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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Qualitätssicherung mit sektorenübergreifenden Routinedaten der Krankenkassen am Beispiel der orthopädischen Rehabilitation

Meeting Abstract

  • Diana Rau - Uniklinik, Institut für medizinische Biometrie und Statistik, Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Lena Staab - Uniklinik, Institut für medizinische Biometrie und Statistik, Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Caroline Schmuker - Wissenschaftliches Institut der AOK, Berlin, Deutschland
  • Christian Günster - Wissenschaftliches Institut der AOK, Berlin, Deutschland
  • Erik Farin-Glattacker - Uniklinik, Institut für medizinische Biometrie und Statistik, Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Freiburg im Breisgau, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf076

doi: 10.3205/22dkvf076, urn:nbn:de:0183-22dkvf0764

Veröffentlicht: 30. September 2022

© 2022 Rau et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die derzeitige Qualitätssicherung (QS) in der Rehabilitation erfordert verschiedene Instrumente und Verfahren (u.a. Fragebögen für Patient*innen und Ärzt*innen), deren Einsatz mit großem administrativen Aufwand verbunden ist. Bisher findet die QS in Deutschland nicht sektorübergreifend statt, d.h. dass die verschiedenen Sektoren (z.B. Anschlussrehabilitation und vorangegangene Akutbehandlung) unabhängig voneinander QS-Daten erheben.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel des Projekts ist es, Möglichkeiten zu untersuchen, wie eine Reduktion des administrativen Aufwands bei der QS im Gesundheitswesen erfolgen kann. Auf der Basis eines Modells zum Zusammenwirken von sektorenspezifischen QS-Daten und sektorenübergreifenden, mit Routinedaten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) erfassten Qualitätsindikatoren wird dies am Beispiel von Patient*innen in einer Anschlussrehabilitation nach Hüft- oder Knie-Totalendoprothesenersatz untersucht.

Methode oder Hypothese: Es werden empirisch zwei Hypothesen überprüft:

1.
Aus Routinedaten der GKV zu gewinnende Qualitätsindikatoren weisen für zentrale Ergebnisdimensionen einer orthopädischen Anschlussrehabilitation, die mittels eines „Goldstandards“ des Behandlungserfolgs erfasst werden, eine hohe Vorhersagekraft auf.
2.
Eine Berücksichtigung der Routinedaten der GKV ermöglicht ein besseres Risikoadjustierungsmodell für die Qualitätsmessung nach der Rehabilitation und belegt somit den Nutzen eines sektorenübergreifenden QS-Ansatzes.

Zur Hypothesenprüfung werden in einer prospektiven Studie (N = 500 Patient*innen) Primärdaten zu vier Messzeitpunkten (Reha-Beginn, Reha-Ende, 3 und 6 Monate nach Reha) erhoben, die den Behandlungserfolg der Maßnahme (z.B. Mobilität, Selbstständigkeit) im Sinne eines „Goldstandards“ abbilden sollen. In einer retrospektiven Kohortenstudie werden zudem ca. N = 200.000 AOK-Versicherte mit abgeschlossener orthopädischer Anschlussrehabilitation untersucht. Diese Studie dient der Identifizierung von Qualitätsindikatoren und Risikofaktoren für den Rehabilitations-Behandlungserfolg.

Diskussion: Bisher liegen zu wenige empirische Studien vor, die den Nutzen von Routinedaten für die QS durch einen Vergleich mit einem Goldstandard der Effektmessung untersuchen. Aufgrund des sektorübergreifenden Aufbaus der GKV-Routinedaten bietet es sich dabei auch an, die Vorteile einer sektorübergreifenden QS zu nutzen, z.B. dadurch, dass Entlassungsdaten des vorangegangenen Sektors die Risikoadjustierung im Folgesektor optimieren.

Praktische Implikationen: Sollten die Hypothesen der Studie bestätigt werden, so ergeben sich Möglichkeiten der administrativen Vereinfachung, die zu einer Entlastung des Personals in Rehabilitationskliniken beitragen könnten. Sollten die Hypothesen der Studie nicht bestätigt werden, wird die Notwendigkeit sektorspezifischer QS-Erhebungen belegt.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Mit empirischen Studien kann die Versorgungsforschung einen Beitrag zur Weiterentwicklung der QS (z.B. sektorübergreifender Ansatz, Aufwandsreduktion) leisten.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01VSF21041