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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Welche Patient:innen werden von Palliativdiensten in deutschen Kliniken mitbetreut? Eine deskriptive Datenanalyse

Meeting Abstract

  • Eva Lehmann-Emele - Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Forschung, Göttingen, Deutschland
  • Julia Wikert - LMU Klinikum, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, Forschung, München, Deutschland
  • Daniela Gesell - LMU Klinikum, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, Forschung, München, Deutschland
  • Maximiliane Jansky - Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Forschung, Göttingen, Deutschland
  • Friedemann Nauck - Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Forschung, Göttingen, Deutschland
  • Claudia Bausewein - LMU Klinikum, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, Forschung, München, Deutschland
  • Farina Hodiamont - LMU Klinikum, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, Forschung, München, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf148

doi: 10.3205/22dkvf148, urn:nbn:de:0183-22dkvf1485

Veröffentlicht: 30. September 2022

© 2022 Lehmann-Emele et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Multiprofessionell arbeitende Palliativdienste etablieren sich zunehmend in Deutschland. In nicht auf Palliativversorgung spezialisierten Bereichen im Krankenhaus unterstützen sie Primärversorgende bei der Behandlung von Patient:innen mit nicht heilbaren Erkrankung und deren Angehörigen. Im Vordergrund steht dabei die Symptomlinderung sowie die Planung der Weiterversorgung [1] Bislang liegen wenig Versorgungsdaten und Charakteristika zu dem durch Palliativdienste mitbetreuten Patient:innenkollektiv vor.

Fragestellung und Zielsetzung: Wie gestaltet sich die Versorgung durch Palliativdienste in deutschen Kliniken hinsichtlich Patient:innencharakteristika, Versorgungsdauer und Symptomgeschehen bei Aufnahme?

Methode: Deskriptive Analyse von ausgewählten Daten der prospektiven multizentrischen Querschnittsstudie COMPANION [2]: Dreimonatige Vollerhebung soziodemografischer Patient:innendaten und Einschätzung der Symptombelastung mittels Integrated Palliative Care Outcome Scale (IPOS) [3], erhoben durch Professionelle.

Ergebnisse: Bisherige Daten aus 4 Palliativdiensten (3 universitär/1 nicht-universitär) zeigen, dass im Quartal im Ø 131 Patient:innen (83–176) im Alter von Ø 69 Jahren durch Palliativdienste mitbetreut wurden. Es handelt sich zu 53% (46–60%) um weibliche Patientinnen mit überwiegend onkologischen Erkrankungen (Ø 74%; 69–87%), wovon der Großteil verlegt (Ø 56%; 45–67%) oder entlassen (Ø 25%; 10–36%) wurde und 19% (10–24%) während der Mitbetreuung verstarben. Die am häufigsten vorherrschende Symptombelastung der Patient:innen (starke und extrem starke Ausprägung) bestand in drei Diensten durch Schwäche (47–61%) und in einem Dienst durch eingeschränkte Mobilität (43%). Belastung durch Schmerzen war bei Ø 17% (10–30%) und Atemnot bei Ø 11% (6–16%) stark und extrem stark. Die Versorgungsdauer variierte zwischen Ø 4 und 9 Tagen (1–64).

Diskussion: Dienstübergreifend werden überwiegend onkologische Patient:innen mitbetreut, wovon ca. die Hälfte der Patient:innen verlegt werden und nur maximal ein Viertel während der Mitbetreuung verstirbt. Auch die bei Aufnahme besonders belastenden Symptome sind in den Diensten ähnlich. Deutliche Unterschiede zwischen den Teams bestehen hinsichtlich Patient:innenanzahl und Versorgungsdauer. Gründe hierfür könnten stark variierende Rahmenbedingungen und Finanzierungssysteme auf Landesebene sein, die dazu führen, dass Struktur- und Prozessmerkmale einzelner Teams heterogen ausgeprägt sind [4].

Praktische Implikationen: Palliativdienste sollten zukünftig vermehrt auch in die Behandlung von lebenslimitierenden, nicht-onkologischen Erkrankungen integriert werden.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Zukünftige Analysen müssen berücksichtigen, dass sich die Versorgungssituation in Palliativdiensten in verschiedenen Kliniken unterscheidet.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01VSF18018

Autor*innenschaft: Die Autorinnen Eva Lehmann-Emele und Julia Wikert teilen sich die Erstautor*innenschaft.


Literatur

1.
Radbruch L, Payne S. White Paper on standards and norms for hospice and palliative care in Europe: part 2. European Journal of Palliative Care. 2010;17(1):22-33.
2.
Hodiamont F, Schatz C, Gesell D, Leidl R, Boulesteix AL, Nauck F, Wikert J, Jansky M, Kranz S, Bausewein C. COMPANION: development of a patient-centred complexity and casemix classification for adult palliative care patients based on needs and resource use - a protocol for a cross-sectional multi-centre study. BMC Palliat Care. 2022 Feb 4;21(1):18. DOI: 10.1186/s12904-021-00897-x Externer Link
3.
Murtagh FE, Ramsenthaler C, Firth A, Groeneveld EI, Lovell N, Simon ST, Denzel J, Guo P, Bernhardt F, Schildmann E, van Oorschot B, Hodiamont F, Streitwieser S, Higginson IJ, Bausewein C. A brief, patient- and proxy-reported outcome measure in advanced illness: Validity, reliability and responsiveness of the Integrated Palliative care Outcome Scale (IPOS). Palliat Med. 2019 Sep;33(8):1045-57. DOI: 10.1177/0269216319854264 Externer Link
4.
Wikert J, Gesell D, Bausewein C, Jansky M, Nauck F, Kranz S, Hodiamont F. Specialist palliative care classification: typology development. BMJ Support Palliat Care. 2022 Feb 8:bmjspcare-2021-003435. DOI: 10.1136/bmjspcare-2021-003435 Externer Link