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Wie kann die Versorgung von Menschen mit Demenz in ambulant betreuten Wohngemeinschaften verbessert werden? Erste Ergebnisse der randomisiert-kontrollierten Studie DemWG
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Veröffentlicht: | 30. September 2022 |
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Hintergrund: In der bundesdeutschen Versorgungslandschaft sind ambulant betreute Wohngemeinschaften (WG) für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen oder Demenz (MmD) inzwischen eine etablierte Wohn- und Versorgungsform. MmD werden durch professionelle Pflegekräfte betreut, gleichzeitig sind An- und Zugehörige eng eingebunden, um eine möglichst selbstbestimmte, qualitativ hochwertige Versorgung mit hoher sozialer Teilhabe zu ermöglichen. Noch immer liegen jedoch wenige hochwertige Studien zu MmD in WG vor, vor allem dazu, welche Interventionen wirksam sind, um diese Zielsetzung zu unterstützen.
Zielsetzung: Ziel der DemWG-Studie ist es daher, die Versorgungs- und Lebenssituation von MmD in WG zu verbessern, indem das Risiko für Stürze und Krankenhauseinweisungen reduziert, kognitive Fähigkeiten stabilisiert und die Lebensqualität mittels einer komplexen Intervention verbessert wird.
Methode: Im Rahmen einer bundesweiten, multizentrischen, prospektiven, cluster-randomisierten, kontrollierten Studie wird eine komplexe Intervention – bestehend aus den drei Bausteinen „Schulungsangebote für die in WG aktiv mitarbeitenden Personen“, „Förderung der Einbindung der zuständigen Ärztinnen und Ärzte“ und „Förderangebot „MAKS-mk+“ für Menschen mit Demenz und kognitiven Beeinträchtigungen“ – durchgeführt und zu vier Zeitpunkten (Baseline, nach Intervention sowie nach 12 bzw. 18 Monate nach Baseline) evaluiert.
Ergebnisse: Deutschlandweit wurden 88 WG mit insgesamt 330 Mieter:innen in die Studie eingeschlossen. Erfasst werden neben soziodemografischen und Versorgungsdaten insbesondere Angaben zu kognitiven Fähigkeiten, Lebensqualität, neuropsychiatrischen Symptomen und Stürzen. Die Datenerhebungen werden im Sommer 2022 abgeschlossen, eine Auswertung der Ergebnisse liegt bis zum Kongress vor.
Diskussion: Der Erhalt kognitiver Fähigkeiten und damit eine Steigerung der Lebensqualität ist für MmD ein zentraler Faktor. Auch Krankenhausaufenthalte aufgrund von Stürzen sind mit beträchtlichen gesundheitlichen Risiken für die Personengruppe verbunden. Nur durch eine Einbindung aller relevanten Stakeholder (Pflegekräfte, Angehörige, Hausärzte/-ärztinnen) und im Versorgungsalltag einfach durchzuführende Unterstützungsmaßnahmen kann eine Versorgung von MmD auf qualitativ hohem Niveau gesichert werden.
Praktische Implikationen: Die Erarbeitung von (digitalen) Schulungs- und Umsetzungsangeboten der evaluierten Intervention erlaubt eine eigenständige Durchführung auch über den Studienzeitraum hinaus und kann so maßgeblich zu einer verbesserten Versorgung von MmD beitragen.
Appell für die Versorgungspraxis: Die regelhafte Durchführung alltagsnaher nicht-pharmakologischer Präventionsangebote für MmD in ambulant betreuten WG sollte in den Versorgungsalltag implementiert werden.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01VSF18054