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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Candida-auris-Ausbrüche in europäischen Krankenhäusern und Implikationen für Deutschland

Meeting Abstract

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  • Julia Schroer - Bergisches Kompetenzzentrum für Gesundheitsökonomik und Versorgungsforschung, Bergische Universität Wuppertal, Wuppertal, Deutschland
  • Juliane Köberlein-Neu - Bergisches Kompetenzzentrum für Gesundheitsökonomik und Versorgungsforschung, Bergische Universität Wuppertal, Wuppertal, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf168

doi: 10.3205/22dkvf168, urn:nbn:de:0183-22dkvf1684

Veröffentlicht: 30. September 2022

© 2022 Schroer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Erstmals 2009 identifiziert, verursacht der humanpathogene Hefepilz Candida auris weltweit zunehmend nosokomiale Ausbrüche. Alarmierend sind die, mit einer Letalität von 45 % [1] verbundene, C.-auris-Candidämie und die Fähigkeit des Erregers, Resistenzen gegen Medikamente aller Antimykotika-Hauptklassen zu bilden. In Deutschland aufgetretene Einzelfälle wurden epidemiologisch sowie mikrobiologisch untersucht und verfügbare Nachweisverfahren evaluiert. Ein auf Praxiserfahrung basierendes Konzept zum Umgang mit C.-auris-Ausbrüchen in deutschen Krankenhäusern existiert allerdings nicht.

Zielsetzung und Fragestellung: Das Ziel der Arbeit ist es, ausgehend von C.-auris-Ausbrüchen in europäischen Krankenhäusern, Implikationen für Deutschland abzuleiten. Dabei soll konkret aufgezeigt werden,

1.
welche Maßnahmen sich zur Verlangsamung bzw. Bekämpfung eines nosokomialen Ausbruchs, unter welchen Umständen, als wirksam erwiesen haben und
2.
welche Maßnahmen sich auf den deutschen Versorgungskontext übertragen lassen.

Methode: Es wurde ein systematischer Literaturreview, bestehend aus einem exploratorischen Scoping Review und einem explanativen Realist Review, durchgeführt. Letztere ist eine, originär auf komplexe soziale Interventionen angewendete, Methode zur Evaluation der kontextabhängigen Wirksamkeit von Maßnahmen mittels Real-World-Evidenz. Indem Outcome-relevante Prozesse, sog. Mechanismen, identifiziert wurden, konnte erklärt werden, warum und unter Einfluss welcher Kontextfaktoren Maßnahmen des Ausbruchsmanagements wirken oder scheitern.

Ergebnisse und praktische Implikationen: Es wurden zehn Konfigurationen aus Kontext, Mechanismus und Outcome gebildet, aus denen verschiedene praktische Implikationen hervorgingen. Während die frühzeitige Erkennung des Erregers sowie die Verhinderung von Übertragungen unentbehrlich sind, ist die akribische Investigation des zirkulierenden Pathogens in der Akutsituation weniger relevant. Dennoch bergen differenzierte Kenntnisse der Erregereigenschaften das Potenzial, über die Verlangsamung des Ausbruchs hinaus, diesen zu beenden. Die medizinische Versorgung Einzelner ist, trotz des geringen Stellenwerts für die Eindämmung, wegen des Versorgungsauftrags zu priorisieren. Ein Ausbruch kann dann effektiv eingedämmt werden, wenn sich Klinikleitung und -personal über C. auris bewusst sind und über erregerspezifisches Wissen verfügen.

Diskussion: Mithilfe des Realist Reviews konnte, über die Frage hinaus, ob bestimmte Maßnahmen des Ausbruchsmanagements wirken, beantwortet werden, in welchem Kontext und wodurch eine Wirkung eintritt. Der Transfer auf den deutschen Versorgungskontext brachte die Empfehlung hervor, bei der aktuell mutmaßlich geringen nationalen Prävalenz, präventiv die Ausgangsbedingungen auf Makro-, Meso- und Mikroebene zu optimieren.

Schlussfolgerung: Um eine Ausbruchssituation frühzeitig erkennen und angemessen reagieren zu können, sollte das Bewusstsein für C. auris gestärkt und nötige Kapazitäten sowie Unterstützungsangebote bereitgestellt werden.

Quellenangaben: Literatur kann über die Verfasserin angefragt werden.