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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Soziodemografische/sozioökonomische Unterschiede in den Einstellungen gegenüber digitalen Gesundheitsapplikationen

Meeting Abstract

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  • Niels Hannemann - Universität Osnabrück, Institut für Gesundheitsforschung und Bildung, Abteilung New Public Health, Osnabrück, Deutschland
  • Birgit Babitsch - Universität Osnabrück, Institut für Gesundheitsforschung und Bildung, Abteilung New Public Health, Osnabrück, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf407

doi: 10.3205/22dkvf407, urn:nbn:de:0183-22dkvf4078

Veröffentlicht: 30. September 2022

© 2022 Hannemann et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Einstellungen gegenüber digitalen Gesundheitsapplikationen (dGA) gelten als Prädiktoren für deren Nutzung [1]. Die Bewertung der Qualität des Verarbeitungsprozess von Gesundheitsdaten sowie die Einschätzung des wahrgenommenen Nutzens der dGA gelten u.a. als Faktoren, die die Nutzung von dGA mitbestimmen und durch soziale Merkmale (z.B. sozialer Status/ Alter) maßgeblich beeinflusst werden [2], [3], [4].

Fragestellung und Zielsetzung: Die zentrale Fragestellung lautet wie folgt: Welchen Einfluss haben soziodemografische/sozioökonomische Merkmale auf die Einstellungen gegenüber dGA? Ziel dieser Analyse ist es, festzustellen, ob Unterschiede in der Einstellung gegenüber dGA in Abhängigkeit des Alters und des subjektiven Sozialstatus (SSS) bestehen.

Methode: Die folgende Darstellung ausgewählter Ergebnisse beruht auf der Analyse einer Onlineumfrage, an der zwischen dem 10. und 18. März 1.200 in Deutschland lebende Personen (18–74 Jahre) teilnahmen. Die Auspägungen der Einstellungen wurden auf einer vierstufigen Likert-Skala gemessen und mittels U-Test / H-Test ausgewertet.

Ergebnisse: In der Stichprobe stimmten 69.1% aller Teilnehmenden zu, dass dGA die Kommunikation zwischen med. Leistungserbringern erleichtern. 49.7% der Probanden stimmten zu, dass dGA die Beziehung zwischen Patient:innen und med. Leistungserbringern verbessern. Lediglich 17.5% aller Probanden bestätigten, dass sie sich von der digitalen Gesundheitsversorgung ausgeschlossen fühlen.

Der Aussage Verbesserung der Beziehung zwischen Patient und med. Leistungserbringern stimmte die Altersgruppe 30–39 Jahre häufiger zu als die Altersgruppe 50–59 Jahre. Die 30–39-Jährigen stimmten häufiger zu, dass die Nutzung einer dGA die Kommunikation mit med. Leistungserbringern erleichtert als die 50- bis 59-Jährigen und 60-Jährigen und älter.

Der Aussage Erleichterung der Kommunikation mit med. Leistungserbringern stimmten Probanden mit dem höchsten SSS häufiger zu als Probanden mit niedrigem SSS. Befragte mit dem niedrigsten SSS stimmten häufiger zu, sich von der digitalen Gesundheitsversorgung ausgeschlossen zu fühlen, als Befragte mit höchstem SSS.

Diskussion: Übereinstimmend mit der Literatur konnten soziale Unterschiede festgestellt werden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich die Einstellungen gegenüber dGA in der Ausprägung sozialer Merkmale widerzuspiegeln scheinen und dGA nicht gleichermaßen alle sozialen Gruppen erreichen.

Praktische Implikationen: Gesundheitsprofessionen sollten sich der Unterschiede hinsichtlich der Einstellung gegenüber dGA dahingehend bewusst sein, dass dGA nicht ohne Weiteres von allen Bevölkerungsgruppen genutzt werden können, um entsprechende Aufklärungsarbeit anbieten zu können.

Appell für die Praxis: Die Einstellungen gegenüber dGA sollten aus der Perspektive der sozialen Ungleichheit kritisch betrachtet werden, damit aus digitalen Ungleichheiten keine weiteren gesundheitlichen Ungleichheiten resultieren und alle Bevölkerungsschichten gleichermaßen von den Potenzialen dGA profitieren.


Literatur

1.
Currie M, Philip LJ, Roberts A. Attitudes towards the use and acceptance of eHealth technologies: a case study of older adults living with chronic pain and implications for rural healthcare. BMC Health Serv Res. 2015 Apr;15:162. DOI: 10.1186/s12913-015-0825-0 Externer Link
2.
Dockweiler C, Boketta R, Schnecke JH, Hornberg C. Nutzungsverhalten und Akzeptanz von mHealth-Applikationen bei jungen Erwachsenen in Deutschland. In: Telemed Conference. Vol. 23, No. 24.06.2015:2015.
3.
Heponiemi T, Jormanainen V, Leemann L, Manderbacka K, Aalto AM, Hyppönen H. Digital Divide in Perceived Benefits of Online Health Care and Social Welfare Services: National Cross-Sectional Survey Study. J Med Internet Res. 2020 Jul;22(7):e17616. DOI: 10.2196/17616 Externer Link
4.
Ancker JS, Silver M, Miller MC, Kaushal R. Consumer experience with and attitudes toward health information technology: a nationwide survey. J Am Med Inform Assoc. 2013 Jan;20(1):152-6. DOI: 10.1136/amiajnl-2012-001062 Externer Link