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Sektorenübergreifend gegen problematische Keime vorgehen: Umsetzbarkeit einer Sanierung bei MRSA und MSSA Besiedelungen im ambulanten Setting
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Veröffentlicht: | 30. September 2022 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: In Deutschland sind rund 20–30% der Bevölkerung mit dem an sich harmlosen Bakterium Staphylococcus Aureus (SA) besiedelt. Bei operativen Eingriffen besteht ein besonders hohes Risiko, dass eine Besiedlung mit SA Infektionen auslöst. Insbesondere beim Vorliegen multiresistenter Keime (MRSA) können diese Infektionen schwerwiegend verlaufen. Obwohl es sich bei rund 90% der in Kliniken auftretenden Erregern um mitgebrachte Erreger handelt, konzentrieren sich bisherige Vermeidungsstrategien stark auf den stationären Sektor. Dabei gibt es bereits Sanierungsempfehlungen, die Patienten schon vor einem stationären Aufenthalt zu Hause selbst umsetzen können. Das vom Innovationsfond geförderte Projekt STAUfrei (01NVF17042) verfolgt einen intersektoralen Ansatz, welcher den niedergelassenen Bereich aktiv in ein frühzeitiges Screening und Dekontamination mit einbindet.
Fragestellung und Zielsetzung: Wie beurteilen Patienten die Umsetzbarkeit der häuslichen Dekontaminationsmaßnahmen und wie ist die Compliance?
Methode: STAUfrei ist eine prospektive, kontrollierte Interventionsstudie. Die Intervention lief von April 2019 und März 2022. Studienteilnehmer sind Patient*innen (>18 Jahre) mit einem elektiven Eingriff in einem Allgemeinkrankenhaus in Baden-Württemberg. In der vorgestellten Analyse wird die Umsetzbarkeit der ambulanten Dekontaminationsmaßnahmen untersucht, sowie die Compliance der Patienten mittels einer schriftlichen Patientenbefragung.
Ergebnisse: Es werden 8.000 Patient*innen in die Studie eingeschlossen, davon werden ca. 700 bis Interventionsende die ambulante Sanierung durchlaufen haben. Ergebnisse, der bis zum 02.09.2021 eingeschlossenen Patienten (N=326) deuten auf eine hohe Patientenzufriedenheit mit den Interventionsmaßnahmen hin. Nur wenige Patienten empfanden den Zeitaufwand der Sanierung als zu hoch (16%). Nebenwirkungen wurden von 17,6% der sanierten Patienten, angegeben.
Diskussion: Durch die fehlende klinische Supervision bei einer Dekontamination im häuslichen Setting gewinnt die Compliance der Patienten zusätzlich an Relevanz. Über ein eingesetztes Sanierungstagebuch und eine Patientenbefragung, werden Faktoren, die zur effektiven Sanierung beitragen können, abgefragt. Eine umgesetzte ambulante Sanierung könnte den Keimeintrag in den sensiblen stationären Bereich vermeiden.
Praktische Implikationen: Die Ergebnisse tragen zu der Gestaltung einer effektiven ambulanten Sanierung bei, indem spezifische Unterstützungsmaßnahmen für Patientengruppen entwickelt werden können. Zudem könnten Patientengruppen identifiziert werden, für die eine häusliche Sanierung besonders geeignet ist. Bei positiven Ergebnissen kann die Intervention eine Blaupause für die Kontrolle von Infektionsrisiken sein, die über SA hinausgehen. Darüber hinaus, könnte eine Erstattung der Dekontaminationssets über die gesetzlichen Krankenkassen diskutiert werden.
Appell für die Praxis (Wissenschaft und Versorgung) in einem Satz: Der niedergelassene Bereich kann einen wichtigen Beitrag zum Infektionsschutz leisten und sollte bei Vermeidungsstrategien miteinbezogen werden.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01NVF17042