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Community Health Nursing als Thema für die Versorgungsforschung: Die CoSta-Studie
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Veröffentlicht: | 30. September 2022 |
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Hintergrund und (inter)nationaler Forschungsstand: Inadäquate Gesundheitsversorgung in hausärztlich unterversorgten Regionen in Deutschland wird immer häufiger festgestellt [1]. Durch die COVID-Pandemie ist die Unter- und Fehlversorgung, die vornehmlich deprivierte Regionen betrifft, verdeutlicht worden. Aktuelle Studien des Robert-Koch-Instituts zum Pandemiegeschehen unterstreichen die Bedeutung der sozialen Lage und daraus resultierende gesundheitliche Ungleichheiten [2]. Um diesen Entwicklungen langfristig zu begegnen und sie über die aktuelle Krise hinaus abzumildern, wird die Etablierung von Community Health Nurses (CHN) als ein Lösungsansatz für die Primärversorgung vorgeschlagen. CHN sind hochschulausgebildete Pflegefachpersonen mit erweiterten Kompetenzen. Ihre Etablierung wurde zuletzt im aktuellen Koalitionsvertrag festgeschrieben. In anderen Gesundheitssystemen ist dieses Berufsbild erfolgreich verankert [3]. Die Pflegefachpersonen agieren eigenständig auf kommunaler Ebene, innerhalb eines breiten Verantwortungsbereiches. Ihre Aufgaben reichen von pflegerischer Zuständigkeit, Steuerung von Versorgungsabläufen und Prävention/ Gesundheitsförderung über kommunale Vernetzung [3].
Fragestellung und Zielsetzung: Im Rahmen einer Studie werden die gesundheitsbezogene Lebensqualität und sekundäre Outcomes bei chronisch Kranken in einem sozioökonomisch benachteiligten Quartier untersucht. Die Studienteilnehmenden erhalten ein Jahr pflegegeleitete Interventionen (Hausbesuche, Pflegesprechstunde, Schulungen). Es sollen neue Erkenntnisse für den Versorgungsalltag und den Nutzen pflegegeleiteter Konzepte ermittelt werden.
Methode: In der randomisiert-kontrollierten Studie werden chronische kranke Erwachsene zu drei Zeitpunkten befragt und einer Interventions- oder Kontrollgruppe zugeteilt. Die Messung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität erfolgt mit dem SF-36 Gesundheitsfragebogen.
Ergebnisse: N= 176 chronisch kranke Patient:innen aus einem Stadtteil-Gesundheitszentrum wurden um Studienteilnahme gebeten. Davon konnten n=95 Personen im Alter von 25 bis 88 Jahren anhand der definierten Kriterien eingeschlossen werden. N=94 Teilnehmende wurden randomisiert den zwei Gruppen zugeteilt. Für die Baseline-Auswertung liegen Datensätze von n=89 Personen vor, die derzeit analysiert und deren Daten im Kongressbeitrag präsentiert werden.
Diskussion: Die Studie leistet einen Beitrag zur praxisnahen Versorgungsforschung, indem eine wohnortnahe, patientenzentrierte Struktur mit Fokus auf eine vulnerable Gruppe exploriert wird. In der Primärversorgung schaffen CHN einen niederschwelligen Zugang und leisten damit einen Beitrag zur Reduktion gesundheitlicher Ungleichheit.
Praktische Implikationen: Das proaktive Angebot mit der Übernahme von Koordination in Behandlungsprozessen kann zum Schnittstellenabbau in der Versorgungspraxis und bei beteiligten Leistungserbringern beitragen.
Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Die Etablierung von CHN mit erweiterten Kompetenzen bedarf einer aussagekräftigen Datenbasis und die Unterstützung der anderen beteiligten Berufsgruppen.
Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); 13FH019SX8
Literatur
- 1.
- Fischer G. Gesundheitszentren als innovative Lösung der absehbaren Versorgungskrise im ländlichen Raum. In: Pfannstiel MA, Kassel K, Rasche C, editors. Innovationen und Innovationsmanagement im Gesundheitswesen Technologien, Produkte und Dienstleistungen voranbringen. Wiesbaden: Springer Gabler; 2020. S. 335-343.
- 2.
- Hoebel J, Haller S, Bartig S, Michalski N, Marquis A, Diercke M, Schmid-Küpke N, Wichmann O, Sarma N, Schaade L, Hövener C. Soziale Ungleichheit und COVID-19 in Deutschland. Wo stehen wir in der vierten Pandemiewelle? Epidemiologisches Bulletin. 2022;5:3-10.
- 3.
- Reuschenbach B, Primig M. Neues Berufsbild: Community Health Nurse. Heilberufe.2021;73(3):48-51.