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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Prozessevaluation einer Randomisiert-Kontrollierten-Studie (RCT) zur Unterstützung älterer Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung während und nach dem Krankenhausaufenthalt

Meeting Abstract

  • Nino Chikhradze - Ruhr Universität Bochum, Medizinische Fakultät, Abteilung für Allgemeinmedizin, Bochum, Deutschland
  • Arne Hannich - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Abteilung für Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald, Deutschland
  • Petra Lücker - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Abteilung für Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald, Deutschland
  • Fanny Schumacher-Schoenert - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE), DZNE Rostock/ Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Angela Nikelski - Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Forschungsabteilung, Bielefeld, Deutschland
  • Melanie Boekholt - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE), DZNE Rostock/ Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Friederike Kracht - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE), DZNE Rostock/ Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Stefan Kreisel - Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Forschungsabteilung, Bielefeld, Deutschland
  • René Thyrian - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE), DZNE Rostock/ Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Wolfgang Hoffmann - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Abteilung für Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald, Deutschland
  • Horst Christian Vollmar - Ruhr Universität Bochum, Medizinische Fakultät, Abteilung für Allgemeinmedizin, Bochum, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf336

doi: 10.3205/22dkvf336, urn:nbn:de:0183-22dkvf3368

Veröffentlicht: 30. September 2022

© 2022 Chikhradze et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Übergänge zwischen stationärer und ambulanter Versorgung im deutschen Gesundheitssystem sind optimierungsbedürftig, trotz neuerer Vorgaben zum Entlassmanagement. Inwieweit ein intersektorales Versorgungsmanagement (iCM) den Übergang zwischen Krankenhaus-Setting und ambulanter Versorgung verbessern kann, wurde in einer randomisiert-kontrollierten intersec-CM-Studie an zwei Standorten untersucht. Um die Abläufe der Implementierung zu rekonstruieren, wurde eine begleitende Prozessevaluation durchgeführt.

Fragestellung:

1.
Wie wurde das iCM innerhalb der intersec-CM-Studie implementiert?
2.
Wie wurde die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteur*innen der Gesundheitsberufe durch das iCM beeinflusst?

Zielsetzung:

  • Analyse der Implementierung des iCM unter Routinebedingungen.
  • Identifizierung von förderlichen und hinderlichen Aspekten der Implementierung.

Methode: In der Evaluationsstudie wurde ein Mixed-Methods-Design aus drei aufeinander aufbauenden Phasen eingesetzt (t1 qualitativ, t2 quantitativ; t3 qualitativ). Die Auswertung der t1 und t3 qualitativen Daten, wurde von drei Wissenschaftler*innen im konsensuellen Kodierverfahren nach Kuckartz durchgeführt. Die entwickelten Ober- und Unterthemen wurden mit den Ergebnissen der quantitativen Erhebung an die Schlüsselkomponenten der „Medical Research Council Guidance“ zugeordnet. Die t2 quantitativen Daten wurden deskriptiv ausgewertet.

Ergebnisse: Das Sample (t1: Einzelinterviews n=30, t2: Survey n= 177; t3: Einzelinterviews n= 33) bildet sich aus Patient*innen und deren Angehörige, Klinikärzt*innen, Sozialmitarbeiter*innen, Pflegenden, Hausärzt*innen, Care Manager*innen (CM) und Projektleitung.

Eine vollständige Implementierung des iCM-s gestaltete sich schwierig:

  • Die Bedarfserhebung, Erstellung der individuellen Behandlungspläne sowie Koordinierung und Überwachung der Bedürfnisse von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen und deren Angehörige gelang der CM teilweise. Jedoch waren die Studienteilnehmer*innen überwiegend zufrieden und fühlten sich von den CM unterstützt.
  • Eine Zusammenarbeit für die CM mit den unterschiedlichen Akteuren des Gesundheitssystems gestaltete sich ebenfalls schwierig. Die CM waren gehemmt, sich in den Klinikalltag einzubringen und das direkte Entlassmanagement zu unterstützen.

Es wurden sowohl hindernde Faktoren wie bspw. unterschiedlicher Wissensstand innerhalb des Projektes, Doppelrolle der CM, hohe Fluktuation, unberücksichtigte Krankenhausmerkmale, sowie fördernde Faktoren, wie bspw. flache Hierarchien oder räumliche Nähe der Projektmitarbeiter*innen zum Krankenhaus identifiziert.

Diskussion: Die Ergebnisse konnten wertvolle Einsichten in die „Black Box“ der Implementierung generieren.

Zukünftigen, ähnlichen Forschungen sollte eine tiefergehende Analyse des Settings der jeweiligen Kliniken und deren Gegebenheiten vorausgehen. Von entscheidender Bedeutung sind die Qualifikation der CM und deren Schulungen, die Art und Weise des Entlassmanagements im jeweiligen Klinikum sowie die Berücksichtigung der Versorgungsrealität in den Krankenhäusern, die durch eine hohe Personalfluktuation gekennzeichnet sind.

Förderung: BMBF-Strukturförderung Versorgungsforschung; 01GL1701C