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Wie ist die Indikationsqualität radiologischer Diagnostik und wodurch wird sie beeinflusst? Ein Scoping Review
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Veröffentlicht: | 30. September 2022 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Radiolog:innen stellen die sogenannte rechtfertigende Indikation für bildgebende Diagnostik mit dem Ziel, eine unnötige Strahlenexposition zu vermeiden und die optimale Untersuchungsstrategie festzulegen.
Fragestellung und Zielsetzung: Wie ist die Indikationsqualität radiologischer Diagnostik und wovon hängt sie ab?
Methode oder Hypothese: Bislang existiert kein systematisches Review zur Indikationsqualität radiologischer Diagnostik. Zur Ermittlung und Darstellung der Qualität der Indikation für radiologische Untersuchungen wurde ein Scoping Review a-priori registriert und durchgeführt. Eingeschlossen wurden Studien zur Indikationsqualität für radiologische Diagnostik unabhängig von Modalität, Population oder Versorgungssektor.
Ergebnisse: Im Titel-Abstract-Screening identifizierte die Suchstrategie in Medline, Embase, Scopus und dem Cochrane Register of Controlled Trials 6021 Einträge. Final wurden 50 Studien eingeschlossen. Hauptsächlich wurden sie in Nordamerika (22/50) und Westeuropa (27/50) durchgeführt. Über alle eingeschlossenen Studien betrug die Indikationsqualität 11,8%-99%, bei den 35 Studien aus dem rein stationären Sektor 14,8%-82,8%, in den 5 Studien aus dem rein ambulanten Sektor 27%-99%. Unter den Modalitäten standen Magnetresonanztomographie (MRT) (32/50), Computertomographie (CT) (19/50) und Röntgen (14/50) im Fokus mit einer Indikationsqualität von 44,3-94,9%, 27-99% bzw. 11,8-63%. Zwei Studien untersuchten die Indikationsqualität bei Kindern, in 3 weiteren Studien waren Kinder ein Teil der Studienpopulation. Die Indikationsqualität von kinderradiologischen betrug mindestens 80%, bei Erwachsenen 11,8%-99%. Die Indikationsqualität je Körperregion wurde selten verglichen (9/50). Sechs Studien verglichen verschiedene Leitlinien miteinander und fanden Differenzen in der resultierenden Indikationsqualität bis 28,6%. In vier Vorher-Nachher-Interventionsstudien (u.a. Schulungen, Leitlinienimplementierung) konnte die Indikationsqualität um 1-20% (Röntgen) bzw. 13-40% (CT) gesteigert werden.
Diskussion: Obwohl die Indikation für radiologische Diagnostik vor der Durchführung ärztlich geprüft wird, ist diese über alle untersuchten Modalitäten sehr heterogen. Zu gleichen Teilen fokussierten sich die Studien auf knapp verfügbare Ressourcen (MRT) oder strahlenschutz-relevante Modalitäten (CT und Röntgen). Leitlinien und Interventionen beeinflussen die Indikationsqualität. Sie ist abhängig von der angewendeten Modalität.
Praktische Implikationen: Die heterogenen Ergebnisse der Indikationsqualität bildgebender Diagnostik in Modalitäten-, Altersgruppen-, körperregionsbezogenen und Leitlinienvergleichen deuten auf wissenschaftliche Potenziale sowohl bei interventionellen als auch nicht-interventionellen Primärstudien und systematischen Reviews hin.
Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Die Indikationsqualität stellt ein wichtiges Maß für die Güte der Patientenversorgung in der Radiologie dar und sollte Bestandteil eines radiologischen Kennzahlensystems sein.