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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Studienprotokoll: NEO-MILK – strukturelle Stillförderung und Aufbau von Humanmilchbanken an neonatologischen Zentren

Meeting Abstract

  • Nicola Dymek - Bergische Universität Wuppertal, Wuppertal, Deutschland
  • Nadine Scholten - Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Till Dresbach - UKB Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland
  • Juliane Köberlein-Neu - Bergische Universität Wuppertal, Wuppertal, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf308

doi: 10.3205/22dkvf308, urn:nbn:de:0183-22dkvf3086

Veröffentlicht: 30. September 2022

© 2022 Dymek et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Unbestritten ist Muttermilch die beste Ernährung für Neugeborene. Besonders für vulnerable Neugeborene, wie Kinder mit einem Geburtsgewicht unter 1500 Gramm ist die Ernährung mit Muttermilch entscheidend für ihre weitere Entwicklung. Ist es einer Mutter grundsätzlich oder zumindest anfangs nicht möglich, ihr Kind mit eigener Muttermilch zu versorgen, ist eine Versorgung des Kindes mit humaner Spenderinnenmilch zu präferieren. Aktuell ist dies in Deutschland jedoch aufgrund struktureller, rechtlicher und finanzieller Hemmnisse nur auf wenigen neonatologischen Intensivstationen (NICUs) möglich. Des Weiteren findet in Deutschland keine strukturierte Betreuung der Mütter von Frühgeborenen im Hinblick auf die Laktation statt. International liegen jedoch bereits evidenzbasierte Konzepte zur Förderung der Laktation und Stillbereitschaft auf NICUs vor.

Das vom Innovationsfond des GBA geförderte Projekt NEO-MILK zielt daher übergeordnet darauf ab, dass jedes Frühgeborene in Deutschland zukünftig ab dem ersten Lebenstag Zugang zu Muttermilch oder humaner Spenderinnenmilch erhält. Hierzu werden ein Standard zur Implementierung von Humanmilchbanken in Deutschland sowie ein Konzept zur strukturierten Förderung der Stillbereitschaft und Laktation auf NICUs umgesetzt und evaluiert.

Fragestellung und Zielsetzung: Welchen Einfluss hat die komplexe Intervention auf die Anzahl der mit Muttermilch versorgten Frühgeborenen (mit einem Geburtsgewicht unter 1500 Gramm) bei Entlassung aus einer Level I oder Level II NICU? Über welche Mechanismen lässt sich die Intervention auf Individual-, Team- und Organisationsebene implementieren?

Methode: Zur Untersuchung der Interventionseffekte auf Ebene der Frühgeborenen sowie auf Ebene der Organisationen wird eine Cluster-randomisierte, kontrollierte Studie (C-RCT) im Stepped-Wedge-Design (SWD) über einen Zeitraum von 26 Monaten (24 Monate C-RCT + 2 Monate Follow-Up) an bundesweit fünfzehn NICUs durchgeführt. Es ist ein Einschluss von 960 Frühgeborenen unter 1500 Gramm sowie ihrer Mütter über die Studienlaufzeit hinweg geplant. Die Mechanismen, welche zu einer erfolgreichen Implementierung erführt haben, sowie die sie auslösenden Bedingungen werden im Zuge der begleitenden Prozessevaluation untersucht.

Ergebnisse: Es wird erwartet, dass der Anteil der Frühgeborenen, die mit Muttermilch bei Entlassung von der NICU versorgt werden, in der Interventionsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe höher ist.

Diskussion: Die unterschiedlichen Evaluationsebenen ermöglichen neben der Beurteilung der Wirksamkeit der komplexen Intervention die Identifikation von Mechanismen mit Relevanz für die Implementierung. Ein tiefergreifendes Verständnis über den letzteren Aspekt ist insbesondere für die Übertragung der Intervention auf weitere Kliniken sowie die systemische Verankerung der Intervention notwendig.

Praktische Implikationen: Zeigt sich die Wirksamkeit der Intervention, so liegen neben den erarbeiteten rechtlichen und strukturellen Grundlagen, zukünftig auch evidenzbasierte Handlungshilfen zur Förderung der Ernährung von Frühgeborenen mit Muttermilch auf neonatologischen Intensivstationen vor.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01NVF19027