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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Langzeitüberleben und Karzinominzidenz nach elektiver Versorgung des Bauchaortenaneurysmas – Daten der AOK Deutschland

Meeting Abstract

  • Reinhart T. Grundmann - Burghausen, DIGG Deutsches Institut für Gefäßmedizinische Gesundheitsforschung, Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin, Burghausen, Deutschland
  • Thomas Schmitz-Rixen - Deutsches Institut für Gefäßmedizinische Gesundheitsforschung (DIGG gGmbH), Berlin, Deutschland
  • Alina Ettengruber - Klinikum der Goethe-Universität, Klinik für Gefäß- und Endovascularchirurgie, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Jasmin Epple - Klinik für Gefäß- und Endovascularchirurgie, Klinikum der Goethe-Universität, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Dittmar Böckler - Universitätsklinikum Heidelberg, Ärztlicher Direktor der Klinik für Gefäßchirurgie und Endovaskuläre Chirurgie, Heidelberg, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf383

doi: 10.3205/22dkvf383, urn:nbn:de:0183-22dkvf3835

Veröffentlicht: 30. September 2022

© 2022 Grundmann et al.
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Gliederung

Text

Zweck: Der Einfluss der postoperativen Karzinominzidenz auf das Langzeitüberleben nach elektiver Versorgung mittels endovaskulärem (EVAR) und offenem Vorgehen (OR) von nicht-rupturierten abdominellen Aortenaneurysmen (AAA) soll dargestellt werden.

Patienten und Methoden: Retrospektive Datenauswertung der anonymisierten Datenbank der deutschlandweiten AOK-Versicherung. 20.683 Patienten, 17.746 männlich (85,8%), 2937 weiblich (14,2%) der Jahre 2010 bis 2016, Stichtag der Nachuntersuchung war der 31.12.2018. Alter der Männer war bei Operation im Mittel 72,3 Jahre, das der Frauen 75,6 Jahre. 15.792 (76,4%) Patienten wurden mit EVAR / 4891 (23,6%) mit OR versorgt. Insgesamt (präoperative Karzinominzidenz eingerechnet) wiesen 24,0% der Männer und 17,6% der Frauen ein Malignom auf. Häufigster Tumor war das Bronchialkarzinom mit 6,2% bei den Männern und 3,7% bei den Frauen. Präsentiert wird im Folgenden ausschließlich das Überleben der primär tumorfreien Patienten.

Ergebnisse: Von 18.802 primär tumorfreien Patienten erkrankten 15,4% im Verlauf des Follow-ups an einem Tumor (2889/18.802), 16,1% der Männer (2594/16.086) und 10,9% der Frauen (295/2716). EVAR-Patienten entwickelten in 15,5% (2205/14.218) ein Malignom, bei OR waren es 14,9% (684/4584). Kaplan-Meier geschätzt betrug nach 108 Monaten das Überleben nach OR 53,4%, nach EVAR 48,0% (p=0,000). Im Gesamtkrankengut hatten Patienten ohne Tumor ein Überleben von 55,4% verglichen mit lediglich 27,0% bei Tumorentwicklung (p=0,000). Männer ohne Tumor zeigten das bessere Überleben als Frauen ohne Tumor (Überleben Männer ohne Tumor 56,9%, Frauen 47,4%, p=0,000; Überleben Männer mit Tumor 26,9%, Frauen ebenfalls 26,9%, p=0,796). Das Überleben nach OR war nur dann besser als nach EVAR, wenn die Patienten keinen Tumor entwickelten (Überleben ohne Tumor OR 60,0%, EVAR 53,3%, p=0,000; Überleben mit Tumor OR 25,7%, EVAR 27,5%, p= 0,933).

Schlussfolgerung: Im Mittel entwickelten in einer medianen Nachbeobachtungszeit von 5 Jahren nach Versorgung eines nicht-rupturierten AAA 15,4% primär tumorfreier Patienten ein Malignom. Tumore verschlechterten das Langzeitüberleben signifikant. Dies hat Einfluss auf die Verfahrenswahl bei diesem prophylaktischen Eingriff, der die Ruptur verhindern soll. Für Hochrisikopatienten mit begrenzter Lebenserwartung sollte eindeutig EVAR als der Eingriff mit dem geringeren perioperativen Risiko gewählt werden, da hier die geringen Nachteile im Langzeitüberleben im Vergleich zu OR nicht im Vordergrund stehen.