflichtet, die ePA auf Wunsch der Patient:innen zu befüllen. Die ePA in ihrer in Deutschland aktuellen Form ist patient:innengeführt. Das bedeutet, dass die Patient:innen entscheiden, was in der ePA enthalten ist und von wem dies eingesehen werden darf. Auch wenn die Beratung zur ePA in der Hand der Krankenkassen liegt, kommen mit der ePA neue Herausforderungen auf Hausärzt:innen als erster Anlaufpunkt im Gesundheitssystem zu. Sie stehen vor den Herausforderungen der Einführung der notwendigen (Schnittstellen-) Technik in ihren Praxen und werden Patient:innen beratend und unterstützend zur Seite stehen müssen. Gleichzeitig aber haben sie wenig Einfluss darauf, welche Daten in der ePA gespeichert bzw. für sie zugänglich gemacht werden.

Fragestellung und Zielsetzung: In unserer Studie sollen hausärztliche Einstellungen zur und erste Erfahrungen mit der ePA erfasst werden.

Methode: Potentielle hausärztliche Teilnehmer:innen wurden über ein großes E-Mail-Diskussionsforum und bestehende Verteiler deutschlandweit zur Teilnahme eingeladen. Die Hausärzt:innen wurden mittels eines Online-Surveys (Lime-Survey) anonym zu ihren Einstellungen und Erfahrungen bezüglich der ePA qualitativ befragt. Hierbei wurden offene Fragen zu Erfahrungen, Herausforderungen, Nutzen und Reaktionen von MFA und Patient:innen verwendet und soziodemografische Daten erhoben. Es liegen 53 Datensätze aus dem Zeitraum 29.10.–31.12.2021 vor. Die Daten wurden inhaltanalytisch mit dem inhaltlich strukturierenden Verfahren von Kuckartz ausgewertet.

Ergebnisse: Obwohl die Hausärzt:innen durchaus den potentiellen Nutzen einer ePA anerkennen und den Grundgedanken einer ePA begrüßen, dominierten Frustration, technische Herausforderungen und Kritik die Berichte über die ePA. Aktuell scheint die ePA auf Patient:innen-Seite noch wenig nachgefragt, von MFA eher kritisch gesehen und von Hausärzt:innen wenig bedient zu werden.

Diskussion: Der Einstand der ePa scheint vor allem von technischen Problemen, Informationsmangel und Desinteresse der potentiellen Nutzer:innen geprägt zu sein. Befragungen wie diese müssen regelmäßig wiederholt werden um die Entwicklungen bei der Etablierung der ePA in Deutschland im Auge zu behalten.

Praktische Implikationen: Die Ergebnisse des Surveys geben Einblick in die aktuelle Versorgungsrealität nach Einführung der ePA. Die Kenntnis negativer Einstellungen und Erfahrungen kann eine Basis für die Entwicklung hilfreicher Strategien zur besseren Akzeptanz und vermehrten Nutzung der ePA bilden.

Appell für die Praxis: Die ePA hat noch Entwicklungsbedarf aber auch -potential. Bis zur optimalen Verbreitung und Nutzung scheint es noch ein längerer Weg zu sein.