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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

„HörGeist – Ein Programm zur niedrigschwelligen Identifikation und Behandlung von Hörstörungen bei Menschen mit geistiger Behinderung“ – Studienprotokoll

Meeting Abstract

  • Katharina Schwarze - Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
  • Anja Neumann - Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
  • Karolin Schäfer - Lehrstuhl für Audiopädagogik, Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Werner Brannath - Kompetenzzentrum für Klinische Studien, Universität Bremen, Bremen, Deutschland
  • Sibel Altin - AOK Rheinland-Hamburg, Düsseldorf, Deutschland
  • Phillip Hendrik Höhne - AOK Rheinland-Hamburg, Düsseldorf, Deutschland
  • Sarah Schlierenkamp - Essener Forschungsinstitut für Medizinmanagement GmbH, Essen, Deutschland
  • Sandra Diekmann - Essener Forschungsinstitut für Medizinmanagement GmbH, Essen, Deutschland
  • Philipp Mathmann - Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • Corinna Gietmann - Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • Susanne Wasmuth - Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • Peter Matulat - Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • Lukas Prein - Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • Katrin Neumann - Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf312

doi: 10.3205/22dkvf312, urn:nbn:de:0183-22dkvf3120

Veröffentlicht: 30. September 2022

© 2022 Schwarze et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Menschen mit geistiger Behinderung sind vermehrt von Hörstörungen betroffen. Ein beträchtlicher Anteil dieser Hörstörungen bleibt unerkannt, dabei ließen sich diese effektiv behandeln oder sogar verhindern.

Das Projekt „HörGeist“ implementiert und evaluiert niedrigschwellige, aufsuchende Hörscreening- und Diagnostikprogramme mit anschließender Therapieeinleitung, bzw. zuweisung sowie monitoring, durchgeführt in der Lebensumgebung von Menschen mit geistiger Behinderung.

Fragestellung und Zielsetzung: Das Projekt soll untersuchen, ob Hörstörungen bei Menschen mit geistiger Behinderung durch ein Screeningprogramm in ihrer Lebensumgebung früher und wirksamer diagnostiziert und versorgt werden können. Begleitend findet eine gesundheitsökonomische Evaluation statt.

Methode oder Hypothese: Zur Evaluation der neuen Versorgungsform wird eine prospektive Kohortenstudie mit 1.050 Teilnehmern durchgeführt. 960 Teilnehmer werden dabei für die neue Versorgungsform in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld rekrutiert und gescreent. 90 Personen werden zu einem entsprechenden Screening in eine Klinik eingeladen.

Im Rahmen der klinischen Evaluation wird untersucht, ob sich der Anteil an inadäquat versorgten Hörstörungen durch das Screening und die anschließende Behandlung verringert. In der gesundheitsökonomischen Evaluation wird eine Routinedatenauswertung vorgenommen, um die Inanspruchnahme und die damit verbundenen Kosten der Teilnehmer im halben Jahr nach dem Screening im Vergleich zum Zeitraum vor dem Screening zu untersuchen. Auch wird eine vergleichende Analyse zwischen den beiden Umsetzungsstrategien durchgeführt. Zudem werden die Interventionskosten erhoben. Basierend auf den klinischen Ergebnissen und den Kostendaten wird ein gesundheitsökonomisches Modell zur Einführung des Hörscreenings im Vergleich zur Regelversorgung bezüglich seiner Kosten-Effektivität erstellt. Zur Berücksichtigung von Unsicherheit werden Sensitivitätsanalysen durchgeführt.

Ergebnisse/Diskussion: Durch den Vergleich der beiden Umsetzungsstrategien untereinander sowie mit der Regelversorgung können zum einen Aussagen über die Krankheitskosten sowie die mit dem Screening assoziierten Kosten getroffen werden. Die Modellierung eröffnet die Möglichkeit, Kosten und Nutzen eines Hörscreenings bei Menschen mit geistiger Behinderung abzuschätzen. Darauf aufbauend werden Vorschläge für die zukünftige Übertragung in die Regelversorgung entwickelt.

Praktische Implikationen: Das HörGeist-Projekt ermittelt die Prävalenz von Hörstörungen bei Menschen mit geistiger Behinderung in Deutschland. Es untersucht die Effektivität, Inanspruchnahme und Kosten eines Screeningprogramms, das geeignet sein könnte eine frühzeitige Diagnose und Therapie von Hörstörungen sowie eine Verbesserung der hörbezogenen Lebensqualität zu ermöglichen.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Das Projekt liefert Daten, inwiefern Hörscreenings im unmittelbaren Lebensumfeld zu einer frühzeitigeren Diagnose und effektiveren Therapie von Hörstörungen und den damit verbundenen positiven Effekten führt.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01NVF18038