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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Methodological quality of guideline development and management of conflicts of interest in clinical practice guidelines and food-based dietary guidelines in early childhood allergy prevention

Meeting Abstract

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  • Katharina Sieferle - Pädagogische Hochschule Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Eva Maria Bitzer - Pädagogische Hochschule Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf310

doi: 10.3205/22dkvf310, urn:nbn:de:0183-22dkvf3100

Veröffentlicht: 30. September 2022

© 2022 Sieferle et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die frühkindliche Allergieprävention betrifft Medizin und Ernährungswissenschaften. Entsprechend finden sich diesbezügliche Empfehlungen in Klinischen Praxisleitlinien (KPL) und Ernährungsleitlinien (EL). Beide sollen den Transfer wissenschaftlicher Entwicklungen in die Praxis unterstützen. Mangelnde methodische Qualität bei der Entwicklung von KPL und EL, z.B. Limitationen in systematischen Übersichtsarbeiten als Evidenzbasis, mangelnde Transparenz und nicht offengelegte Interessenkonflikte (COI) können jedoch das Vertrauen in solche Leitlinien verringern.

Fragestellung und Zielsetzung: Das Ziel der vorliegenden Studie ist eine vergleichende Analyse sowohl der methodischen Qualität als auch zum Umgang mit Interessenkonflikten in KPL und EL zur frühkindlichen Allergieprävention.

Methode oder Hypothese: Wir haben systematisch nach nationalen und internationalen KPL und EL zu frühkindlicher Allergieprävention bzw. Ernährung gesucht, deren methodische Qualität mit dem Appraisal of Guidelines for Research and Evaluation tool (AGREE) II bewertet, sowie anhand von 16 Kriterien den Umgang mit COI beschrieben. Die Datenextraktion erfolgte durch 2 Personen, die Analyse deskriptiv und vergleichend statistisch (SPSS 27).

Ergebnisse: 36 Leitlinien (KPL n=23 und EL n=13) zu den Themen Allergieprävention, Nahrungsmittelallergie, Asthma, Atopisches Ekzem und Ernährung aus den Ländern Deutschland, Österreich, Schweiz, Großbritannien, Italien, den skandinavischen Ländern, USA und Kanada, Australien und Neuseeland, den Philippinen, Hong Kong, Japan, Singapur und Indien als auch internationale bzw. europäische Leitlinien wurden in die Analyse eingeschlossen. In den AGREE II Domänen „Genauigkeit der Leitlinienentwicklung“, „Klarheit der Gestaltung“, „Anwendbarkeit“, „Redaktionelle Unabhängigkeit“ und im Gesamtscore erreichen KPL statistisch signifikant mehr Punkte als EL (KPL vs. EL 69% vs. 52%, p=0,005). Auch in Bezug auf die Offenlegung von COI schneiden KPL im Vergleich zu EL besser ab: in 74% der KPL, aber nur 15% der EL legten die Panelmitglieder COI offen.

Diskussion: Die methodische Qualität und der Umgang mit COI gelingt bei KPL besser als in EL. Möglicherweise ist die Nutzung von methodischen Orientierungshilfen in der Entwicklung von KPL besser etabliert als in der Entwicklung von EL. So sprechen beispielsweise die „Guideline International Network: towards international standards for clinical practice guidelines“ Empfehlungen zur Zusammensetzung der Entwicklergruppe, zur Evidenzsynthese und dem Umgang mit Interessenkonflikten aus, während die „Scientific Opinion on establishing Food-Based Dietary Guidelines“ der European Food Safety Authority (EFSA) keine solchen Empfehlungen zu Interessenkonflikten beinhaltet.

Praktische Implikationen: Die Ergebnisse weisen auf Defizite in der Leitlinienentwicklung hin und sollen zu einer besseren methodischen Qualität und einem besseren Umgang mit COI in Leitlinien beitragen.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: COI sollten in Leitlinien offengelegt und angemessen damit umgegangen werden, um das Vertrauen in die Empfehlungen zu erhöhen.

Förderung: Sonstige Förderung; DFG FOR 2959 BI 755/2-1