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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Hausärztliche Betreuung von Menschen mit neu gestellter Demenzdiagnose nach Krankenhausentlassung – MeDeKa

Meeting Abstract

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  • Flora-Marie Hegerath - Ruhr-Universität Bochum, Abteilung für Allgemeinmedizin, Bochum, Deutschland
  • Chantal Giehl - Ruhr-Universität Bochum, Abteilung für Allgemeinmedizin, Bochum, Deutschland
  • Horst Christian Vollmar - Ruhr-Universität Bochum, Abteilung für Allgemeinmedizin, Bochum, Deutschland
  • Ina Otte - Ruhr-Universität Bochum, Abteilung für Allgemeinmedizin, Bochum, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf277

doi: 10.3205/22dkvf277, urn:nbn:de:0183-22dkvf2773

Veröffentlicht: 30. September 2022

© 2022 Hegerath et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Ältere Menschen mit kognitiven Einschränkungen leben meist in der eigenen Häuslichkeit. Dort können mögliche Defizite – oft auch mit Hilfe der Angehörigen – kompensiert werden. Dies kann dazu führen, dass erst während eines akuten Krankenhausaufenthaltes eine erstmalige Demenzdiagnose gestellt wird. Infolgedessen stellen die Krankenhausentlassung und die anschließende zumeist häusliche Versorgung Patient*innen, Angehörigen und Hausärzt*innen vor besondere Herausforderungen.

Fragestellung und Zielsetzung: Die MeDeKa-Studie fokussiert die vulnerable Phase nach der Entlassung. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Patient*innen mit einer neu gestellten Demenzdiagnose nach dem Krankenhausaufenthalt im hausärztlichen Setting versorgt werden. Die gewonnenen Ergebnisse sollen genutzt werden, um die hausärztliche Versorgung durch praxisorientierte Handlungsempfehlungen nachhaltig zu unterstützen.

Methode oder Hypothese: Zur Erfassung der Nachbetreuung von Patient*innen im hausärztlichen Setting wurden von Juli bis Dezember 2021 16 semi-strukturierte Interviews mit Hausärzt*innen aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen durchgeführt. Zur Abbildung der Perspektive von Patient*innen und Angehörigen konnten bereits 5 Interviews mit Betroffenen durchgeführt werden. Weitere Interviews sind in Planung. Die Analyse erfolgt in Anlehnung an die qualitative Inhaltsanalyse nach Kuckartz.

Ergebnisse: Anhand erster Ergebnisse benennen Hausärzt*innen deutlich wahrgenommene Defizite in der Kommunikation seitens der Krankenhäuser. Dies erschwert nach Meinung der Ärzt*innen die optimale Versorgung. Im konkreten bedeutet dies, dass Hausärzt*innen im Krankenhaus meist keine direkte Ansprechperson haben, um dezidierte Informationen zu den Aufenthalten der Patient*innen zu erhalten. Das Krankenhaus sucht selten nach einem Gespräch mit der hausärztlichen Praxis, um die ambulante Weiterversorgung dieser Patient*innen zu gewährleisten. Eine Ausnahme bilden vorwiegend geriatrische Abteilungen. Auch wird die Diagnose im Krankenhaus häufig schnell gestellt und aufgrund der Rahmenbedingungen kaum eine Differentialdiagnostik durchgeführt. Nähere Ergebnisse liegen bis zum Kongress vor.

Diskussion: Eine verbesserungswürdige Kommunikation erschwert die Zusammenarbeit verschiedener Versorger*innen im Gesundheitswesen. Da der akute Grund des Krankenhausaufenthaltes nicht die Demenz ist, erfolgt hier zumeist kein umfassendes Assessment. Umso wichtiger ist es für die Betroffenen, dass nach der Entlassung die Diagnose verifiziert wird und entsprechende Maßnahmen in die Wege geleitet werden.

Praktische Implikationen: Für eine bessere erste Versorgung ihrer Patient*innen benötigen Hausärzt*innen eine adäquate Kommunikation seitens des Krankenhauses. Hier können möglicherweise zusätzliche Berufsgruppen (z.B. Care Manager*innen) und eine bessere digitale Vernetzung positive Versorgungseffekte entfalten.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Für die adäquate Versorgung dieser Patient*innengruppe ist eine Anpassung des Übergangs vom stationären Setting in das ambulante Setting notwendig.

Förderung: Sonstige Förderung