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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Entwicklung und Pilotierung einer Intervention zur Verbesserung der geschlechtssensiblen primärmedizinischen Versorgung von chronischen Nichttumor-Schmerzpatient*innen unter Opiat-Langzeittherapie: Studienprotokoll für das Modellprojekt GESCO

Meeting Abstract

  • Alexandra Schmidt - Lehrstuhl für Allgemeinmedizin II und Patientenorientierung in der Primärversorgung, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (IAMAG), Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • Michaela Duck - Lehrstuhl für Allgemeinmedizin II und Patientenorientierung in der Primärversorgung, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (IAMAG), Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • Johannes Just - Lehrstuhl für Allgemeinmedizin II und Patientenorientierung in der Primärversorgung, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (IAMAG), Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • Neele Kufeld - Lehrstuhl für Allgemeinmedizin I und Interprofessionelle Versorgung, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (IAMAG), Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • Rebecca Bisplinghoff - Lehrstuhl für Allgemeinmedizin I und Interprofessionelle Versorgung, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (IAMAG), Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • Veronika Bencheva - Lehrstuhl für Klinische Pharmakologie, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • Jordan Preuß - Lehrstuhl für Klinische Pharmakologie, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • Michaela Maas - Lehrstuhl für Allgemeinmedizin II und Patientenorientierung in der Primärversorgung, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (IAMAG), Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland; Lehrstuhl für Allgemeinmedizin I und Interprofessionelle Versorgung, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (IAMAG), Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • Christine Kersting - Lehrstuhl für Allgemeinmedizin II und Patientenorientierung in der Primärversorgung, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (IAMAG), Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • Birgitt Wiese - IT Services Applications, Science & Laboratory, MHH Information Technology, Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland
  • Klaus Weckbecker - Lehrstuhl für Allgemeinmedizin I und Interprofessionelle Versorgung, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (IAMAG), Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • Petra Thürmann - Lehrstuhl für Klinische Pharmakologie, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • Achim Mortsiefer - Lehrstuhl für Allgemeinmedizin II und Patientenorientierung in der Primärversorgung, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (IAMAG), Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf357

doi: 10.3205/22dkvf357, urn:nbn:de:0183-22dkvf3578

Veröffentlicht: 30. September 2022

© 2022 Schmidt et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Chronische nicht-tumorbedingte Schmerzen (CNTS) sind eine häufige Erkrankung mit weltweit hoher Prävalenz. Zur Behandlung kommen auch Opioide zum Einsatz, deren Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland weltweit betrachtet mit am höchsten ist. Studien zufolge liegt dabei insbesondere bei gleichzeitigem Bestehen von CNTS und psychischen Faktoren ein erhebliches Potenzial für Fehlversorgung und Fehlgebrauch vor. Um dem entgegenzuwirken gilt es auch Geschlechteraspekte zu beachten. Denn unabhängig von Unterschieden im Hinblick auf den Metabolismus der Wirkstoffe und das Wirkspektrum, unterscheiden sich bei Männern und Frauen mit CNTS auch das Schmerzerleben, kommunikative Aspekte und die Prävalenz psychischer Komorbiditäten.

Fragestellung und Zielsetzung: Das Projekt dient der Entwicklung und Pilotierung einer Intervention zur Verbesserung der geschlechtssensiblen Versorgung von CNTS-Patientinnen und -Patienten unter Opiat-Langzeittherapie. Die Intervention soll Hausärztinnen und -ärzte befähigen, die Fehlversorgung von CNTS-Patientinnen und -Patienten durch eine bessere Berücksichtigung psychosozialer als auch geschlechts-, kultur- und rollenbezogener Faktoren zu verringern.

Methode oder Hypothese: Ausgehend von systematischen Literaturrecherchen wird die Intervention mit explorativen Methoden (Interviews, Fokusgruppen, Workshops) entwickelt und im Anschluss mit 10 Hausärztinnen und -ärzten und min. 40 Patientinnen und Patienten pilotiert. Hierfür erhalten die teilnehmenden Hausärztinnen und -ärzte 2 Fortbildungen, die in Abhängigkeit der vorherigen Entwicklungsphase voraussichtlich u.a. ein Training zu geschlechtssensibler Kommunikation, Selbstreflexion und gesundheitsfördernden Konzepten beinhalten werden. Nach erfolgter Edukation werden die Hausärztinnen und -ärzte innerhalb von 6–8 Wochen jeweils zwei Beratungsgespräche mit CNTS-Patientinnen und -Patienten unter Opiat-Langzeittherapie führen. Die Evaluation erfolgt im mixed-methods Design und setzt sich zusammen aus

1.
einer überwiegend qualitativen Prozessevaluation zur Umsetzung der Intervention und möglichen Anpassungsbedarfen und
2.
einem patientenzentrierten Vorher-Nachher-Vergleich zu möglichen Effekten der Intervention auf u.a. die schmerzassoziierte Beeinträchtigung im Alltag (Pain Disability Index) und die subjektive Schmerzwahrnehmung (Visuelle Analogskala) nach 6 Monaten.

Ergebnisse: Projektbeginn war am 01.04.2022. Bis zum Kongress werden erste Ergebnisse aus der Interventionsentwicklung vorliegen.

Diskussion: Die Intervention wird zur Optimierung der Versorgung von CNTS-Patientinnen und -Patienten beitragen und wichtige Erkenntnisse zu geschlechtsspezifischen Aspekten der Versorgung liefern.

Praktische Implikationen: Ein intendierter Mehrwert liegt in der Übertragbarkeit des innovativen geschlechtssensiblen Versorgungsansatzes auf andere medizinische Behandlungsfelder.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Medizinische Behandlung und Kommunikation unterliegt häufig Geschlechterstereotypen, was in der Beratung und Versorgung kritisch reflektiert werden sollte.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc)