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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Erfassung von systemischen Therapien und Therapieverläufen im TREATgermany Neurodermitis Register – Stärken und Schwächen

Meeting Abstract

  • Thomas Birkner - Zentrum für Evidenzbasierte Versorgungsforschung, Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Luise Heinrich - Zentrum für Evidenzbasierte Versorgungsforschung, Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Eva Haufe - Zentrum für Evidenzbasierte Versorgungsforschung, Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Thomas Werfel - Abteilung Immundermatologie und experimentelle Allergologie, Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Stephan Weidinger - Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Kiel, Deutschland
  • Jochen Schmitt - Zentrum für Evidenzbasierte Versorgungsforschung, Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf416

doi: 10.3205/22dkvf416, urn:nbn:de:0183-22dkvf4162

Veröffentlicht: 30. September 2022

© 2022 Birkner et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: TREATgermany erfasst als deutsches Neurodermitis Register seit 2016 Daten von Patient:innen mit moderater bis schwerer Atopischer Dermatitis (AD). Als chronische Hauterkrankung geht die AD mit individuellen Krankheitsverläufen einher. Zur Behandlung werden topische und systemische Therapien eingesetzt.

Fragestellung und Zielsetzung: Im Beitrag wird die longitudinale Erfassung der therapeutischen Versorgung erwachsener Patient:innen mit AD im TREATgermany Register vorgestellt. Dabei wird auf Chancen und Hindernisse bei der Erhebung solcher Daten im Rahmen der üblichen Patientenversorgung eingegangen. Anhand der 2017 zugelassenen Systemtherapie Dupilumab werden Ergebnisse beispielhaft vorgestellt.

Methoden: Bei Einschluss in das Register wird seitens beteiligter Kliniken und Praxen die detaillierte Krankheits- und Therapiegeschichte erhoben. Die Patient:innen werden hierfür einer vollständigen dermatologischen Untersuchung unterzogen und füllen einen Fragebogen aus. Die Folgevisiten finden in definierten Abständen statt, der Zeitplan richtet sich nach dem individuellen Behandlungsregime. Monitoring zur Qualitätssicherung ist implementiert. Zweimal jährlich wird ein Datenabzug auf Plausibilität geprüft und für Analysen bereitgestellt.

Ergebnisse: Aktuell rekrutieren etwa 70 dermatologische Praxen und Kliniken für TREATgermany. Seit 06/2016 wurden ca. 1.400 erwachsene Patient:innen eingeschlossen. 76% der Patient:innen erhielten mindestens einmal eine systemische Therapie, wobei Dupilumab die am häufigsten erhaltene Therapie (63%) darstellte (Datenabzug 08/21). Die Therapieabfolgen waren individuell unterschiedlich. So gab es bspw. unter allen Patient:innen mit mind. 4 Visiten (n=698) 257 unterschiedliche Therapieabfolgen.

Diskussion: Mit dem Register kann ein umfassendes Bild der aktuellen medizinischen Versorgung von Patient:innen mit moderater bis schwerer AD dargestellt werden. Es bietet die Möglichkeit neu zugelassene Systemtherapien hinsichtlich ihrer Implementierung im Versorgungsalltag und ihrer Wirksamkeit und Sicherheit zu untersuchen. Die Erhebung der Daten im Rahmen der üblichen Patientenversorgung birgt jedoch Herausforderungen sowohl bei der Datenerhebung als auch bei der -auswertung: So wäre bspw. die Anforderung an die Rekrutierungszentren, Visitenzeitpunkte wie in klinischen Studien streng einzuhalten nicht immer umsetzbar. Neue Systemtherapien können bei Gabe vor Zulassung (bspw. in Studien) zunächst als sonstige Therapien erfasst werden, bevor sie nach Zulassung gesondert im Fragebogen erhoben werden. Die Abbildung der Behandlung unter Alltagsbedingungen, die Erfassung von Biodaten und die immer wieder notwendigen und möglichen Adaptionen im Register sind Stärken von TREATgermany.

Praktische Implikationen: Register bilden die klinische Praxis ab: Anpassungen im Register an die sich wandelnde Praxis erfordern Agilität im Datenbankmanagement und innovative Strategien in der Datenanalyse.

Appell für die Praxis (Wissenschaft) in einem Satz: Register und klinische Studien sind komplementär – Register dürfen und müssen flexibler sein als klinische Studien.

Förderung: Sonstige Förderung; Das Register TREATgermany wird als klinisch-wissenschaftliches Register von der Wissenschafts-GmbH der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie (DGAKI) betrieben. Es erhält finanzielle Unterstützung von folgenden pharmazeutischen Unternehmen: AbbVie GmbH & Co. KG, Galderma S. A., LEO Pharma GmbH, Lilly Deutschland GmbH, Pfizer Inc., Sanofi-Aventis Deutschland GmbH.