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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Validität und Praktikabilität relevanter Messinstrumente bei Psoriasis: Vergleich Papier vs. Tablet

Meeting Abstract

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  • Marina Otten - Institut für Versorgungsforschung (IVDP), Hamburg, Deutschland
  • Maike Wagner - Institut für Versorgungsforschung (IVDP), Hamburg, Deutschland
  • Matthias Augustin - Institut für Versorgungsforschung (IVDP), Hamburg, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf430

doi: 10.3205/22dkvf430, urn:nbn:de:0183-22dkvf4309

Veröffentlicht: 30. September 2022

© 2022 Otten et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Patient-Reported Outcomes (PRO) spielen in der Dermatologie sowohl in der klinischen Forschung als auch in der Patientenversorgung eine große Rolle. Viele dieser PROs existieren bereits als validierte, papierbasierte Versionen. Laut International Society for Pharmacoeconomics (ISPOR) sollte auch für jedes digitale PRO eine Validierung gesichert sein.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel dieser Arbeit ist die Validierung sowie die Ermittlung der Praktikabilität und Akzeptanz von vier verschiedenen elektronischen PROs für Psoriasis: Dermatologischer-Lebensqualitäts-Index (DLQI), Behandlungsnutzen (PBI-S), Self-administered Psoriasis Area and Severity Index (SA-PASI), Juckreiz Numerische Rating Skala (NRS).

Methode: Eine prospektive, randomisierte Studie im von der ISPOR empfohlenen Cross-over-Design wurde durchgeführt, d.h. die zu validierenden PROs wurden sowohl auf Papier als auch auf dem Tablet erhoben und verglichen. Soziodemographische und medizinische Parameter, das Nutzungsverhalten digitaler Medien im Allgemeinen, der EQ-5D als nicht-krankheitsspezifisches PRO zur Erfassung der Lebensqualität, die Usability und Akzeptanz der zu validierenden PROs wurden erhoben sowie die PROs selbst. Die statistische Auswertung fand mit SPSS statt.

Ergebnisse: An der Validierungsstudie haben 102 Patienten teilgenommen, von denen waren 30,4% weiblich und 69,6% männlich. Das Durchschnittsalter lag bei 48,04 Jahren zwischen 22 und 84 Jahren. Die Erkrankung lag im Durchschnitt bereits 20,79 Jahre vor. 95,9% der Teilnehmenden nutzten täglich das Smartphone und 40,5% das Tablet. Alle elektronischen PROs erwiesen sich als äquivalent zur Papierversion. Beim SA-PASI kann allerdings nur die VAS als äquivalent gelten, die Bestimmung der betroffenen Körperoberfläche unterscheidet sich auf dem Tablet von der Originalversion (ICC: 0,78). Die Usability wurde für die elektronischen PROs höher eingestuft als für die Papierversionen, z.B. die Lesbarkeit des (e)DLQI (Mean= 0,7 vs. 0,5 auf einer Skala 0-5; p= 0.03). Hier schnitt auch lediglich der elektronische SA-PASI schlechter ab als die Papierversion (Mean= 0,88 vs. 1,15; p= 0.037). 87,9% präferierten die elektronische Erfassung von PROs über die Erfassung auf Papier.

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass einige der elektronischen PROs im Bereich der Psoriasis valide und praktikabel sind. Nur der SA-PASI, für dessen Entwicklung ins Digitale grundlegendere Änderungen notwendig waren, benötigt weitere Entwicklungs- und Validierungsschritte.

Praktische Implikationen: Der Einsatz elektronischer PROs in Studien und im Versorgungsalltag kann empfohlen werden.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Die Entwicklung, Validierung und Implementierung von PROs in der Dermatologie und auch in anderen Bereichen sollte vorangetrieben werden. Dabei sollte ein Schwerpunkt auf die Methodik zur Entwicklung und Validierung von elektronischen PROs gelegt werden, welche stärker von den Originalversionen abweichen.