Artikel
Verschreibung opioidhaltiger Analgetika trotz Kontraindikationen bei nicht-tumorbedingten Schmerzen in Deutschland
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 30. September 2022 |
---|
Gliederung
Text
Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die Langzeitanwendung von opioidhaltigen Analgetika (OA) birgt das Risiko von Komplikationen. In Anbetracht steigender Verordnungszahlen OA in Deutschland wächst das Interesse für die Versorgungssituation mit OA bei chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen (CNTS). Die vom Innovationsfonds geförderte Studie Op-US (Opioidhaltige Analgetika – Untersuchung zu Entwicklungstrends in der Versorgung bei nicht-tumorbedingten Schmerzen; Förderkennz. 01VSF19059) verwendet einen Mixed-Methods-Ansatz. Eine Komponente stellt die Versorgungsepidemiologie, basierend auf Routinedaten einer gesetzlichen Krankenkasse, dar.
Fragestellung und Zielsetzung: Mithilfe der Routinedatenanalyse wird betrachtet inwiefern eine leitliniengerechte Versorgung in Deutschland stattfindet. Die S3-Leitlinie LONTS [1] zeigt Kontraindikationen für die Therapie mit OA bei CNTS auf. Mithilfe der Analyse der Routinedaten sollen Hinweise auf eine mögliche Fehlversorgung in Deutschland hinsichtlich des Vorliegens einer in der Leitlinie genannten Kontraindikation bei Verordnung eines OA identifiziert werden. Zusätzlich sollen prädiktive Faktoren im Versichertenkollektiv für diese Art der Fehlversorgung, wie beispielsweise soziodemographische Merkmale, Diagnosen, Verschreibungsdauer oder Facharztrichtung, dargestellt werden.
Methode oder Hypothese: Im Zeitraum 01/2018–06/2019 wurde eine Versichertenkohorte der DAK-Gesundheit selektiert. Einschlusskriterien sind mind. eine Verordnung eines OA in mind. zwei aufeinanderfolgenden Quartalen und Alter >17 Jahre. Ausschlusskriterien sind eine Krebsdiagnose und Hinweise auf palliative Versorgung. Jede/r eingeschlossene Versicherte wird über einen Zeitraum von zwei Jahren beobachtet. Kontraindikationen, zu denen z.B. die anhaltende somatoforme Schmerzstörung (F45.40) oder schädlicher Gebrauch von OA (F11.1) gehören, werden mittels ICD-10-Kodierungen identifiziert und im Zusammenhang mit dem Verordnungszeitraum der OA betrachtet.
Ergebnisse: Die Stichprobe umfasst 113.525 Personen. Das durchschnittliche Alter liegt bei 72 Jahren (SD 14,4). 75% sind weiblich. Derzeit werden Analysen der Routinedaten zur Identifikation von Verschreibungen von OA bei Vorliegen von Kontraindikationen und daraus folgende Subgruppenanalysen durchgeführt.
Diskussion: Im Rahmen des Projektes Op-US kann die Darstellung von Kontraindikationen in den Routinedaten bei der Langzeittherapie mit OA bei CNTS Hinweise auf Fehlversorgung identifizieren und quantifizieren. Zusätzlich werden die Probleme der Versorgung Subgruppen des Versichertenkollektivs zugeordnet.
Praktische Implikationen: Auf Basis der Studienergebnisse werden Reformansätze abgeleitet, um eine zielgruppenspezifische alternative Versorgungsstrategie zu entwickeln.
Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Die Beobachtung der Verordnung OA ist eine wichtige versorgungspolitische Aufgabe.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01VSF19059