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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Methodische Herausforderungen der Evaluation neuer Versorgungsprojekte: Evaluation komplexer Interventionen – am Beispiel des Innovationsfondprojektes MSnetWork

Meeting Abstract

  • Sandra Meyer-Moock - Institut für Community Medicine, Abteilung Methoden der Community Medicine, Greifswald, Deutschland
  • Susan Raths - Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Gesundheitsmanagement, Greifswald, Deutschland
  • Charlotte Müller - Berufsverband Deutscher Neurologen, Berlin, Deutschland
  • Bernward Siebert - Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte e.V., VDBW Berlin, Karlsruhe, Deutschland
  • Katharina Strunk - GWQ ServicePlus AG, Düsseldorf, Deutschland
  • Steffen Flessa - Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Gesundheitsmanagement, Greifswald, Deutschland
  • Thomas Kohlmann - Institut für Community Medicine, Abteilung Methoden der Community Medicine, Greifswald, Deutschland
  • Uwe Meier - Berufsverband Deutscher Neurologen, NeuroCentrum Grevenbroich, Grevenbroich, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf157

doi: 10.3205/22dkvf157, urn:nbn:de:0183-22dkvf1578

Veröffentlicht: 30. September 2022

© 2022 Meyer-Moock et al.
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Gliederung

Text

Medizinische Versorgungsprogramme sind häufig komplexe Interventionen. Dies gilt auch für neue Versorgungsformen. Bei Förderung durch den Innovationsfonds schreiben die Förderbedingungen eine wissenschaftliche Evaluation und Bewertung dieser neuen Versorgungsform zur Überprüfung der Effekte vor.

Die Herausforderungen einer hochintegrierten gemeinschaftlichen Evaluation gesundheitlicher und gesundheitsökonomischer Effekte werden am Beispiel des Projekts MSnetWork aufgezeigt. In dem Projekt erhalten an Multipler Sklerose erkrankte Patient*innen ein Bündel an Interventionsangeboten mit dem Ziel, die Arbeitsfähigkeit und Teilhabe am selbstbestimmten Leben positiv zu beeinflussen. Der*die Neurolog*in im Zentrum des neu etablierten Netzwerkes koordiniert die von verschiedenen Leistungserbringern angebotenen Versorgungsleistungen und arbeitet erstmals mit dem*der präventiv tätigen Arbeitsmediziner*in zusammen. Telekonsile und Fallbesprechungen unterstützen die Zusammenarbeit.

Die Evaluation der 24-monatigen Interventionsstudie erfolgt im Rahmen einer randomisierten kontrollierten Studie (Randomisierung auf Patientenebene im Verhältnis 1:1, geplantes N=950). Primärer Endpunkt sind die AU-Tage. Neben der gesundheitsbezogenen Lebensqualität sowie weiteren medizinischen, psychologischen und ökonomischen Parametern gehen als sekundäre Endpunkte die Erwerbsprognose sowie die Patientenzufriedenheit in die Evaluation ein.

Im Rahmen dieser hochkomplexen und stark interdisziplinären Versorgungsform mit vielschichtigen Interventionen lassen sich einige methodische Herausforderungen identifizieren:

1.
Auf der Ebene der versorgungsgestalteten Schnittstellen wirken Akteure aus Bereichen zusammen, die im Rahmen einer GKV-Behandlung bisher nicht gemeinsam agierten (Neurologie, Arbeitsmedizin, Psychoedukation, sozialrechtliche Beratung). Auf der Kostenträgerebene erfolgt zudem eine sektorenübergreifende Kooperation mit der Rentenversicherung. Neue Strukturen und Kommunikationswege sind notwendig, u.a. mittels einer elektronischen Patientenakte.
2.
Die multiplen Evaluationsebenen (medizinisch, arbeitsmedizinisch, psychologisch und ökonomisch) erzeugen eine hochgradige Integration und Verzahnung der klinisch-medizinischen und ökonomischen Evaluation.
3.
Ausgewählte Regionen und der Kreis der über den Selektivvertrag teilnehmenden Krankenkassen beschränken die Anzahl der Patient:innen pro Praxis.

Lösungsvorschläge:

1.
Stärkung der Governance durch eine intensive Koordination und Transparenz unter den Beteiligten sowie gemeinsame Schulungen der Akteure.
2.
Gemeinsame Datenerhebung gesundheitswissenschaftlicher und -ökonomischer Endpunkte mittels eines umfangreichen breitbandigen Instrumentariums durch ein multiples Evaluationsteam.
3.
Erhöhung der Patient*innenzahl durch Öffnung des Projektes für andere Versicherte, z.B. durch Behandlungsverträge nach § 630a BGB, sowie regionale Ausweitung.

Aus den Ergebnissen lassen sich neue Ansätze für die Planung und Umsetzung der Evaluation von hochkomplexen, netzwerkartigen Interventionen und den einhergehenden methodischen Herausforderungen herausarbeiten und vertiefen.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01NVF20025

Autor*innenschaft: Die Autorinnen Sandra Meyer-Moock und Susan Raths teilen sich die Erstautor*innenschaft.