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Die Rolle von Angehörigen in Notfallsituationen in Pflegeeinrichtungen aus der Sicht von Pflegefachpersonen: Eine qualitative, multimethodische Studie
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Autoren
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Sven Schwabe
- Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
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Andreas Günther
- Fachbereich Feuerwehr, Stadt Braunschweig, Braunschweig, Deutschland
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Nadia Primc
- Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Universität Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
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Giovanni Rubeis
- Fachbereich Biomedizinische Ethik und Ethik des Gesundheitswesens, Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften, Krems an der Donau, Österreich
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Nils Schneider
- Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
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Juliane Poeck
- Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland; Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
| Veröffentlicht: | 30. September 2022 |
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Gliederung
Text
Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Notfallsituationen in Pflegeeinrichtungen führen häufig zu unnötigen Krankenhauszuweisungen und entsprechen oft nicht den Behandlungswünschen von Bewohnern. Das Notfallmanagement wird erschwert durch strukturelle Bedingungen in den Pflegeeinrichtungen, fehlende Patientenverfügungen und herausfordernde Kommunikation und Koordination mit allen relevanten Akteuren. Angehörige von Bewohnern können ins Notfallmanagement involviert sein, aber ihre Rolle ist unklar.
Fragestellung und Zielsetzung: Welche Rolle spielen Angehörige von Pflegeheimbewohnern beim Notfallmanagement aus der Perspektive von Pflegefachpersonen?
Methode oder Hypothese: Im Rahmen des G-BA geförderten Forschungsprojektes NOVELLE (FKZ: 01NVF18007) wurden zwischen September 2020 und April 2021 sechs Fokusgruppeninterviews und 33 leitfadengestützte Einzelinterviews mit insgesamt 52 Pflegefachpersonen aus Pflegeeinrichtungen in Norddeutschland geführt. Das zentrale Thema der Erhebung war das Notfallmanagement in Pflegeeinrichtungen. Die Daten aus beiden Erhebungsformen wurden digital aufgezeichnet, transkribiert und mit der Software MAXQDA qualitativ inhaltsanalytisch nach Mayring ausgewertet.
Ergebnisse: In der Wahrnehmung von Pflegefachpersonen sind Angehörige aktiv ins Notfallmanagement in Pflegeeinrichtungen involviert. Sie werden bei Notfallsituationen informiert und sind bei der Entscheidungsfindung zur Weiterversorgung beteiligt. Die Rolle der Angehörigen wird unterschiedlich wahrgenommen. Einerseits unterstützen Angehörige Pflegefachpersonen im Notfallmanagement, zum Beispiel bei der Identifikation der Behandlungswünsche der Bewohner oder der Durchsetzung des Bewohnerwillens gegenüber Hausärzten und dem Rettungsdienst. Andererseits werden Angehörige in Notfallsituationen teilweise als überfordert und unvorbereitet wahrgenommen. Sie können den Bewohnerwillen übergehen, die Vorgehensweise im Notfall Frage stellen und die Pflegefachpersonen unter Druck setzen.
Diskussion: Die Einschätzungen von Pflegefachpersonen zur Rolle der Angehörigen im Notfallmanagement reichen von „unterstützend“ bis hin zu „unruhestiftend“. Die rechtzeitige Einbeziehung der Angehörigen in die Notfallplanung, die Festlegung klarer Vereinbarungen mit den Hausärzten und die Entwicklung vertrauensvoller Beziehungen zwischen Pflegepersonal und Angehörigen stellen wichtige Ansätze zur Verbesserung des Notfallmanagements dar.
Praktische Implikationen: Bei der Notfallplanung in Pflegeeinrichtungen sollten die Angehörigen der Bewohner frühzeitig eingebunden werden, sofern die Bewohner dies wünschen.
Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Eine vertrauensvolle Beziehung und eine klare Kommunikation mit Angehörigen sowie ihre frühzeitige Einbindung in die Notfallplanung können Konflikte bei Notfällen reduzieren und das Notfallmanagement für Pflegefachpersonen beherrschbarer machen.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01NVF18007
