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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Telemedizin-Konzepte zur Behandlung depressiver Symptome bei Frauen in der prä- oder postnatalen Phase – ein systematisches Review

Meeting Abstract

  • Angelika Beyer - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald, Deutschland
  • Ulrike Stentzel - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald, Deutschland
  • Silke Schmidt - Institut für Psychologie, Universität Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Samuel Tomczyk - Institut für Psychologie, Universität Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Hans Jörgen Grabe - Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Neeltje van den Berg - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf015

doi: 10.3205/22dkvf015, urn:nbn:de:0183-22dkvf0151

Veröffentlicht: 30. September 2022

© 2022 Beyer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Vor und nach der Geburt besteht für Gebärende ein erhöhtes Risiko für Depressionen, die sich auch auf die ungeborenen Kinder auswirken. Behandlungsraten sind niedrig. Leicht zugängliche und niedrigschwellige Interventionsformate sind wichtig, um die Inanspruchnahme zu verbessern. Vielversprechend erscheinen dafür telemedizinische Ansätze.

Fragestellung und Zielsetzung: Können telemedizinische Interventionen die Symptomschwere depressiver perinataler Symptome reduzieren?

Methode: In einen systematischen Literaturreview wurden Artikel eingeschlossen, die Ergebnisse aus Studien im RCT-Design berichteten und Frauen vor oder bis 12 Monate nach Entbindung, telemedizinische Interventionen (Websites, Apps, Telefon u.a.) sowie die mentale Gesundheit betreffende Outcomes adressierten. Die Suche erfolgte nach dem PICO-Schema in den Datenbanken PubMed, Cochrane Library, Isi Web of Science und APA PsycINFO unter Nutzung des online-tools CADIMA. A priori definierte Charakteristika wurden extrahiert und kategorisiert.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 44 Artikel identifiziert, davon adressierten 38 Artikel entweder Depressionen [n=10, davon 20% (n=4) mit signifikanter Verbesserung für mindestens ein Outcome in der Interventionsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe (im Folgenden signifikante Verbesserung)] oder postnatale Depressionen [n=17, davon 47% (n=8) mit signifikanter Verbesserung] oder beides [n=11, davon 73% (n=8) mit signifikanter Verbesserung]. Signifikante Verbesserungen wurden berichtet für die Charakteristika: in der Kategorie “Interventionsart”: self-help-tool (n=14), support (n=4), treatment (n=2); in der Kategorie „Interventionsinhalte“: internet-basierte Kognitive Verhaltenstherapie (n = 8), education lessons (n=5), mindfulness (n=3), peer-support (n=2), treatment-sessions (n=1), internet-based Behavioral Activation (n=1) und in der Kategorie „Zugangsmodus“: websites (n=13), Telefon, Apps oder Messenger-Dienste (n=7).

Diskussion: Etwa die Hälfte der identifizierten Artikel zur Thematik berichtet im Gruppenvergleich mindestens ein signifikant verbessertes Outcome. Obwohl nur Studien im RCT-Design eingeschlossen wurden, ist die methodische Qualität der eingeschlossenen Studien sehr heterogen. Am häufigsten wurden Interventionen als erfolgreich beschrieben, wenn sie sowohl prä- als auch postnatale Depressionen adressierten, mit ihrer Interventionsart Selbsthilfe ermöglichten und eine Form der internet-basierten Kognitiven Verhaltenstherapie beinhalteten.

Reflexion („Was würde ich z.B. in Zukunft anders machen?“): Zukünftige Interventionen sollten die verschiedenen Charakteristika für erfolgreiche telemedizinische Interventionen adressieren und patientenindividuelle Ansätze berücksichtigen.

Förderung: Sonstige Förderung; ESF-Mittel (AZ wird bei Bedarf eingefügt)