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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Die Effektivität integrierter und gestufter Versorgung psychischer Erkrankungen durch Überwindung sektoraler Behandlungsbarrieren – Ergebnisse des 12 Monats-Follow-Up des COMET-Trials

Meeting Abstract

  • Daniela Heddaeus - Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Tharanya Seeralan - Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Anne Daubmann - Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Jörg Dirmaier - Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Thomas Grochtdreis - Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Olaf von Dem Knesebeck - Institut für Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Hans-Helmut König - Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Bernd Löwe - Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Kerstin Maehder - Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Sarah Porzelt - Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Moritz Rosenkranz - Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung, Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland
  • Ingo Schäfer - Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Martin Scherer - Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Bernd Schulte - Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung, Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland
  • Angelika Weigel - Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Silke Werner - Institut für Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Antonia Zapf - Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Thomas Zimmermann - Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Martin Härter - Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf380

doi: 10.3205/22dkvf380, urn:nbn:de:0183-22dkvf3800

Veröffentlicht: 30. September 2022

© 2022 Heddaeus et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die Effektivität von integrierten und gestuften Versorgungsmodellen für psychische Störungen ist gut belegt. Es gibt bisher aber keine Evidenz für Modelle, die über einen längeren Zeitraum (> 6 Monate) mehrere Störungsbilder berücksichtigen. In einer vom BMBF geförderten Studie des Hamburger Netzwerks für Versorgungsforschung wurde ein integriertes und gestuftes Versorgungsmodell für verschiedene Störungen (COMET) umgesetzt, in dem Patient:innen eine evidenzbasierte, intensitätsadjustierte Behandlung innerhalb eines multiprofessionellen Netzwerks erhielten.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel ist die Untersuchung der Effektivität von COMET (Interventionsgruppe, IG) im Vergleich zur Regelversorgung (Kontrollgruppe, KG) gemessen an der Veränderung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (SF-36, Skala psychische Gesundheit) der Patient:innen zum 12 Monats-Follow-Up.

Methode oder Hypothese: Prospektive, cluster-randomisierte, kontrollierte Interventionsstudie. Die Patient:innengewinnung erfolgte über Hausärzt:innenpraxen, die Randomisierung auf Praxisebene. Einschlusskriterium war die Diagnose einer depressiven, Angst-, somatoformen und/oder alkoholbezogenen Störung. Die Datenerhebung umfasste einen tabletbasierten Screening- und Diagnoseprozess sowie telefonische Patient:inneninterviews zu Baseline, nach 3, 6 und 12 Monaten. Mit einem ITT- Ansatz wurde in einem linearen gemischten Modell analysiert, ob die IG der KG überlegen ist. Mittels Kovariatenadjustierung wurde für Baselineunterschiede kontrolliert.

Ergebnisse: Von 41 Hausärzt:innenpraxen (IG: n=20; KG: n=21) nahmen n=17 Praxen der IG und n=13 der KG aktiv an der Studie teil und schlossen n=615 Patient:innen (IG: n=307; KG n=308) ein. Die adjustierte Mittelwertdifferenz der Primäranalyse unterscheidet sich nicht signifikant zwischen IG und KG (1.43 (95% Konfidenzintervall = -1.11; 3.97, p = .265). Auch hinsichtlich der sekundären Outcomes zeigte sich kein Unterschied zwischen IG und KG.

Diskussion: Die Analyse ergab keine Evidenz für die Überlegenheit des COMET-Modells. Die Prozessevaluation weist auf Schwierigkeiten in der Umsetzung des komplexen Modells hin. Weitere Analysen hinsichtlich der Umsetzung der Behandlungspfade sind notwendig.

Praktische Implikationen: Die Ergebnisse lassen derzeit keine Aussage über die Implementierungsfähigkeit des Modells zu. Für die Einordnung der Ergebnisse muss die noch laufende Implementierungsanalyse abgeschlossen werden.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Weitere Forschung sollte förderliche und hinderliche Faktoren für eine erfolgreiche Implementierung komplexer Versorgungsmodelle für psychische Störungen unter Berücksichtigung von Komorbiditäten adressieren.

Förderung: BMBF-Strukturförderung Versorgungsforschung; 01GY1602