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„Wo ist die Akte?“ – förderliche und hemmende Faktoren bei der Implementierung der EPA in deutschen Krankenhäusern
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Veröffentlicht: | 30. September 2022 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Seit einigen Jahren stellen deutsche Krankenhäuser von der papierbasierten Patientenakte auf eine elektronische Akte/EPA um. Diese Umstellung wurde durch das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) beschleunigt. Im KHZG sind weitere Bausteine der digitalen Transformation im Krankhaus enthalten, sodass dieser Prozess Krankenhäuser noch die nächsten Jahre begleiten wird.
Fragestellung und Zielsetzung: Welche förderlichen und hemmenden Faktoren treten bei der Implementierung der EPA in deutschen Krankenhäusern auf? Ziel ist es, aus den erhobenen Faktoren Empfehlungen für zukünftige Digitalisierungsprojekte in Krankenhäusern abzuleiten.
Methode oder Hypothese: Als Erhebungsmethode dienen Einzelinterviews. Die Zielgruppe sind Mitarbeitende unterschiedlicher Disziplinen, z.B.: Pflege, Medizin, IT, welche den Implementierungsprozess eines Krankenhauses gestalten. Der Interviewleitfaden wurde anhand der ersten Version des Consolidated Framework for Implementation Research (CFIR) erstellt, um alle Facetten der Implementierung (d.h. Kontext, Intervention, Implementierungsprozess)“ zu erfassen. Zur Auswertung der Interviews wird eine qualitative Inhaltsanalyse durchgeführt. Dafür werden die CFIR-Konstrukte als deduktive Kategorien genutzt.
Ergebnisse: Es wurden bisher 9 Interviews (an 8 Krankenhäusern) durchgeführt, weitere sind geplant. Vorläufige Ergebnisse zeigen, dass aus Sicht der Interviewten die Vorteile der EPA gegenüber der Papierakte überwiegen, die politischen Vorgaben mit angedrohten Sanktionen die Digitalisierung der Kliniken beschleunigen und Schulungen einen hohen Stellenwert einnehmen. Beim Prozess der Implementierung scheint die Erfahrung der Mitarbeitenden, die für die Implementierung verantwortlich sind eine entscheidende Rolle in der Ausgestaltung zu spielen. Im Implementierungsprozess treten unvorhergesehene Ereignisse (z.B. Pandemie) auf, in deren Konsequenz das weitere Vorgehen angepasst werden muss.
Diskussion: Bei der Implementierung digitaler Interventionen sind verschiedene Faktoren (z.B. Implementierungsverantwortliche) zu berücksichtigen. Nicht alle Faktoren liegen im Ermessensspielraum des Krankenhauses, jedoch lassen sich viele Faktoren (z.B. Schulungen) durch das Krankenhaus beeinflussen.
Praktische Implikationen: Die Ergebnisse sollen Praktiker:innen eine Struktur bieten, die EPA und weitere digitale Interventionen einzuführen. Durch die Nutzung der Ergebnisse soll ein Beitrag dazu geleistet werden, die knappen klinischen Ressourcen zu schonen.
Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Wissenschaftskommunikation sollte genutzt werden, um Forschungsergebnisse sowie Theorien/Modelle/Frameworks zugänglich zu machen, sodass deren Nutzung Implementierungsprozesse in der Praxis verbessert.
Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc)