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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Verschreibung opioidhaltiger Analgetika trotz Kontraindikationen bei nicht-tumorbedingten Schmerzen in Deutschland

Meeting Abstract

  • Anja Niemann - Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
  • Nils Frederik Schrader - Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
  • Christian Speckemeier - Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
  • Carina Abels - Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
  • Nikola Blase - Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
  • Godwin Giebel - Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
  • Cordula Riederer - DAK-Gesundheit, Versorgungsforschung und Innovation, Hamburg, Deutschland
  • Joachim Nadstawek - Berufsverband der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland e.V. (BVSD), Berlin, Deutschland
  • Wolfgang Straßmeir - Berufsverband der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland e.V. (BVSD), Berlin, Deutschland
  • Jürgen Wasem - Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
  • Silke Neusser - Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf355

doi: 10.3205/22dkvf355, urn:nbn:de:0183-22dkvf3557

Veröffentlicht: 30. September 2022

© 2022 Niemann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die Langzeitanwendung von opioidhaltigen Analgetika (OA) birgt das Risiko von Komplikationen. In Anbetracht steigender Verordnungszahlen OA in Deutschland wächst das Interesse für die Versorgungssituation mit OA bei chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen (CNTS). Die vom Innovationsfonds geförderte Studie Op-US (Opioidhaltige Analgetika – Untersuchung zu Entwicklungstrends in der Versorgung bei nicht-tumorbedingten Schmerzen; Förderkennz. 01VSF19059) verwendet einen Mixed-Methods-Ansatz. Eine Komponente stellt die Versorgungsepidemiologie, basierend auf Routinedaten einer gesetzlichen Krankenkasse, dar.

Fragestellung und Zielsetzung: Mithilfe der Routinedatenanalyse wird betrachtet inwiefern eine leitliniengerechte Versorgung in Deutschland stattfindet. Die S3-Leitlinie LONTS [1] zeigt Kontraindikationen für die Therapie mit OA bei CNTS auf. Mithilfe der Analyse der Routinedaten sollen Hinweise auf eine mögliche Fehlversorgung in Deutschland hinsichtlich des Vorliegens einer in der Leitlinie genannten Kontraindikation bei Verordnung eines OA identifiziert werden. Zusätzlich sollen prädiktive Faktoren im Versichertenkollektiv für diese Art der Fehlversorgung, wie beispielsweise soziodemographische Merkmale, Diagnosen, Verschreibungsdauer oder Facharztrichtung, dargestellt werden.

Methode oder Hypothese: Im Zeitraum 01/2018–06/2019 wurde eine Versichertenkohorte der DAK-Gesundheit selektiert. Einschlusskriterien sind mind. eine Verordnung eines OA in mind. zwei aufeinanderfolgenden Quartalen und Alter >17 Jahre. Ausschlusskriterien sind eine Krebsdiagnose und Hinweise auf palliative Versorgung. Jede/r eingeschlossene Versicherte wird über einen Zeitraum von zwei Jahren beobachtet. Kontraindikationen, zu denen z.B. die anhaltende somatoforme Schmerzstörung (F45.40) oder schädlicher Gebrauch von OA (F11.1) gehören, werden mittels ICD-10-Kodierungen identifiziert und im Zusammenhang mit dem Verordnungszeitraum der OA betrachtet.

Ergebnisse: Die Stichprobe umfasst 113.525 Personen. Das durchschnittliche Alter liegt bei 72 Jahren (SD 14,4). 75% sind weiblich. Derzeit werden Analysen der Routinedaten zur Identifikation von Verschreibungen von OA bei Vorliegen von Kontraindikationen und daraus folgende Subgruppenanalysen durchgeführt.

Diskussion: Im Rahmen des Projektes Op-US kann die Darstellung von Kontraindikationen in den Routinedaten bei der Langzeittherapie mit OA bei CNTS Hinweise auf Fehlversorgung identifizieren und quantifizieren. Zusätzlich werden die Probleme der Versorgung Subgruppen des Versichertenkollektivs zugeordnet.

Praktische Implikationen: Auf Basis der Studienergebnisse werden Reformansätze abgeleitet, um eine zielgruppenspezifische alternative Versorgungsstrategie zu entwickeln.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Die Beobachtung der Verordnung OA ist eine wichtige versorgungspolitische Aufgabe.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01VSF19059


Literatur

1.
Häuser W. 2. Aktualisierung der S3 Leitlinie „Langzeitanwendungen von Opioiden bei chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen „LONTS“. Der Schmerz. 2020;34:204-44.