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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Entwicklung eines Fragebogens auf Basis der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) für Personen über 75 Jahren in der Primärversorgung

Meeting Abstract

  • Laura Rink - Allgemeinmedizinisches Institut, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Erlangen, Deutschland
  • Caroline Floto - Allgemeinmedizinisches Institut, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Erlangen, Deutschland
  • Jeannette Scheffeck - Institut für Psychologie, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Lehrstuhl Psychologische Diagnostik, Methodenlehre und Rechtspsychologie, Erlangen, Deutschland
  • Maren Weiss - Institut für Psychologie, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Lehrstuhl Psychologische Diagnostik, Methodenlehre und Rechtspsychologie, Erlangen, Deutschland
  • Elmar Stegmeier - Koordinierungsgesellschaft Gesundheit UG, Aschau im Chiemgau, Deutschland
  • Susann Hueber - Allgemeinmedizinisches Institut, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Erlangen, Deutschland
  • Thomas Kühlein - Allgemeinmedizinisches Institut, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Erlangen, Deutschland
  • Maria Sebastiao - Allgemeinmedizinisches Institut, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Erlangen, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf411

doi: 10.3205/22dkvf411, urn:nbn:de:0183-22dkvf4110

Veröffentlicht: 30. September 2022

© 2022 Rink et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Viele Gesundheitsprobleme von älteren Menschen lassen sich häufig nicht in die klassischen organbezogenen Krankheitskategorien einordnen. Statt des traditionellen Fokus auf einzelne Krankheiten, sollte die funktionelle Gesundheit in den Vordergrund rücken. Die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) kann verwendet werden, um eine umfassende Sicht zu ermöglichen. Mit über 1400 Kategorien ist die ICF jedoch zu umfangreich, um in der Praxis angewendet zu werden. Daher ist eine Reduktion auf relevante Kategorien notwendig. Gemäß den Empfehlungen der ICF Research Branch wurden vier Vorstudien durchgeführt, um bedeutsame Kategorien für ältere Personen ab 75 Jahren zu identifizieren. In einer anschließenden Konsensuskonferenz wurde ein vorläufiges ICF-basiertes Kategoriensystem (n = 51) für ältere Personen mit Fokus auf Aktivitäten und Partizipation bestimmt.

Auf dieser Basis erfolgt die Entwicklung eines Fragebogens für den Einsatz in der Primärversorgung im Rahmen des Projektes „Koordinierungsbüro Gesundheit“, gefördert vom Bayerischen Staatministerium für Gesundheit und Pflege.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel ist die Umwandlung der relevanten ICF-Kategorien in einen Fragebogen und dessen Validierung.

Methode: Die Kategorien des vorläufigen ICF-basierten Kategoriensystems wurden in einen Fragebogen umgewandelt, welchen die Patient*innen selbstständig ausfüllen. Anschließend wurde der Fragebogen im November 2021 einem qualitativen Pretest (Einzelinterviews und Fokusgruppen) mit n=15 Teilnehmenden unterzogen. Von April bis Juli 2022 soll der Fragbogen validiert werden. Für die Validierung und Finalisierung des Fragebogens wird eine Item-Analyse durchgeführt. Die Reliabilität, die Inhalts-, Konstrukt- und Kriteriumsvalidität werden untersucht. Eine Befragung von 256 Teilnehmenden ist geplant. Als Außenkriterium soll das Urteil der behandelnden Hausärzt*innen bei ca. 20% der Teilnehmenden herangezogen werden.

Ergebnisse: Die 51 ICF-Kategorien wurden in 69 Items überführt. Im Rahmen des Pretests wurden die einzelnen Fragen auf ihre Verständlichkeit untersucht und der Fragebogen auf 38 Items reduziert. Die Ergebnisse der Validierung werden auf dem Kongress vorgestellt.

Diskussion: Der Pretest ermöglichte es, alltagssprachliche Formulierungen zu finden, die für die Patient*innen leicht verständlich sind. Zudem konnten die Items reduziert werden. Eine weitere Reduktion wird durch die Validierung angestrebt.

Praktische Implikationen: Der Fragebogen soll in der hausärztlichen Praxis als ein einfach zu handhabendes Erhebungsinstrument verwendet werden, um die funktionelle Gesundheit der Patient*innen zu erfassen und sowohl medizinische als auch nicht-medizinische Maßnahmen darauf abzustimmen.

Eine erste Erprobung des Fragebogens erfolgt im Rahmen des Projektes „Koordinierungsbüro Gesundheit“.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Die funktionelle Gesundheit der Patient*innen sollte mehr im Fokus für die Zielerreichung in der Primärversorgung stehen.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc)