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Rahmenbedingungen für die Implementierung robotischer Assistenzsysteme im akutstationären Setting aus Nutzer*innenperspektive
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Veröffentlicht: | 30. September 2022 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Der Transfer von robotischen Systemen in pflegerische Versorgungsfelder stellen Technologieentwicklung und Gesundheitswesen gleichermaßen vor unterschiedliche Herausforderungen. Es müssen Schnittstellen und interdisziplinäre Plattformen geschaffen werden, um Informationsaustausch, innovative Forschung sowie Technologieentwicklung zu ermöglichen und zu fördern [1].
Fragestellung und Zielsetzung: Ziel war es, die Sichtweise von potentiellen Nutzer*innen (Service- und Pflegefachpersonal) hinsichtlich der Integration von robotischen Systemen im akutstationären Setting zu erfassen. Hierzu war folgende Forschungsfrage leitend: Welche Rahmenbedingungen gilt es aus Sicht der potentiellen Nutzer*innen für die Implementierung von robotischen Assistenzsystemen im akutklinischen Setting zu berücksichtigen?
Methode: Als Studiendesign wurde das Medical Research Council (MRC) framework for developing and evaluating for complex interventions gewählt. Die Datenerhebung erfolgte in der Phase developing/identifying interventions [2]. Es wurden 12 episodische Einzelinterviews [3] mit Pflegefachpersonen sowie Servicepersonal aus der akutklinischen Versorgung geführt. Die Daten wurden schrittweise und wiederholend anhand folgender Kodierverfahren nach Saldaña analysiert: Descriptive-, Process-, Initial-, Values-, Magnitude-, und Evaluation-Coding [4].
Ergebnisse: Die Teilnehmenden formulierten Rahmenbedingungen, welche sich auf die Klinik, die räumliche Situation der Einrichtung, die Technologien und die Nutzer*innen bezogen. Für die Implementierung von Seiten der Klinik wurden technische Voraussetzungen und Ansprechbarkeit bei Problemen, Schulungen sowie die Pilotierung von robotischen Systemen vor dem Realbetrieb genannt. Die Befragten hoben hervor, dass Nutzer*innen in Entwicklungs- und Pilotierungsphasen einbezogen werden müssen und dass die Akzeptanz in Abhängigkeit zum Nutzen des entsprechenden Systems steht. Weiterhin müssen robotische Systeme leicht zu bedienen und sicher sein. Weiterhin wurde angemerkt, dass räumliche Einschränkungen wie Türen und Hindernisse auf Gängen ein Problem für (semi)autonome Systeme darstellen können.
Diskussion: Für eine erfolgreiche Implementierung und die Gewährleistung eines wirksamen und sicheren technologischen Produkts müssen vorab Indikatoren für eine Implementierung definiert und die Machbarkeit in einer Testphase geprüft werden [1]. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen auf, dass neben Akzeptanz und technischer Bedienbarkeit auch institutionsbezogene und nutzer*innenorientierte Faktoren für die Implementierung robotischer Systeme in die Pflegepraxis eine Rolle spielen.
Appell für die Praxis & Wissenschaft: Die komplexe Entwicklung und Integration robotischer Systeme in pflegerische Settings muss eng verzahnt, zwischen Praxis, Wissenschaft und Technik stattfinden.
Förderung: BMBF-Strukturförderung Versorgungsforschung; 16SV8416
Literatur
- 1.
- Ienca M, Fabrice J, Elger B, Caon M, Scoccia Pappagallo A, Kressig RW, Wangmo T. Intelligent Assistive Technology for Alzheimer's Disease and Other Dementias: A Systematic Review. J Alzheimers Dis. 2017;56(4):1301-40. DOI: 10.3233/JAD-161037
- 2.
- Skivington K, Matthews L, Simpson SA, Craig P, Baird J, Blazeby JM, Boyd KA, Craig N, French DP, McIntosh E, Petticrew M, Rycroft-Malone J, White M, Moore L. A new framework for developing and evaluating complex interventions: update of Medical Research Council guidance. BMJ. 2021 Sep;374:n2061. DOI: 10.1136/bmj.n2061
- 3.
- Flick U. Qualitative Sozialforschung: Eine Einführung. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt-Taschenbuch-Verlag; 2017. (Rororo Rowohlts Enzyklopädie: Vol. 55694).
- 4.
- Saldaña J. The Coding Manual for Qualitative Researchers. London: Sage; 2021.