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Telemedizin-Konzepte zur Verbesserung von Stress und Angststörungen bei Frauen in der prä- oder postnatalen Phase – ein systematisches Review
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Veröffentlicht: | 30. September 2022 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Schwangerschaft und das Postpartum bewirken ein erhöhtes Risiko für psychiatrische Erkrankungen, die sich negativ, z.T. langfristig, auf die (ungeborenen) Kinder auswirken können. Behandlungsraten sind niedrig. Benötigt werden Versorgungsformen, die gut zugänglich und niedrigschwellig sind. Telemedizin ist daher vielversprechend. Dieses systematische Literaturreview analysiert telemedizinische Interventionen für Schwangere und junge Mütter mit Stressbelastung oder Angststörung.
Fragestellung und Zielsetzung: Kann die Symptomschwere bei Stressbelastung und Angststörungen bei Schwangeren und jungen Müttern mit telemedizinischen Interventionen verbessert werden?
Methode: Das Review wurde anhand der PRISMA Richtlinie durchgeführt. Artikel wurden mittels eines PICO-Schemas nach folgenden Kriterien gescreent und eingeschlossen: P = Schwangere/junge Mütter (Kindesalter ≤ 1 Jahr), I = telemedizinische Intervention jeglicher Art (z.B. Websites, Apps, Chats, Telefon u.a.), C = RCT, O = Outcome Stressbelastung oder Angststörung. Datenbanksuche in PubMed, Cochrane Library, Isi Web of Science und APA PsycINFO. Screening, Artikeleinschluss und Datenextraktion erfolgte durch zwei Forscherinnen.
Ergebnisse: Für das Outcome Stress wurden 12 Artikel eingeschlossen. Davon konnten 5 (42 %) signifikante Verbesserungen berichten. Signifikante Verbesserungen wurden berichtet für die Charakteristika: Self-help tool (n = 4 von 10), Support und Monitoring (n=1 von 1), Stress-Prävention (n=1 von 2), Symptomreduzierung (n=4 von 7), iCBT (n=3 von 3), Patientenedukation (n=1 von 1), pränatale Betreuung (n=1 von 1), Internet Websites (n=4 von 8), Telefon/Online Community (n=1 von 1).
Für das Outcome Angststörung konnten 22 Artikel eingeschlossen werden. Davon konnten 8 (36 %) signifikante Verbesserungen berichten. Signifikante Verbesserungen zeigten Interventionen mit den Charakteristika: Self-help tool (n=5 von 11), Support (n=3 von 3), Stress-Prävention (n=3 von 5), Symptomreduzierung (n=4 von 11), iCBT (n=4 von 8), Patientenedukation (n=1 von 5), Achtsamkeit (n=1 von 3), Peer Support (n=2 von 2), Internet Websites (n=5 von 15), Telefon (n=1 von 1), Telefon/App (n=1 von 1), Telefon/Mails/Nachrichten (n=1 von 1).
Diskussion: Für beide Outcomes gab es einige erfolgreiche Interventionen, aber die Ergebnisse sind heterogen. Weder für Stress noch für Angststörungen wurden signifikante Verschlechterungen berichtet. Das deutet darauf hin, dass Telemedizin nicht schlechter ist als herkömmliche Behandlungen und nicht schadet. Im Vergleich zu anderen psychiatrischen Erkrankungen scheinen Angststörungen schwerer durch Telemedizin adressierbar zu sein. Es kann nicht eindeutig gesagt werden, welche Charakteristiken eine Intervention erfolgreich machen. Die Fallzahlen sind häufig zu klein für belastbare Aussagen. Für Stress scheinen Symptomreduzierung und iCBT erfolgversprechend, für Angststörungen Support, Stress-Prävention und Peer Support.
Reflexion: Zukünftige Vorhaben sollten die verschiedenen Charakteristika für erfolgreiche telemedizinische Interventionen berücksichtigen und dabei patientenindividuelle Ansätze fokussieren.
Förderung: Sonstige Förderung; ESF/14-BM-A55-0022/18