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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Rekrutierung von Hausarztpraxen für klinische Studien ist eine Herausforderung

Meeting Abstract

  • Karen Voigt - TU Dresden, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Bereich Allgemeinmedizin, Dresden, Deutschland
  • Astrid Klein - TU Dresden, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Bereich Allgemeinmedizin, Dresden, Deutschland
  • Peggy Borchers - TU Dresden, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Bereich Allgemeinmedizin, Dresden, Deutschland
  • Tina Görbing - TU Dresden, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Bereich Allgemeinmedizin, Dresden, Deutschland
  • Jenny Petermann - TU Dresden, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Bereich Allgemeinmedizin, Dresden, Deutschland
  • Franziska Brosse - TU Dresden, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Bereich Allgemeinmedizin, Dresden, Deutschland
  • Henna Riemenschneider - TU Dresden, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Bereich Allgemeinmedizin, Dresden, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf018

doi: 10.3205/22dkvf018, urn:nbn:de:0183-22dkvf0187

Veröffentlicht: 30. September 2022

© 2022 Voigt et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Rekrutierung von Hausarztpraxen (HAP) für Forschungsprojekte ist herausfordernd, da Forschung im Versorgungsalltag integriert werden muss. Zeitmangel, limitierte Planbarkeit des Versorgungsalltags und hoher Dokumentationsaufwand sind evidente Barrieren für Forschungsteilnahme [Leysen et al. 2019]. Die Coronapandemie, die in großem Maße von HAP bewältigt wurde, führt(e) zu einer chronischen Überlastung der HAP. Daher war es unsicher, ob und welche der bisher etablierten Rekrutierungsstrategien anwendbar waren, um HAP für klinische Studien gewinnen zu können.

Fragestellung und Zielsetzung: Wie rekrutiert man erfolgreich Hausarztpraxen für klinische Studien?

Methode: Im Dresdner Bereich Allgemeinmedizin mussten, durch coronabedingte Verschiebungen der Rekrutierungszeiträume parallel HAP für 3 klinische Multicenterstudien (DECADE, HYPERION-TransCare, MobilE-PHY2) rekrutiert werden. Gesucht wurden insgesamt 49 HAP. Als bereichsinterne Rekrutierungsquellen werden das seit mehr als 20 Jahren existierende Lehrpraxennetz (aktuell 189 Lehrpraxen [LP]) und das seit 2021 im Aufbau begriffene Forschungspraxennetz SaxoN (aktuell 29 Forschungspraxen [FP]) genutzt.

Ergebnisse: Folgende Rekrutierungswege wurden mit unterschiedlichen Outcomes (Anzahl HAP mit Projektteilnahmeeinwilligungen von kontaktierten HAP, Zwischenstand) gewählt:

  • Projektvorstellung und Teilnahmeeinladung auf Online-/Präsenz-/Hybridveranstaltungen (z.B. LP- und FP-Treffen/-Kurse, Symposien, Veranstaltungen von Fach-/Berufsverbänden): 16 von ca. 200

HAP

  • Persönliches Kontaktieren (schriftlich/mündlich) von HAP, die keine SaxoN-FP sind, aber aus Lehre oder vorherigen Forschungsprojekten bekannt sind: 6 von 12 HAP
  • Persönliche Ansprache von HAP aufgrund privater Verbindungen: 4 von 10 HAP
  • Kontaktieren per E-Mail (einmalig) von HAP über Verteiler (LP, FP, Fachgesellschaft): 0 von ca. 340

HAP

  • Faxeinladung bisher unbekannter HAP: 0 von 28 HAP
  • Kontaktieren von Hausarztpraxen über die AOK (Projektvorstellung von AOK-Mitarbeiter*innen bei Praxisbesuchen): 0 HAP

Begleitend wurden Infomaterialien zu den Projekten dezentral, z.B. auf Websites und begleitend zu Newslettern und Artikeln disseminiert.

Die Überlastung durch die Coronaversorgung (Testung, Impfung, Versorgung Covid-Erkrankter, fehlendes Personal) und der mit Teilnahme an klinischen Studien verbundene hohe Forschungsarbeitsaufwand wurden als Gründe für Nichtteilnahme benannt.

Diskussion: Das Rekrutierungsoutput auf Veranstaltungen war eher gering. Präsenzveranstaltungen mit direkten Kontakt zu Praxisteams fehlten als wichtige Rekrutierungsorte. Die persönliche Ansprache von bereits aus Forschung und/oder Lehre bekannten HAP erwies sich als effizienteste Rekrutierungsstrategie.

Reflexion: Das FP-Netz SaxoN ist eine wichtige Rekrutierungsquelle und sollte weiter ausgebaut werden: einerseits werden enge Bindungen zwischen universitärem Forschungsstandort und FP gepflegt, andererseits werden FP für Forschung weiterqualifiziert, um hohe Forschungsqualität zu sichern. Zudem sollte der Arbeitsaufwand für HAP in allen Studienphasen möglichst niedrig zu halten.

Förderung: Sonstige Förderung; 3 Projekte: BMBF: 01GK1906B; BMBF 01GY1913C; GBA 01VSF19021