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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

PartJu: Ergebnisse zur Konzeptualisierung von sozialer Partizipation von Jugendlichen mit und ohne körperlich-motorischen Beeinträchtigungen und/oder chronischen Erkrankungen

Meeting Abstract

  • Laura Hoffmann - Institut für Medizinische Soziologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
  • Marie Bernard - Institut für Medizinische Soziologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
  • Britta Gebhard - Fachbereich Bildungs- und Gesellschaftswissenschaften, Fachhochschule Südwestfalen, Soest, Deutschland
  • Carina Völlm - Fachbereich Bildungs- und Gesellschaftswissenschaften, Fachhochschule Südwestfalen, Soest, Deutschland
  • Astrid Fink - Kreis Groß-Gerau, Abteilung für Gesundheit und Verbraucherschutz, Groß-Gerau, Deutschland
  • Matthias Richter - Technische Universität München, Department of Sport and Health Sciences, München, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf255

doi: 10.3205/22dkvf255, urn:nbn:de:0183-22dkvf2551

Veröffentlicht: 30. September 2022

© 2022 Hoffmann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund/Stand (inter)nationaler Forschung: 2001 wurde Partizipation in der ICF als zentrales Ziel von (Re-)Habilitations- und Versorgungsprozessen eingeführt. Dennoch existiert bis heute über die Definition in der ICF hinaus für den deutschsprachigen Raum keine umfassende Begriffsklärung bzw. Konzeptualisierung des Konstrukts der sozialen Partizipation. International wurde der Diskurs von Imms und Kolleg:innen aufgegriffen, die die Familie der partizipations-relevanten Konstrukte entwickelt haben (Imms et al. 2016, 2017), die jedoch im deutschsprachigen Raum eine noch untergeordnete Rolle spielt.

Fragestellung und Zielsetzung: Das Ziel unserer Studie war es daher u.a. eine umfassende Konzeptualisierung des Konstrukts der sozialen Partizipation von Jugendlichen für den deutschsprachigen Raum bereitzustellen.

Methode: Es wurden semi-strukturierte Interviews (n=34) mit Jugendlichen mit (n=14) und ohne (n=20) körperlich-motorischen Beeinträchtigungen und/oder chronischen Erkrankungen durchgeführt und basierend auf der Grounded Theory ausgewertet (Glaser & Strauss 2010). Zudem wurden fünf Fokusgruppen mit Eltern (n=24) sowie drei Fokusgruppen mit Expert:innen (n=21) durchgeführt und inhaltsanalytisch ausgewertet (Mayring 2015).

Ergebnisse: Die Zusammenführung der drei Perspektiven (Jugendliche, Eltern, Expert:innen) zeigt, dass es sich bei der sozialen Teilhabe um ein Konstrukt handelt, das in einen sozialen Kontext eingebettet ist und aus drei Hauptdimensionen besteht: Teilnahme (objektiv), Zufriedenheit (subjektiv) sowie Beteiligung (subjektiv). Diese Dimensionen spiegeln sich in verschiedenen Domänen und Bereichen wider, die für das Leben der Jugendlichen relevant sind. Darüber hinaus muss bei der Bewertung der sozialen Teilhabe auch die subjektive Relevanz berücksichtigt werden.

Diskussion: Die Ergebnisse spiegeln Teile des internationalen Modells von Imms et al. (2016, 2017) wider, verfeinern dieses und unterstreichen den multidimensionalen Charakter der sozialen Teilhabe. Die Erkenntnisse liefern eine mögliche Basis, um Messinstrumente zu entwickeln, mit denen beurteilt werden kann, ob Rehabilitations-, Versorgungs- und Bildungsprozesse im Hinblick auf ihr Ziel der Verbesserung der sozialen Teilhabe wirksam sind.

Praktische Implikationen: Die vorliegenden Erkenntnisse tragen dazu bei geeignete Messinstrumente für die soziale Teilhabe von Jugendlichen, insbesondere mit körperlich-motorischen Beeinträchtigungen und chronischen Erkrankungen zu entwickeln, welche auch in der Praxis Anwendung finden können. Auf diese Art und Weise könnte zukünftig die Zielstellung der Verbesserung der sozialen Teilhabe rehabilitativer Prozesse wirkungsvoller überprüft und letztendlich auch die soziale Teilhabe von Jugendlichen verbessert werden.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Die Konzeptualisierung sozialer Partizipation zeigt den hohen Stellenwert zweier subjektiver Dimensionen, welcher bei der Entwicklung von Messinstrumenten berücksichtigt werden sollte. Insbesondere die subjektive Relevanz verschiedener Domänen und Lebensbereiche darf bei der Messung sozialer Teilhabe nicht unberücksichtigt bleiben.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); 404636197