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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

LEBEN – LIFE – VIE : Einflussfaktoren auf das kreative Potential von Algen – eine experimentelle Studie

Meeting Abstract

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  • Jochen Schmitt - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV), TU Dresden, Dresden, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf213

doi: 10.3205/22dkvf213, urn:nbn:de:0183-22dkvf2136

Veröffentlicht: 30. September 2022

© 2022 Schmitt.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Nicht nur im Gesundheitswesen, ganz generell übersteigt die Komplexität der Probleme unseres Planeten humane Lösungsansätze. Einige der revolutionärsten Errungenschaften wie die Erfindung von Photosynthese und Zellwand sind Algen zuzuschreiben. Vor 2 Milliarden Jahren hatten Algen die „ursoziale Idee“ der Symbiose. Verglichen mit den bahnbrechenden Innovationen der Algen erscheint der vom Menschen herbeigeführte Fortschritt insuffizient.

Fragestellung: Unter welchen Bedingungen können Algen ihr kreativ-innovatorisches Potenzial am besten ausschöpfen?

Methode: Pilotstudie: Mit 30 l Leitungswasser gefülltes Glasbecken zur Algenanzucht; Beschallung mit an Uratmosphäre erinnernden Sound. Experimentelle Darbietung verschiedener potentielle Symbiosepartner (Maus, Krokodil, Käfer) und Exposition mit Testmedien (Schneckenversteinerung, Kristallstein, Schaumstoff, Nylonstrumpfhose). Experimentelle Untersuchung, zu welchen Materialien und Symbiosepartnern sich Algen hingezogen fühlen durch tägliche Messung durch unabhängigen, geschulten Arzt (Instrument „lesbare Schriftgröße“; Werteskala 0–10 mit „0“ keine Besiedelung und „10“ maximaler Algenaufenthalt). Vorphase mit tgl. Messung über 10 Tage mit reinem Leitungswasser, danach Einbringen von 100 Gramm Algen und Fortsetzung täglicher Messungen. Deskriptive Statistik, explorativer Ansatz.

Ergebnisse: Die dargebotenen Materialien und Sozialpartner wurden von den Algen in zwei Gruppen unterteilt: Schaumstoff (M=4,21), Strumpfhose (M=5,98), Krokodil (M=5,38) und Maus (M=3,81) wurden gern und häufig aufgesucht, während Versteinerung (M=1,95), Kristall (M=2,38) und Käfer (M=1,50) gemieden wurden.

Zudem bestand eine positive Korrelation zwischen Maus als Sozialpartner und Schaumstoff als Ausstattungsmaterial (p=0,045; P=0,508). Bei hoher Wassertemperatur bestand eine stärkere Tendenz der Algen, dem Krokodil Symbioseangebote zu machen (p=0,049; P=0,500).

Diskussion: Während harte und kalte Materialien mit rauer Oberfläche wie Kristall und Versteinerung gemieden werden, sind Nylonstrumpfhose und Schaumstoff Medien, auf denen sich Algen wohlfühlen. Neben der Beschaffenheit spielt das entwicklungsgeschichtliche Alter des Mediums eine entscheidende Rolle. Es gilt der Grundsatz „Je jünger desto beliebter.“ Die Alge entpuppt sich also trotz ihres immensen archäologischen Alters als äußerst modernes und anpassungsfähiges Geschöpf.

Praktische Implikationen: Ein mit Schaumstoff ausgekleidetes und mit Plastikmäusen und -krokodilen bestücktes Aquarium ein angenehmer und damit kreativitätsfordernder Raum für Algen.

Appell: Da Algen nach unserem Zeitempfinden sehr langsam arbeiten – aber andererseits das wissenschaftliche (Photosynthese und Zellwand), wie auch das soziale Potential (Symbiose) von Algen bislang ihresgleichen sucht – müssen die zur Rettung der Erde notwendigen Langzeituntersuchungen über eine Zeitspanne von mindestens 1 Milliarde Jahren erfolgen.