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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Versorgung Pflegebedürftiger unter Optimierung der interprofessionellen Kommunikation – Studienprotokoll des Projekts Comm4Care

Meeting Abstract

  • Nahne Knizia - aQua-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Evaluation und Implementierungsforschung, Göttingen, Deutschland
  • Anna-Lena Petri - aQua-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Evaluation und Implementierungsforschung, Göttingen, Deutschland
  • Timm Frerk - aQua-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Gesundheitsberichterstattung und Biometrie, Göttingen, Deutschland
  • Matthias Paul - Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt, Magdeburg, Deutschland
  • Tim Wendisch - IKK gesund plus, Magdeburg, Deutschland
  • Silke Nagel - AOK Sachsen-Anhalt, Magdeburg, Deutschland
  • Constance Stegbauer - aQua-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Gesundheitsberichterstattung und Biometrie, Göttingen, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf165

doi: 10.3205/22dkvf165, urn:nbn:de:0183-22dkvf1651

Veröffentlicht: 30. September 2022

© 2022 Knizia et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter-)nationaler Forschung: Die Zahl pflegebedürftiger Menschen in Deutschland nimmt stetig zu – allein seit 2017 ist die Anzahl dieser um 20,9% gestiegen. Knapp 45% der Pflegebedürftigen werden durch ambulante Pflegedienste oder in stationären Pflegeeinrichtungen versorgt [1]. Die Bedeutung der Kommunikation zwischen hausärztlicher und pflegerischer Versorgung steigt dadurch an. Diese ist derzeit überwiegend analog und unstrukturiert [2]. Hierdurch können Ineffizienzen und Informationsverluste mit einem negativen Einfluss auf die Versorgungsqualität entstehen.

Fragestellung und Zielsetzung: Das Projekt Comm4Care verfolgt das Ziel, die Kommunikation zwischen Hausarztpraxen und stationären Pflegeeinrichtungen bzw. ambulanten Pflegediensten mithilfe einer digitalen Kommunikationsplattform zu optimieren und die medizinische Versorgung Pflegebedürftiger zu verbessern. Wenn indiziert, kann ein intensiviertes Monitoring bei bestimmten Erkrankungen durch den Hausarzt/die Hausärztin veranlasst werden. Zudem kann eine Assistierte Videosprechstunde zur Kommunikation genutzt werden. Folgend wird das Evaluationsdesign vorgestellt.

Methode oder Hypothese: Die 2-jährige Intervention wird anhand einer prospektiven Mixed-Methods-Studie, bestehend aus einer nicht-randomisierten, kontrollierten Interventionsstudie mit quantitativen und qualitativen Methoden evaluiert. Die Analysen der Ergebnisevaluation und der gesundheitsökonomischen Analyse basieren auf Routinedaten der AOK Sachsen-Anhalt und der IKK gesund plus. Die Prozessevaluation wird mittels Daten einer prä-post-Befragung, leitfadengestützten Interviews und Prozessdaten der Kommunikationsplattform durchgeführt. Die Entwicklung der Fragebögen sowie der Interviewleitfäden erfolgt im Rahmen des Projekts. Für die Evaluation werden deskriptive und inferenzstatistische Verfahren angewendet. Es wird geprüft, ob die Intervention zu einer Verringerung der Inanspruchnahme ungeplanter stationärer Versorgung (primärer Endpunkt) und ambulanter Versorgungsleistungen sowie einer Verlagerung der ungeplanten Inanspruchnahme kostenintensiverer Leistungen hin zu weniger kostenintensiven Leistungen führt.

Diskussion: Es wird diskutiert, welche Verzerrungspotentiale durch die fehlende Randomisierung und die Rekrutierung der Patienten/Patientinnen durch ihre Hausärzte/Hausärztinnen bestehen und wie diesen mittels eines Risikoadjustierungsmodells und der Verwendung multivariater Analysen begegnet wird.

Praktische Implikationen: Comm4Care bietet die Chance, den Nutzen digitaler Kommunikation für die Versorgung sichtbar zu machen.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Digitale Kommunikation zwischen ärztlicher und pflegerischer Versorgung wird zukünftig wichtiger, um Pflegebedürftige angemessen zu versorgen.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01NVF19001


Literatur

1.
Statistisches Bundesamt. Pflegestatistik - Pflege im Rahmen der Pflegeversicherung - Deutschlandergebnisse. 2020.
2.
Kroeber ES, et al. Kommunikationswege und -hürden mit Pflegeheimen und digitale Lösungsperspektiven: eine Fragebogenumfrage unter Hausärzten. Gesundheitswesen. 2021.