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Medizinische Versorgung von Patient:innen unter Ressourcenknappheit am Beispiel der COVID-19 Pandemie mit besonderem Fokus auf kolorektalem Karzinom und Pankreaskarzinom
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Veröffentlicht: | 30. September 2022 |
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Hintergrund und Stand (inter-)nationaler Forschung: Die COVID-19 Pandemie und die damit einhergehende zwischenzeitlich starke Inanspruchnahme von Normal- und Intensivstationskapazitäten, Personalausfall, die Schließung von Krankenhausstationen, und die Verschiebung oder eingeschränkte Neuvergabe von Terminen im ambulanten Versorgungssektor sind (potenzielle) Ursachen für Ressourcenknappheit in der medizinischen Versorgung. Die möglichen Folgen beinhalten unter anderem nicht oder verspätet gestellte Diagnosen und eine Verringerung von erbrachten medizinischen Maßnahmen, z.B. Vorsorgeuntersuchungen und Therapien [1], [2]. Das vom BMBF geförderte CancerCOVID Projekt (Förderkennzeichen: 01KI20521A-C) ist Art und Auswirkung dieser pandemiebedingten Beschränkungen am Beispiel von Versorgungsmaßnahmen für Patient:innen mit kolorektalem Karzinom oder Pankreaskarzinom nachgegangen.
Fragestellung und Zielsetzung: Es wurde untersucht, ob die Versorgungssituation von Krebspatient:innen im Zuge der COVID-19-Pandemie eingeschränkt war.
Methode oder Hypothese: Es wurden Daten von Versicherten der AOK PLUS in Sachsen analysiert. Diese repräsentieren eine Kohorte von etwa 50% der gesetzlich Versicherten in Sachsen für den Zeitraum 2015 bis 2020. Die zu prüfende Hypothese lautete, dass die Versorgungssituation während der 1. und 2. Welle der COVID-19 Pandemie Abweichungen von den Vergleichszeiträumen der Vorjahre zeigte. Deskriptive Statistiken wurden ermittelt und grafisch dargestellt.
Ergebnisse: Für die erste Welle wurde ein Rückgang von Endoskopien in der Altersgruppe ab 55 um 27% und 41% im März bzw. April 2020 im Vergleich zum Mittel der gleichen Monate in den Jahren 2015 bis 2019 festgestellt. Ebenfalls wurde ein Rückgang von etwa 30 % in 2020 im Anteil der an Pankreaskrebs erkrankten Patienten, die eine ambulante Palliativversorgung erhielten, identifiziert. Keine deutliche Veränderung wurde in der Anzahl der dokumentierten Systemtherapien und der Anzahl von Operationen in den beiden Patientengruppen mit Darm- bzw. Bauchspeicheldrüsenkrebs beobachtet.
Diskussion: Die Versorgung von bereits diagnostizierten Krebspatient:innen während der 1. und 2. Coronawelle in Sachsen war gegenüber der Vergleichszeiträume, bis auf wenige Ausnahmen, nicht deutlich verändert. Diese beiden Pandemiewellen waren jedoch weniger stark als spätere Pandemiewellen, so dass Folgeuntersuchungen wichtig sind. Kritisch einzustufen sind die Verringerungen in den Arztkontakten und Vorsorgeuntersuchungen, welche aufgrund begrenzter Ressourcen auch nicht im Zeitverlauf nachgeholt wurden.
Praktische Implikationen: Eine mögliche Ressourcenknappheit in Pandemien oder während anderer Versorgungsengpässe erfordert eine proaktive Diskussion bzgl. einer möglicherweise notwendigen Priorisierung medizinischer Maßnahmen, aber Handlungsempfehlungen fehlen bisher im deutschen Krebskontext. Hinsichtlich gastrointestinaler Tumoren ist eine S1 Leitlinie in Vorbereitung [3].
Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Wir empfehlen die Durchführung von Public Awareness Kampagnen zur Bedeutung von Früherkennungsuntersuchungen.
Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); BMBF-Förderkennzeichen: 01KI20521A-C
References
- 1.
- Mazidimoradi A, Tiznobaik A, Salehiniya H. Impact of the COVID-19 Pandemic on Colorectal Cancer Screening: a Systematic Review. J Gastrointest Cancer. 2021:1-15.
- 2.
- Mazidimoradi A, Hadavandsiri F, Momenimovahed Z, Salehiniya H. Impact of the COVID-19 Pandemic on Colorectal Cancer Diagnosis and Treatment: a Systematic Review. J Gastrointest Cancer. 2021 Nov 29:1–17. DOI: 10.1007/s12029-021-00752-5
- 3.
- Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO) in der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG e.V.) in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) et al. Priorisierung und Ressourcenallokation im Kontext der Pandemie. Empfehlungen für die Krebsversorgung am Beispiel gastrointestinaler Tumoren, Stand: 25.04.2022. Verfügbar unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/018-039l_S1_Priorisierung-Ressourcenallokation-Pandemie-Krebsversorgung-gastrointestinaler-Tumoren_2022-04_1.pdf