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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Potentiale und Herausforderungen in der Versorgung von Patient*innen mit somatischen Beschwerden und Arbeitsängsten in Brandenburg

Meeting Abstract

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  • Lara Lindert - Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB), Zentrum für Versorgungsforschung Brandenburg (ZVF-BB), Nachwuchsgruppe für Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (VERENA), Rüdersdorf bei Berlin, Deutschland
  • Beate Muschalla - Technische Universität Braunschweig, Institut für Psychologie, Klinische Psychologie, Psychotherapie und Diagnostik, Braunschweig, Deutschland
  • Kyung-Eun (Anna) Choi - Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB), Zentrum für Versorgungsforschung Brandenburg (ZVF-BB), Nachwuchsgruppe für Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (VERENA), Rüdersdorf bei Berlin, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf182

doi: 10.3205/22dkvf182, urn:nbn:de:0183-22dkvf1828

Veröffentlicht: 30. September 2022

© 2022 Lindert et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Arbeitsängste sind spezifisch auf den Arbeitskontext gerichtete Ängste und klinisch und empirisch von anderen Angsterkrankungen abgrenzbar. Sie gelten als krankheitswertig, wenn die Betroffenen mit deutlichen Beeinträchtigungen oder Leiden im Arbeits- oder Lebensalltag konfrontiert sind. Arbeitsängste sind häufig Gründe für lange Arbeitsunfähigkeiten und Hemmer von Wiedereingliederungen. Speziell vor dem Hintergrund somatischer Beschwerden müssen Arbeitsängste differenziert betrachtet werden: Stressoren am Arbeitsplatz können zu Arbeitsängsten führen, die langfristig mit somatischen Beschwerden einhergehen. Zudem können Arbeitsängste mit der Befürchtung einhergehen,

1.
den Arbeitsanforderungen nicht gerecht zu werden oder
2.
dass sich die somatischen Beschwerden mit Aufnahme der Arbeit verschlimmern.

Betrachtet man die durchschnittlichen AU-Tage, liegt Brandenburg 15% über dem Bundesdurchschnitt. Die meisten AU-Tage gehen dabei auf Muskel-Skelett-Erkrankungen und psychische Störungen zurück.

Fragestellung und Zielsetzung: Die vorliegende Studie verfolgt das Ziel, konkrete Herausforderungen und Anhaltspunkte für eine optimierte Versorgung in der Versorgung von Patient*innen mit somatischen Beschwerden und Arbeitsängsten in Brandenburg zu explorieren.

Methode oder Hypothese: Das zweijährige Vorhaben folgt dem abhängigen, sequentiellen Mixed-Methods-Ansatz. Da Arbeitsängste vor allem als im Rehabilitationskontext relevante Störungen bekannt sind, werden die Studienteilnehmenden über eine brandenburgische Rehabilitationsklinik rekrutiert – auch weil Patient*innen in diesem Stadium bereits einen längeren Versorgungswerdegang hinter sich haben. Weitere Studienteilnehmende werden über eine orthopädische Klinik in Brandenburg rekrutiert. Das Krankenhaus-Setting bietet Einblicke bezogen auf ein frühes Krankheitsstadium. In einem ersten Schritt werden 15–20 narrative Interviews mit somatischen Patient*innen im erwerbsfähigen Alter geführt und mittels der Narrationsanalyse nach Schütze (2016) ausgewertet. Die Interviews sollen zunächst Anhaltspunkte für die Klärung folgender Fragestellungen liefern:

1.
Wann und durch wen wird das Thema „Arbeit“ im Versorgungsprozess thematisiert?
2.
Welche Versorgungsbedarfe sehen die Patient*innen für die Zeit vor, während und nach ihrer somatischen Behandlung?

Aufbauend auf den Interviews wird im Anschluss ein standardisierter Fragebogen zur Erfassung von im Interview ermittelten Themenschwerpunkten entwickelt, der an weitere Patient*innen (N=60) in den beteiligten Einrichtungen ausgegeben wird.

Ergebnisse: Das Projekt ist zum 1.1.2022 gestartet. Ergebnisse aus den Interviews werden im Oktober zu berichten sein.

Diskussion: Das Vorhaben identifiziert Ansatzpunkte für eine frühzeitige Thematisierung der beruflichen Problemlage im Sinne der Prävention und klärt Bedarfe für die Zeit nach der Behandlung. Darüber hinaus wird explorativ erforscht, welche Rolle unterschiedlichen Versorgungsakteuren zukommen sollte.

Förderung: Sonstige Förderung; Deutsche Rentenversicherung Berlin-Brandenburg; Interne Forschungsförderung der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane