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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Internetbasierte Suche nach Informationen zur frühkindlichen Allergieprävention durch (werdende) Eltern Neugeborener – Implikationen für das Konstrukt Gesundheitskompetenz

Meeting Abstract

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  • Andrea Heiberger - Institut für Alltagskultur, Bewegung und Gesundheit, Pädagogische Hochschule Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Carolin Dresch - Institut für Alltagskultur, Bewegung und Gesundheit, Pädagogische Hochschule Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Anja Alexandra Schulz - Institut für Alltagskultur, Bewegung und Gesundheit, Pädagogische Hochschule Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Markus Wirtz - Institut für Alltagskultur, Bewegung und Gesundheit, Pädagogische Hochschule Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf093

doi: 10.3205/22dkvf093, urn:nbn:de:0183-22dkvf0937

Veröffentlicht: 30. September 2022

© 2022 Heiberger et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Um verlässliche gesundheitsbezogene Informationen im Internet zu finden, muss die Suche gesundheitskompetent erfolgen. Orientiert am Modell von Sørensen et al. [1], das die vier Gesundheitskompetenzfacetten Zugang, Verstehen, Bewerten und Anwenden unterscheidet, und an motivations- und verhaltenstheoretischen Modellen (z.B. Rubikonmodell, Transtheoretisches Modell, Risk Information Seeking and Processing Modell; [2]) wurde das Suchverhalten im Internet (werdender) Eltern Neugeborener zum Thema frühkindliche Allergieprävention (FKAP) untersucht.

Fragestellung und Zielsetzung: Die in den Modellen postulierten Struktur- und Prozesselemente sollten aufgabenstellungs- und themenbezogen spezifiziert und differenziert werden:

1.
Wie spiegeln sich Elemente der Modelle im Suchverhalten und in der Informationsverarbeitung (werdender) Eltern zu FKAP wieder?
2.
Welche Informationen sollten zur Weiterentwicklung der postulierten Struktur- und Prozesselemente berücksichtigt werden?

Methode: Die Datenbasis bilden 13 internetbasierte Recherchen (Ø Dauer ca. 120 min) zu FKAP von (werdenden) Eltern. Bildschirminhalte und die Verbalisierung der elterlichen Gedanken (Think-Aloud-Methode) wurden aufgezeichnet und in Anlehnung an die dokumentarische Videoanalyse kodiert.

Ergebnisse: Für Modellelemente konnten Beispiele im elterlichen Rechercheverhalten gefunden werden. Erweiternd zum Modell von Sørensen et al. [1] muss berücksichtigt werden, dass das Suchverhalten – als Kernaspekt der Facette Zugang - inhärent mit Verstehens- und Bewertungsprozessen verknüpft ist. Hinsichtlich Verstehen und Bewerten sind automatisierte und elaborierende kognitive Prozesse, sowie semantische (inhaltliche Bedeutungsebene) und pragmatische (Adaption der Informationen auf die eigene Lebenssituation) Verarbeitungsinhalte zu unterscheiden.

Diskussion: Die Modellerweiterung zeigt, dass der Prozess der Informationssuche nicht geradlinig zu denken ist. Besonders Rücklaufschleifen (z.B. Bewerten zu Suchen) zeichnen die kognitiven Verarbeitungsprozesse aus. Es bleibt zu klären, ob die erweiterte Modellspezifizierung elterlichen Suchververhaltens im Internet zu FKAP auf andere Populationen, Informationsmedien und Inhalte generalisierbar ist.

Praktische Implikationen: Elterliches Suchverhalten kann unmittelbar mit den Facetten des Konstrukts Gesundheitskompetenz verknüpft werden. Hierdurch kann die Verarbeitung von gesundheitsbezogenen Informationen besser verstanden und Informationszugänge optimiert werden.

Appell für die Praxis: Die integrierte Betrachtung von Gesundheitskompetenzmodellen und tatsächlichem elterlichem Suchverhalten trägt zu einem valideren Verständnis gesundheitskompetenter Informationsverarbeitung bei.

Förderung: Sonstige Förderung; FOR 2959


Literatur

1.
Sørensen K, Van den Broucke S, Fullam J, Doyle G, Pelikan J, Slonska Z, Brand H; (HLS-EU) Consortium Health Literacy Project European. Health literacy and public health: a systematic review and integration of definitions and models. BMC Public Health. 2012 Jan;12:80. DOI: 10.1186/1471-2458-12-80 Externer Link
2.
Lippke S, Steinkopf J. Motivation für gesundheitsförderliches Verhalten. In: Kohlmann ICW, Salewski C, Wirtz MA, editors. Psychologie in der Gesundheitsförderung. Bern: Hogrefe; 2018. S. 99-112.