Artikel
Das Implantat und die „Organisation des Lebens“ – lived experiences und Identität in der patient:innenzentrierten Versorgungsforschung
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 30. September 2022 |
---|
Gliederung
Text
Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Medizintechnische Innovationen wie Implantate ermöglichen vielversprechende Behandlungen diverser Krankheitsbilder. Die Entscheidungsfindung, Versorgung und das (Er-)Leben vor, während und nach der Implantation spiegeln individuelle und gesellschaftliche Werte wider und können weitreichende und bislang wenig erforschte Konsequenzen für die Lebensführung, das Selbstbild und die Identität der Betroffenen haben.
Fragestellung und Zielsetzung: Der vorgestellte Beitrag beschäftigt sich mit den Chancen und Herausforderungen einer patientenzentrierten Versorgungsforschung, die auf Konzepten wie lived experiences und Identität aufbaut. Ziel ist es, das individuelle Erleben, die Werte und Einstellungen von Implantat-Träger:innen zu adressieren. Darüber hinaus soll eine Langzeitperspektive abgebildet werden, um Erkenntnisse unter Einbezug ethischer Aspekte nachhaltig in die Versorgungspraxis zu transferieren.
Methode oder Hypothese: Einem patient:innenzentrierten Ansatz folgend, können lived experiences und Identität im Rahmen innovativer Forschungsdesigns mithilfe methodischer Triangulation (Scoping Review, digital konzipierte Gruppendiskussionen und Tagebuchstudie) operationalisiert werden. Darauf aufbauend werden die Ergebnisse direkt in die Entwicklung von Lernangeboten für in der Implantat-Entwicklung und -Versorgung tätige Personen einfließen.
Ergebnisse: Die innovative Ausrichtung und Triangulation der Methoden ermöglichte es, lived experiences sowie identitätsgestaltende Elemente aus der Patient:innenperspektive über einen längeren Zeitraum zu erforschen. Die Untersuchung der Lebenswelt von Implantat-Träger:innen offenbarte, welche Auswirkungen Implantate im Alltag und auf das Selbstbild haben können, inwieweit ethische Prinzipien in der Versorgungsrealität berücksichtigt werden und welche Versorgungsbedarfe weiterhin bestehen.
Diskussion und praktische Implikationen: Die innovativ gestalteten Erhebungsmethoden sowie deren Triangulation konnten erheblich dazu beitragen, vielfältige Einblicke aus der Patient:innenperspektive in das Erleben und die Identitätsbildung im Kontext von Implantaten zu erhalten. Jedoch kann sich eine so intensive Interaktion zwischen Forschenden und potentiell vulnerablen Gruppen auch als belastend für beide Seiten erweisen. Patient:innenzentrierte Forschungsdesigns tragen zu einer partizipativen Versorgungsgestaltung bei, die einen breiteren Forschungsblick erfordert. Insbesondere bei der Untersuchung von medizintechnischen Innovationen sind dabei die Langzeitperspektive und der initiale Einbezug ethischer Aspekte maßgeblich, um eine nachhaltige Versorgungsforschung sichern zu können.
Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Die Versorgungsforschung im Bereich medizintechnischer Innovationen sollte eine patientenzentrierte Langzeitperspektive mit einem Fokus auf ethische Aspekte initial miteinbeziehen, um eine umfassende und nachhaltige Translation in die Praxis sicherzustellen.
Förderung: Sonstige Förderung; 03ZZ0923D